global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

44 Fallbeispiel Brain Drain und Brain Gain Diese beiden Begriffe beschreiben Wanderungsbewegun- gen, die qualifizierte Arbeitskräfte von einem Ort, einer Region oder einem Land zum anderen unternehmen. Diese Wanderung hat Folgen für sie selbst sowie für ihre bisheri- ge und ihre neue Heimat. Dabei ist Brain Gain positiv, Brain Drain negativ. Gut ausgebildete Migrantinnen und Migranten haben in ihrem Zielland ein besseres Arbeitsplatzangebot und erzie- len höhere Einkommen. Das Zielland hat den Vorteil, dass die qualifizierten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Ausland die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft erhöhen. Umgekehrt bedeutet ein Wegzug gut ausgebilde- ter Arbeitskräfte für die Herkunftsländer negative Auswir- kungen auf die Wirtschaftskraft des Landes. Brain Drain: Wohin Europas Fachkräfte wandern Wie viele Fachkräfte migrierten in den letzten Jahren innerhalb Europas? Welche Länder ziehen Qualifizierte an, wo gibt es am meisten „Brain Drain“? Ein Blick auf die Zahlen. Seit 2003 haben 276124 EU-Bürger ihr Land verlassen, um permanent in einem anderen EU-Staat zu arbeiten. Am meisten „Brain Drain“ musste Polen verkraften (33 207 Fachkräfte), gefolgt von Deutschland, (29 670), Rumänien (26 496), Griechenland (22 260) und dem Verei- nigten Königreich (21 519). Dieses Land war gleichzeitig auch jenes mit dem meisten „Brain Gain“, 76 956 Fach- kräfte zogen hierher, nachdem sie ihre Qualifikation in einem anderen EU-Land erworben hatten. Es folgen Deutschland (38 343), Belgien (22 835), Zypern (22 834) und Österreich (19 625). (http://diepresse.com/home/alpbach/381558/Brain- Drain_Wohin-Europas-Fachkraefte-wandern, Katrin Nuss- mayr, 28. 8. 2014, abgerufen am 10. 4. 2016) M1 Fachkräftewanderungen in der EU M2 Brain Drain und Brain Gain in Europa: Die Farben geben an, ob ein Land seit 2003 mehr Fachkräfte (aus reglementierten Berufen) verlor oder anlocken konnte. Grün heißt, dass mehr Fachkräfte hierher zogen, als das Land verlassen haben. Rot heißt, dass mehr Fachkräfte das Land verließen, als es anlocken konnte. Polen sind nach Indern die zweitgrößte Zuwanderer- gruppe in Großbritannien Als Halina Kosakowska vor sieben Jahren von Lublin nach London zog, musste sie sich um ihr Auskommen keine Sorgen machen. „Mein Schwager hatte mir bereits einen Job besorgt“, sagt die gelernte Schneiderin. 2008 eröffnete sie bereits ihr eigenes kleines Atelier in Chiswick, im Wes- ten der Stadt. Ihre beiden Kolleginnen kommen ebenfalls aus Polen. Um die Ecke bei Polskie Delikatesy liegen polnische Wurst und Sauerkonserven in den Regalen. Halina kauft lieber briti- sche Lebensmittel, sie vermisst die Heimat nicht. „Ich gehe aus London nicht mehr weg. Hier ist ohnehin so vieles polnisch, die Geschäfte, die Menschen. Und natür- lich die Sprache.“ Die Statistik bestätigt den Lebensalltag der 52-Jährigen. Nicht Pandschabi oder Urdu, die Sprachen des britischen Kolonialreichs, sind heute nach Englisch die meistgespro- chenen im Königreich – sondern Polnisch. (…) Nach den Zuwanderern aus der ehemaligen Kolonie Indi- en stellen Halinas Landsleute aus Polen mittlerweile die größte Einwanderergruppe in Großbritannien – vor zehn Jahren zählten sie nicht einmal zur Gruppe der ersten 20. Grund ist die EU-Erweiterung um zwölf Länder im Jahr 2004. Im Gegensatz zu Deutschland öffnete die damalige Labour-Regierung mit Blick auf die blendend laufende Wirtschaft ihren Arbeitsmarkt sofort für die Jobsuchenden aus dem Osten. Und die kamen, vor allem aus Polen. Schätzungsweise 800 000, von denen aber mittlerweile wegen der guten Wirtschaftslage in der Heimat viele wieder zurückgekehrt sind. Mit der Krise in Großbritan- nien wuchs zugleich die Wut vieler Bürger auf die Regie- renden. (http://www.welt.de/politik/deutschland/article11283050/ Warum-sich-Polen-in-Grossbritannien-so-wohlfuehlen.html, Stefanie Bolzen, 1. 2. 2013, abgerufen am 4. 4. 2016) M3 Zuwanderungsland Großbritannien 0 600 1200 1800 km Maßstab1:60 000 000 30 000 bis 60000 10 000 bis 30000 0 bis 10000 -10 000 bis 0 -30 000 bis -10000 -60 000 bis -30000 Staatsgrenzen strittige Grenzen Differenz von Fachkräften, welche ihre Qualifiktion in ihrem Heimatland erworben haben (Brain Drain), zu jenen Fachkräften, welche in das jeweilige Land zogen, nachdem sie ihre Qualifikation in einem anderen EU-Land erworben hatten (Brain Gain). 0 600 1200 1800 km Maßstab1:60 000 000 30 000 bis 60000 10 000 bis 3000 0 0 bis 10000 - 0 000 bis 0 -30 000 bis -10000 -60 000 bis -30000 Staatsgrenzen strittige Grenzen Differenz von Fachkräften, welche ihre Qualifiktion in ihrem Heimatland erworben haben (Brain Drain), zu jen n Fachkräften, welche in das jeweilige Land zogen, nachdem sie ihre Qualifikation in einem anderen EU-Land erworben hatten (Brain Gain). Kompetenzorientiertes Lernziel Gründe für Migration von Fachkräften darstellen Erwünschte Außenmigration Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags ö bv

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