global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

145 Maturaaufgabe Regionale Entwicklungspfade vergleichen Irland – Erfolgsmodell der Europäischen Strukturpolitik? Durch die Strukturpolitik der EU wurde aus dem wirtschaftsschwachen Staat am Rande Europas eine Boom-Region. Nach 1990 entwickelten sich Wirtschaft und Lebensqualität rasant. Als durch den wirtschaftlichen Erfolg die Gehälter stiegen und Arbeitskräfte rar waren, zogen sich Investorinnen und Investoren aus Irland zurück. Die weltweite Wirtschaftskrise beschleu- nigte die Talfahrt. Wie steht Irland heute da? 1 Beschreiben Sie, wie sich Irland vom „Armenhaus Euro- pas“ zum „Keltischen Tiger“ entwickeln konnte (M1). 2 Beurteilen Sie mit Hilfe von M2 und M3, ob Irland den Weg aus der Krise geschafft hat. 3 Nehmen Sie Stellung zu dieser Aussage: „Europa bringt die Verlagerung der Produktion aus globaler Sicht kei- nen Mehrwert. Eine höhere Arbeitslosenquote in Irland und eine geringere in Polen bedeutet so viel wie keinen Schritt nach vorn und keinen zurück.“ (M4) " } } Irland und die Europäische Union Bevor Irland 1973 der EU beitrat, galt das Land als ein Armenhaus Europas. Die Arbeitslosigkeit war hoch, das Einkommen der Menschen gering, und viele Iren wander- ten aus. Die Mitgliedschaft sorgte für einen beispiellosen Wirt- schaftsboom und machte die grüne Insel zum Land mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen der EU. Das Bruttosozialprodukt pro Kopf hat sich seit 1973 verdrei- facht. Zudem wurde der Export beflügelt. Unternehmen wie IBM, Intel, Hewlett Packard, Pfizer, Dell und Microsoft siedelten sich dank niedriger Steuern und gut ausgebildeter Arbeitskräfte in Irland an. Mit Hilfe von EU-Geldern wurde in Straßen, Telekommunikation, Hoch- schulen und das Sozialsystem investiert. Die Differenz von dem, was Irland seit dem Beitritt in die EU einzahlte, und dem, was die EU an das Land zahlte, beträgt nach Anga- ben der EU-Kommission 55 Milliarden Euro. Zuletzt verflog die EU-Euphorie jedoch. Die weltweite Wirtschaftskrise stoppte die Erfolgsgeschichte des „Kelti- schen Tigers“. Der Immobilienmarkt brach ein, der Konsum sank, die Arbeitslosigkeit stieg, Investoren zogen sich zurück. Als erstes EU-Mitglied rutschte Irland im Septem- ber 2008 in die Rezession, der ersten seit 25 Jahren. Außer- dem weitete sich die Schere zwischen Arm und Reich. (http://www.focus.de/politik/deutschland/eu-hintergrund- irland-und-die-europaeische-union_aid_44109.html, 2.10. 2009, abgerufen am 10. 4. 2016) M1 Irlands Aufstieg und Fall Erstes Krisenland verlässt den EU-Rettungsschirm Als erste rein, als erste raus – worauf EU-Politiker so in- ständig gehofft hatten, machte Irlands Regierungschef mit seiner Ankündigung vor vier Wochen wahr: „Wir ver- lassen den Rettungsschirm in einer starken Position“, sagte Enda Kenny. „Das Wachstum ist zurückgekehrt, weil wir wieder wettbewerbsfähig sind. Die Exporte boomen, unsere Zahlungsbilanz ist im Plus, wir schaffen 3 000 Jobs im Monat, unsere Haushaltssanierung ist im Plan.“ (https://www.tagesschau.de/wirtschaft/irland442.html , 13.12. 2013, abgerufen am 10. 4. 2016) M2 Irlands harter Weg zur Souveränität 2013 2014 2015* 2016* 2017* Haushaltsdefizit in % des BIP −5,7 −3,9 −2,2 −1,5 −1,5 Gesamtschulden in % des BIP 120,0 107,5 99,8 95,4 93,7 Wirtschaftswachstum in % im Vorjahresvergleich +1,4 +5,2 +6,0 +4,5 +3,5 M3 M3 Irland: Haushaltsdefizit, Gesamtschulden, Wirtschaftswachstum; * Schätzung (Quelle: Eurostat/EU-Kommission, https://www.tagesschau.de/wirtschaft/wirtschaftsdaten104.html , abgerufen am 10.4.2016) Dell verlagert Produktion von Irland nach Polen Der amerikanische Computer-Hersteller Dell Inc. hat be- kanntgegeben, dass die Produktion für Europa, den Nahen Osten und Afrika im Verlaufe der nächsten zwölf Monate von Irland nach Polen verlegt wird. In Limerick an der irischen Westküste werden 1900 Arbeitsplätze abgebaut. Die polnische Regierung hat ein neues Werk in Lodz groß- zügig subventioniert; die polnischen Angestellten wurden in Limerick ausgebildet. Dell wird in Limerick weiterhin etwa 1 000 Angestellte in den Sparten Produktentwicklung und Logistik beschäftigen, und die Verkaufsabteilung mit rund 300 Mitarbeitern bleibt in Dublin. Außerdem sollen rund 10 000 Arbeitsplätze in Irland in Zulieferfirmen und Dienstleistungsbetrieben von der Produktionsstätte Dell abhängen. (http://www.nzz.ch/dell-verlagert-produktion-von-irland- nach-polen-1.168225, 9.1. 2009, abgerufen am 10. 4. 2016) M4 Abbau von 1 900 Arbeitsplätzen Nur zu Prüfzwecken – Eig e ntum des Verlags öbv

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