global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

14 Kompetenzorientiertes Lernziel Möglichkeiten grenzüberschreitender Regionalentwick- lung unter dem Einfluss der europäischen Integration darstellen Interview mit HR Prof. Mag. Matthias Hemetsberger Prof. Hemetsberger war AHS-Lehrer, Direktor, Landesschul- inspektor, Bürgermeister der Gemeinde Seeham und Prä- sident der EuRegio Salzburg – Berchtesgadener Land – Traunstein. Interviewer: Bei mir sitzt der Herr Hofrat Hemetsberger. Wir werden jetzt über die EuRegio S-BGL-TS sprechen. Herr Hofrat, was ist EuRegio eigentlich? HR Hemetsberger: EuRegio ist eine Zusammenarbeit zwi- schen Gemeinden im Land Salzburg, im Landkreis Berch- tesgadener Land und im Landkreis Traunstein. Neben diesen drei kommunalen Gruppierungen sind auch das Land Salzburg und die Kammern Mitglieder in der EuRe- gio. Das war uns ganz wichtig, dass auch die Wirtschafts- kammer und die Arbeiterkammer Mitglieder sind, damit das nicht nur ein kommunales Projekt ist, sondern auch im wirtschaftlichen Bereich, im sozialen und arbeitsrecht- lichen Bereich angesiedelt ist. I.: Und wie wird man zu einer EuRegio? H.: Andere EuRegiones gab es ja schon vorher. Im Jahr 1994 haben wir im norddeutschen Bereich – in Gronau, das geht hinüber in den holländischen Bereich – eine EuRegio besucht. Die Zusammenarbeit in diesem Bereich war sehr beeindruckend, da die deutsch-holländische Grenze aus historischen Gründen nicht immer so leicht zu überwinden war. Es ist ihnen aber gelungen, dass sie im wirtschaftlichen, im sozialen und im kulturellen Be- reich ganz gut zusammengearbeitet haben und dass sie auch Mittel von der EU lukrieren konnten. Am Rückflug nach Salzburg hat der Landeshauptmann gesagt: „Du machst das in Salzburg“. Wir haben dann Kontakt aufge- nommen zum Landkreis Berchtesgadener Land und zum Landkreis Traunstein und haben ein Arbeitspapier aus- gearbeitet und die Gründungsveranstaltung im Jahr 1995 abgehalten. Es war nicht ganz einfach, weil die bayeri- sche Seite mehr Power gehabt hat. Sie waren sehr inte- ressiert mit Salzburg zusammenzuarbeiten. Zum Beispiel gibt es einen gemeinsamen Flughafen, der damals noch nicht umstritten war, und durch die starke Wirtschaft in Bayern haben sie den Flughafen gebraucht. Auch his- torisch gesehen: Die Region war doch bis Anfang des 19. Jahrhunderts eine Einheit mit Salzburg („Rupertiwin- kel“), die Bayern sind gerne herübergefahren zum Einkau- fen und haben auch kulturell das Zentrum hier gesehen. Daher war ihnen sehr wichtig, dass das zustandekommt. Ein zweiter Grund war das Techno-Z in Salzburg – heute würde man sagen ein Gründerzentrum für junge Unter- nehmen – und da war es sehr schwierig die arbeitsrecht- lichen Rahmenbedingungen und den grenzübergreifen- den Gütertransport zu organisieren. Daher hatte man auch ein wirtschaftliches Interesse an der Durchlässigkeit der Grenze. I.: Das heißt, man hat die Grenze für Personen und Waren durchlässiger gemacht, wie es später in den Schengen- Abkommen gekommen ist? H.: Naja, ich persönlich bin früher nur zum Einkaufen nach Freilassing gefahren – mit allen Schwierigkeiten beim Grenzübertritt. Es war also ganz wichtig, wenn wir bei der EU sind, dass diese Dinge einfacher werden. Dazu gibt es eine witzige Geschichte: Eine der ersten Bürgermeister- konferenzen haben wir in Traunstein abgehalten. Aber weil das gefühlt so weit aus der Welt war, sind die meis- ten Bürgermeister schon zwei Stunden früher angereist. Und wir haben uns dann zufällig in einem Café dort ge- troffen. Das war ein toter Bereich für uns – kulturell, wirt- schaftlich. Und wir haben dann bemerkt, dass Firmen, die beiderseits der Grenzen dasselbe machen, sich gar nicht kannten. Bayerische Firmen hatten Zulieferer aus Ham- burg, obwohl fünf Kilometer über der Grenze eine Zuliefer- firma gewesen wäre. Das war völlig getrennt. Daher war die EuRegio-Gründung sehr wichtig. Trotz der besseren Zusammenarbeit gab es dann aber trotzdem noch Prob- leme. Ziegel einer österreichischen Firma durften zum Beispiel in Bayern importiert, aber nicht verwendet wer- den, weil sie nicht der bayerischen Norm entsprochen haben. Solche Dinge – auch mit Berlin und Wien – zu er- möglichen, war die Hauptarbeit der EuRegio. I.: Und was trägt die EU dazu bei? H.: Die EU trägt die Büros, aber die EuRegio trägt dazu bei, dass Projekte gefördert werden. Zwar trägt die EuRegio selbst keine Projekte, hilft aber bei der Vermittlung von Fördermöglichkeiten von Brüssel aus. Zum Beispiel haben wir unterstützt, dass das Wenger Moor und eine Moor- landschaft in Bayern zusammen ein Projekt gemacht haben. Man braucht also immer einen Partner auf der anderen Seite der Grenze. I.: Und da wird es auch Projekte aus dem Verkehr oder der Landwirtschaft geben? H.: Massenweise! Wir haben Facharbeitsgruppen gehabt in der Raumplanung, in der Land- und Forstwirtschaft, Jugend & Bildung, Innovation, Technologie, Soziales, Sport, Wirtschaft, Katastrophenschutz, Rettungswesen, Feuer- wehr, Tourismus und Verkehr, Umwelt- und Naturschutz. Es sind dann noch weitere dazugekommen. Zum Beispiel Rettungswesen: Es war damals nicht möglich grenzüber- schreitende Fahrten durchzuführen. In den Facharbeits- gruppen haben wir dann geschaut, was man tun kann, dass man gegenseitige Hilfeleistungen bieten kann. I.: Wie hat das mit der Bildung funktioniert? H.: Uns war wichtig, dass Schulen zusammengeführt werden und das europäische Verständnis gefördert wird. Dass gemeinsame Projekte durchgeführt werden, dass sich die Direktorinnen und Direktoren treffen und sich austauschen und wieder gemeinsame Projekt machen. Regionalentwicklung – EuRegio Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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