global 7. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

100 Kompetenzorientierte Lernziele Entwicklung der österreichischen Bevölkerung darstellen Mögliche soziale und ökonomische Folgen der Bevölke- rungsentwicklung beurteilen Bevölkerungsveränderung Größer, älter, vielfältiger In der Bevölkerungsentwicklung von Österreich sind drei Haupttrendszenarien zu beobachten: Alterung, Wachstum und verstärkte Zuwanderung . In den kommenden Jahr- zehnten ist mit einem anhaltenden Wachstum der öster- reichischen Bevölkerung zu rechnen. Sie soll von aktuell 8,7 Millionen bis 2030 auf 9,4 Millionen und bis 2080 auf 10 Millionen ansteigen. Das ist ein Wachstum von insge- samt 16 Prozent, wobei es regional große Unterschiede gibt. In Wien wird die Bevölkerung um über 25,5 Prozent wachsen, in Kärnten hingegen um 2,9 Prozent schrumpfen. Das Bevölkerungswachstum ist zu einem großen Teil auf Zuwanderung zurückzuführen. Bis 2020 beträgt der prog- nostizierte jährliche Bevölkerungszuwachs infolge von internationalen Wanderungsgewinnen (= Einwanderungen abzüglich Auswanderungen) 63 000 Menschen, bis 2040 werden jährlich etwa 25 000 Menschen nach Österreich immigrieren (M3). Die Zuwanderung wird sich allerdings sehr unterschiedlich auf die Bundesländer verteilen (M3). Im Jahr 2060 werden 25,8 Prozent der Bevölkerung im Aus- land geboren sein, 2015 waren es noch 17,8 Prozent. Die meisten Migrantinnen und Migranten ziehen nach Wien, die wenigsten ins Burgenland. Jung in der Stadt, alt am Land? Die allgemeine Verteilung der Bevölkerung hat auch eine klare Tendenz (M1). Grundsätzlich wachsen Österreichs Städte und die umliegenden Gemeinden. Vor allem Migran- tinnen und Migranten sowie die junge Bevölkerung bevor- zugen den städtischen Raum als Wohnort. Die Beliebtheit der Ballungsräume ist vor allem auf die vorhandenen Aus- bildungsmöglichkeiten und Arbeitsplätze zurückzuführen. Hingegen bevorzugen viele Menschen ab etwa 60 Jahren den ländlichen Raum als Wohnort. Österreich wird immer älter Die Gesamtfruchtbarkeitsrate (= Anzahl der Kinder pro Frau) wird von derzeit 1,49 auf 1,85 Kinder pro Frau im Jahr 2100 leicht ansteigen (M2). Zudem wird das durchschnittli- che Fertilitätsalter deutlich ansteigen. Insgesamt wird die Bevölkerung altern, weil die Anzahl älterer Menschen auf- grund der höheren Lebenserwartung ansteigt. Diese steigt durchschnittlich um drei Monate pro Jahr an. So werden Frauen im Jahr 2080 durchschnittlich 92,3 Jahre und Männer 89,2 Jahre alt werden. 2015 betrug der Anteil der Über- 65-Jährigen 18,5 Prozent, bis 2060 soll dieser auf 28,4 Pro- zent steigen. Von der Großfamilie zum Einpersonenhaushalt In den letzten Jahrzehnten haben sich die familiären Struk- turen grundlegend verändert. Großfamilien, wie sie im ländlichen Raum lange Zeit üblich waren, werden immer seltener. Hingegen steigt, vor allem im städtischen Raum, die Zahl der Ein-Personen-Haushalte stetig. In Österreich liegt der Anteil aktuell bei 37 Prozent, wobei dieser in Wien sogar 46 Prozent beträgt. Knapp die Hälfte aller Wienerin- nen und Wiener lebt somit allein, Tendenz steigend. M1 Abwanderung aus ländlichen Regionen Landflucht Die Entscheidung ist höchst individuell, wohlüberlegt, und die Motive unterscheiden sich je nach Lebensphase. Statistisch gesichert lässt sich zeigen, dass die Abwan- derung häufiger weiblich ist. Ein Mitauslöser dafür ist die Struktur des ländlichen Arbeitsmarkts, der durch Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe stark männlich geprägt ist. Für viele Frauen fehlen Beschäftigungsmög- lichkeiten, die auch ihrer Ausbildung entsprechen. Kin- derlose Frauen suchen urbanes Flair und Weltoffenheit, patriarchalische Strukturen sind für manche ein Abwan- derungsgrund unter vielen. Frauen, die einen höheren Bildungsabschluss anstreben, finden oftmals keine ent- sprechenden Ausbildungsstätten in Tagespendeldistanz zu ihrer Heimatgemeinde. Frauen mit Kindern haben andere Anforderungen an ihr kommunales Umfeld. Sie kritisieren, dass in alternden Gemeinden vorwiegend Politik für Ältere gemacht wer- de. Diese Überalterung steht wie der Mangel an Arbeits- plätzen und Abwanderung von Know-How am Beginn einer Negativspirale. Die Spirale führt weiter über sin- kende Finanzkraft der Privathaushalte zu einer Ver- schlechterung der Nahversorgung und Infrastruktur. Dieser wirtschaftliche Abwärtstrend ist in manchen Gemeinden auch schwierig aufzuhalten, weil diese überaltert sind und damit die nötigen Erwerbstätigen fehlen. Als weitere Folge sinkt die Finanzkraft der öffent- lichen Hand, wodurch auch Investitionen derselben rar werden. Der Gebäudeleerstand nimmt zu, die Stand- ortattraktivität sinkt, und in der Folge stirbt auch das Gemeinschaftsleben. (http://derstandard.at/2000055821519/Welche-Gemein- den-wachsen-welche-schrumpfen, Gerald Gartner, Markus Hametner, 14. 4. 2017, abgerufen am 10.11. 2017) 3 2,5 2 1,5 Fertilitätsrate Durschnittliche Fertilitätsrate 1961–2100 1 2100 1961 70 80 90 2000 10 20 30 40 50 60 70 80 90 2018 M2 Durchschnittliche Fertilitätsrate 1961–2100 Nur zu Prüfzwecken – E ige tum des Verlags öbv

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