global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

83 Wettbewerbspolitik und Regionalpolitik bewerten 1992 Vertrag über die Europäische Union – Vertrag von Maastricht Dieser Vertrag läutete die Geburtsstunde der Europäischen Union ein und schuf eine neue wirtschaftliche und politi- sche Struktur, bestehend aus drei Säulen. Schwerpunkte waren die Einrichtung der Europäischen Währungsunion mit einer gemeinsamen Währung, eine gemeinsame Au- ßen- und Sicherheitspolitik und die Zusammenarbeit bei Justiz und Inneres. Überragende Bedeutung kommt der ersten Säule zu, die die Wirtschafts- und Währungspolitik aller Mitglieder bestimmt. In den restlichen zwei Säulen erfolgt die Zusammenarbeit zwischenstaatlich. Der Vertrag enthält folgende Bekenntnisse: • die Unionsbürgerschaft • die Identität und Unabhängigkeit Europas • das Subsidiaritätsprinzip: Die EU wird nur dann in Zustän- digkeitsbereichen ihrer Mitgliedsländer tätig, wenn sie die Aufgaben besser lösen kann. 1997 Vertrag von Amsterdam Der Vertrag ist eine Ergänzung zu den restlichen Verträgen, der sich vor allem mit Themen der Beschäftigungspolitik, der Vertiefung der Bestimmungen von Maastricht, der Ein- gliederung der Schengen-Zusammenarbeit und der Schaf- fung von Grundlagen für zukünftige Erweiterungen be- schäftigte. Dieser Vertrag sollte die EU für bevorstehende Erweiterungen rüsten. Zur Enttäuschung vieler gelang dies nicht ausreichend. 2001 Vertrag von Nizza Auch dieser Vertrag sollte die EU für die kommende Bei- trittswelle rüsten, was erneut nur bedingt gelang. Wichtige Kernbereiche waren Größe und Zusammensetzung der Organe, Stimmengewichtung und Verfahren bei Abstim- mungen sowie Verstärkung der Zusammenarbeit. 2007 Vertrag von Lissabon Nach langen, zähen Verhandlungen konnten sich die Staats- und Regierungschefs auf diesen neuen Grundlagen- vertrag einigen. Er vereinfachte die Arbeitsweise und die Abstimmungsregeln und schuf das Amt der Präsidentin bzw. des Präsidenten des Europäischen Rates sowie einer außenpolitischen Vertretung der EU. Gegenwart und Zukunft: Aktuelle und zukünftige Herausforderungen der EU 2016 steht die EU vor vielen ungelösten Problemen: Unei- nigkeit im Umgang mit den Migrationsströmen und in der Zusammenarbeit mit bestimmten Ländern (zB Ukraine), Ungleichgewichte in der EWWU, der Austritt Großbritanni- ens usw. Auch in Zukunft wird sich die Union Fragen stellen müssen wie: • Wie gut ist die EU für zukünftige Erweiterungen gerüstet? Wo liegen die Grenzen? • Wird es zukünftig auch zu weiteren Vertiefungen in der Zusammenarbeit kommen (können)? • Ist die EU für die Herausforderungen der Globalisierung gerüstet? • Wie kann sich die EU wieder bürgernäher und transpa- renter präsentieren? Fraglich ist, wie die EU zukünftige Erweiterungen verkraf- ten wird. Derzeit haben neben der Türkei vor allem Länder des Westbalkans den so genannten „Kandidatenstatus“ inne. Eine steigende Mitgliederzahl bedeutet vermehrt unterschiedliche kulturelle und politische Hintergründe und Interessenslagen der einzelnen Länder und damit verbun- den steigendes Konfliktpotenzial. Positiv zu sehen ist hinge- gen die dadurch noch gewichtigere Stellung der EU in der Welt und die Vereinigung eines großen, friedlichen Europas. Keine leichte Aufgabe wird es zudem sein, die weiter auf uns zukommenden Migrationsströme gemeinschaftlich zu koordinieren und in das Staatengeflecht zu integrieren. Die Finanz- und Schuldenkrise hat gezeigt, dass eine ge- meinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik in Zukunft uner- lässlich sein wird. Vielleicht werden unsere Kinder in den „Vereinten Nationen von Europa“ leben (= Abschaffung der Nationalstaaten zugunsten eines neuen europäischen Staa- tes). Ebenfalls vorstellbar ist aber, dass wir in geraumer Zukunft in einem Europa „der unterschiedlichen Geschwin- digkeiten“ leben. Dass also manche Länder den Integrati- onsweg schneller beschreiten (die Zusammenarbeit weiter vertiefen) als andere. Im Zuge der Globalisierung wird der Wettbewerb immer härter werden. Um weiterhin auf dem Weltmarkt konkurrie- ren zu können, wird es daher zentral sein, als große Wirt- schaftsmacht geschlossen aufzutreten. Vermehrt macht sich in der EU-Bevölkerung eine „EU-Ver- drossenheit“ breit. Das Gebilde der EU wird für ihre über 500 Mio. Einwohnerinnen und Einwohner immer undurch- sichtiger und komplexer. Sie können oft nicht mehr nach- vollziehen, wie und auf welcher Grundlage Entscheidungen in der EU getroffen werden, und identifizieren sich dement- sprechend immer weniger mit ihr. Die Strategie Europa 2020 für intelligentes, nachhaltiges und integratives Wachstum soll die EU aus der Krise führen und wieder fit für die Zukunft machen. Zu ihren fünf Kern- zielen zählen: Jobs für 75% der Menschen (zwischen 20 und 64 Jahren), 3% des BIP der EU für Forschung und Entwick- lung, Umsetzung eines ambitionierten Klima-Energiepakets, Senkung der Schulabbrecherquote unter 10% bzw. Erhö- hung der Hochschul-Absolventen-Quote auf 40% so- wie Rückgang armutsbedrohter Menschen um 20 Millionen. 1 Geben Sie je ein Beispiel für die „vier Freiheiten“ aus Ihrer eigenen Lebenswelt. 2 Erläutern Sie die Bedeutung des Vertrages von Maast- richt sowie seine zentralen Inhalte. 3 Sammeln Sie Zeitungsartikel zu aktuellen Themen der EU und erstellen Sie eine Collage. " { { Arbeitsheft S. 35, 36 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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