global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

45 Konvergenzen und Divergenzen europäischer Gesellschaften erörtern Junge Polen zieht es immer häufiger ins Ausland Obwohl es wirtschaftlich in Polen bergauf geht, wollen trotzdem 46 Prozent der polnischen Studenten ihre Hei- mat verlassen. Deutschland ist zwar beliebt, doch die besten Köpfe zieht es woanders hin. In einer aktuellen Umfrage unter rund 1 600 polnischen Studenten gaben 46 Prozent der Befragten an, dass sie nach dem Studium im Ausland arbeiten wollen. Und mehr als 20 Prozent aller Polen erwägen, in den nächsten zwölf Monaten die Heimat zu verlassen, um im Ausland zu ar- beiten. Es handelt sich dabei offenbar um einen anhaltenden Trend: 2,2 Millionen Polen leben bereits laut Statistikamt außerhalb der Landesgrenzen. Einige Experten gehen aber davon aus, dass die Zahlen in Wahrheit noch höher sind: Sie gehen von bis zu drei Millionen aus. Und der Strom der Abwanderung reißt nicht ab. Im Gegenteil, es gibt Anzeichen dafür, dass er noch stärker werden könnte. Und das, obwohl Polens Wirtschaft seit Jahren stetig wächst und die Arbeitslosigkeit in den letzten zehn Jah- ren um fast zehn Prozent gesunken ist (von rund 20 Pro- zent 2003 auf 10,3 Prozent im Juni 2015). In der Vergangenheit wanderten vor allem einfache Arbei- ter und Handwerker aus, aber das ändert sich gerade. Dominika Potkanska, Migrationsexpertin beim Institut für öffentliche Angelegenheiten (ISP) in Warschau, sagt: „Im- mer mehr gut Ausgebildete wollen das Land verlassen.“ Während nach dem EU-Beitritt 2004 Polen eher vorüber- gehend einen Job im Ausland suchten, wollen inzwischen immer mehr junge Menschen in der Fremde ihre berufli- che Karriere planen und eine Familie gründen. Studenten zieht es ohnehin in die Fremde. (…) Traditionell zieht es die meisten Polen nach Großbritan- nien (650 000), gefolgt von Deutschland (600 000). Dass auch polnische Studenten am ehesten auf die Insel aus- wandern, hat vor allem sprachliche Gründe. Englisch kön- nen die meisten jungen Polen, Deutsch ist deutlich weni- ger verbreitet. Und so kommen vor allem Polen in die Bundesrepublik, die in handwerklichen Berufen arbeiten, in denen die Sprache eine weniger große Rolle spielt. (http://www.welt.de/politik/ausland/article14510011/Junge- Polen-zieht-es-immer-haeufiger-ins-Ausland.html, Jörg Win- terbauer, 27.7. 2015, abgerufen am 4. 4. 2016) Höhere Löhne als in Polen Hauptgründe für Auswanderungswunsch in Polen Höherer Lebensstandard Keine passenden Jobs in Polen Bessere Aussichten beruflicher Entwicklung Bessere Gesundheitsversorgung Bessere gesellschaftliche Bedingungen Familiennachzug Andere Gründe 78% 44% 37% 37% 29% 19% 9% 1% M4 Abwanderung von hochqualifizierten Arbeitskräften aus Polen Geringe Nachfrage bei Rot-Weiß-Rot-Karte Die Rot-Weiß-Rot-Karte ist weiterhin nicht übermäßig begehrt. Im Vorjahr wurden 1177 Bewilligungen für Zu- wanderer erteilt, die entweder besonders qualifiziert oder in Mängelberufen einsetzbar sind. Das geht aus der Auf- enthaltsstatistik des Innenministeriums für 2013 hervor. Zur Erinnerung: Bei Einführung der Rot-Weiß-Rot-Karte war man von 8 000 Bewilligungen pro Jahr ausgegangen. Insgesamt waren gemäß Statistik 1 592 Rot-Weiß-Rot- Karten im Umlauf. (…) Auffällig ist, dass die Rot-Weiß-Rot- Karte vor allem von Männern genutzt wird. 1181 Männern mit diesem Aufenthaltstitel stehen nur 411 Frauen gegen- über. Die größte Altersgruppe sind die 25–29-Jährigen. Allerdings gibt es sogar vier Über-65-Jährige im Besitz einer Rot-Weiß-Rot-Karte. Was die Herkunft angeht, bilden Bosnier die Spitze, gefolgt von Serben und Russen. Außer- halb Europas am vergleichsweise begehrtesten ist die Karte bei US-Amerikanern. Im Vorjahr gingen wie schon bisher die mit Abstand meisten Bewilligungen unter dem Titel Rot-Weiß-Rote-Karte an sogenannte Schlüsselkräfte (735). Dahinter folgen die Mangelberufe (329). An „beson- ders hoch qualifizierten“ Arbeitnehmern aus Drittstaaten wurden 48 gezählt. 97 Personen kamen über die „blaue Karte“, ein eigenes Zuwanderungsinstrument der EU, in den österreichischen Arbeitsmarkt. Insgesamt gab es mit Jahresende (Anm.: 2013) 444 275 aufrechte Aufent- haltstitel von Drittstaatsangehörigen (also zB EU-Bürger, Schweizer und Norweger ausgenommen). Die größte Gruppe stellen Serben (112 027) vor Türken (107883). Da- hinter folgen Bosnier (87483) und mit großem Abstand Mazedonier und Kosovaren. Größte außereuropäische Gruppe sind die Chinesen (7795). (http://derstandard.at/13985908999/Geringe-Nachfrage- bei-Rot-Weiss-Rot-Karte, 1. 2. 2014) M5 Geringe Nachfrage nach Rot-Weiß-Rot-Karte 1 Erläutern Sie mit Hilfe von M1 und M2, welche Ziellän- der für qualifizierte Arbeitskräfte attraktiv sind. Aus welchen Herkunftsländern stammen sie? 2 Stellen Sie dar, aus welchen Gründen gut ausgebildete Polinnen und Polen ihre Heimat verlassen. 3 Recherchieren Sie die derzeitige Haltung der britischen Regierung sowie der britischen Öffentlichkeit zu zuge- wanderten Arbeitskräften aus der EU. 4 Beurteilen Sie, weshalb die Rot-Weiß-Rot-Karte kein großer Erfolg ist. { { { } Arbeitsheft S. 20 ,21, 22 Nur zu Prüfzw cken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=