global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
103 Demographische Entwicklungen und gesellschaftspolitische Implikationen beurteilen Arbeitsheft S. 45 Mehr Geburten als Sterbefälle Die Geburtenbilanz ist 2016 in Österreich positiv ausge- fallen: Die Zahl der Neugeborenen lag laut vorläufigen Berechnungen der Statistik Austria bei 88 026. Im glei- chen Zeitraum wurden insgesamt 79 958 Sterbefälle ver- zeichnet. Damit kamen 8 086 Personen mehr auf die Welt, als star- ben. Der (vorläufige) Geburtenüberschuss fiel so hoch wie zuletzt 1996 aus. In den Zahlen enthalten sind auch jene 528 Geburten und 588 Sterbefälle von in Österreich wohn- haften Personen, die sich 2016 im Ausland ereigneten. Deutlich positiv fiel die vorläufige Geburtenbilanz 2016 besonders in Wien (plus 5 365) und in den Bundesländern Oberösterreich (plus 2 638), Tirol (plus 1 805), Vorarlberg (plus 1 444) und Salzburg (plus 1 215) aus. Unverändert überwog die Zahl der Sterbefälle gegenüber den Gebur- ten in Niederösterreich (minus 1 385), in Kärnten (minus 1 065), in der Steiermark (minus 1 044) und im Burgenland (minus 905). Die vorläufige Zahl der im ersten Lebensjahr Gestorbenen lag 2016 bei 257. Die daraus resultierende Säuglingsster- berate betrug 2,9 Promille. Die Statistik Austria berichtete auch von „statistischen Kuriositäten“: 2015 – für dieses Jahr liegen bereits endgül- tige Zahlen vor – waren die jüngsten Eltern zusammen 26 Jahre alt – die Mutter zwölf und der Vater 14. Die älteste Mutter war 60 und gebar Zwillinge. Die drei ältesten Väter waren mit 80 Jahren um 41, 45 bzw. 48 Jahre älter als die Mütter der Babys. Ein weiterer 71-jähriger Vater war um 48 Jahre älter als die 23-jährige Mutter des Babys. Den maximalen umgekehrten Altersunterschied gab es mit 23 Jahren: Dabei handelte es sich um das Kind eines 20-jährigen Vaters und einer 43-jährigen Mutter. Die meisten Babys erblickten 2015 in den Monaten August (7583) und September (7439) das Licht der Welt, die we- nigsten Kinder wurden im Februar (6 281) und im Novem- ber (6702) geboren. Pro Tag kommen in Österreich durch- schnittlich rund 231 Kinder auf die Welt. (http://oesterreich.orf.at/stories/2830935/ , 14. 3. 2017, abge- rufen am 25. 3. 2017) M3 Positive Geburtenbilanz im Jahr 2016 1 Werten Sie das Diagramm M2 aus. 2 Analysieren Sie den Text M1. Nennen Sie mögliche Gründe, weshalb sich immer mehr Personen gegen eigene Kinder entscheiden. 3 Erarbeiten Sie Vorschläge und Maßnahmen, wie der Staat zu einem Anstieg der Geburtenrate beitragen kann. " { } Seniorinnen und Senioren auf dem Vormarsch? In Österreich wird sich die Lebenserwartung weiterhin deutlich erhöhen. Beträgt die durchschnittliche Lebens- erwartung von Frauen derzeit 83,6 Jahre und von Männern 78,6 Jahre, steigt diese laut Prognosen bis 2080 auf 92,3 beziehungsweise auf 89,2 Jahre an. Dies lässt sich vor al- lem durch Fortschritte und Verbesserungen in der medizi- nischen Forschung und Versorgung und ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein erklären. Mit einer höheren Le- benserwartung steigt auch die Anzahl der älteren, nicht mehr erwerbstätigen Bevölkerung (= Pensionistinnen und Pensionisten) an. Im Gegensatz zur hohen Lebenserwar- tung steigt die Geburtenrate bis 2080 auf nur etwa 1,60 Kinder pro Frau, was zu einem Ungleichgewicht in der Altersstruktur führen wird. Die österreichische Bevölkerung wird deutlich „altern“. Die verhältnismäßig niedrige Gebur- tenrate wird sich in Zukunft in einem Rückgang der er- werbstätigen Bevölkerung äußern, was das Sozialversi- cherungs- und vor allem auch das Pensionssystem in Österreich vor große Herausforderungen stellen wird. Das umlagefinanzierte Pensionssystem, bei dem die Erwerbs- tätigen Zahlungen leisten, die den Nicht-Erwerbstätigen in ihrer Pension zur Verfügung stehen, wird künftig nicht mehr funktionieren. Immer weniger junge Menschen müss- ten immer mehr alte Menschen finanzieren. Zudem steigt der Bedarf an Betreuungs- und Pflegeplätzen für alte Men- schen sowie an dafür qualifiziertem Personal. Der flächen- deckende Ausbau von Pflege- und Altenheimen stellt den Staat vor finanzielle Herausforderungen. Die steigende Zahl der Singlehaushalte wird dazu führen, dass viele alleine lebenden Menschen, die keine eigenen Kinder ha- ben, im Alter vollkommen auf Fremdhilfe angewiesen sein werden. Kinder – ein Luxus? Wurden Kinder früher noch für die Versorgung im Alter und im ländlichen Raum als kostengünstige Arbeitskräfte für die Landwirtschaft benötigt, werden sie heutzutage häufig als Kostenfaktor gesehen, der dem Wunsch nach eigenem finanziellen Wohlstand im Wege steht. Zudem ist es für Frauen aufgrund unflexibler Arbeitsmodelle immer noch sehr schwierig, Kinder und Beruf unter einen Hut zu bekom- men. Viele Familien sind allerdings auf ein zweites Gehalt und damit auf Kinderbetreuungsplätze angewiesen. Dafür besteht in Österreich allerdings kein rechtlicher Anspruch. Die Auswirkungen der bereits seit Jahren niedrigen Gebur- tenraten sind in vielen Teilen Österreichs schon deutlich zu spüren. Volksschulen am Land werden aufgrund zu gerin- ger Anmeldungen von Schülerinnen und Schülern geschlos- sen oder mit anderen Schulen zusammengelegt. Kinder- tagesstätten sind im ländlichen Raum Mangelware und werden aufgrund des sinkenden Bedarfs auch nicht aus- gebaut. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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