global 6. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

141 Regionale Entwicklungspfade vergleichen EU und Türkei treiben Beitrittsverhandlungen voran Trotz offener Menschenrechtsfragen treibt die EU die Beitrittsgespräche mit der Türkei voran. Die EU-Staaten eröffnen das Beitrittskapitel zur Wirtschafts- und Wäh- rungspolitik, wie die luxemburgische EU-Ratspräsident- schaft bei einem Treffen der EU-Außenminister in Brüssel mitteilte, zu dem auch der türkische Außenminister Mev- lüt Çavuşoğlu angereist war. Seit zwei Jahren waren die Verhandlungen zwischen der EU und der Türkei nicht weiter ausgeweitet worden. Die türkische Regierung hatte die Wiederbelebung der Gespräche über eine EU-Mitglied- schaft jedoch zur Voraussetzung für eine enge Zusam- menarbeit in der Flüchtlingskrise gemacht. Die EU verteidigte die Entscheidung, die Gespräche mit der Türkei trotz Kritik an der Rechtsstaatlichkeit auszu- weiten. „Die Türkei hat ein eminentes Interesse mit uns zusammenzuarbeiten, wir haben ein Interesse, eine ver- nünftige solide Zusammenarbeit zu machen“, sagte Erwei- terungskommissar Johannes Hahn zum Auftakt des Tref- fens. Die Situation sei zurzeit sehr günstig, um bei den Verhandlungen Fortschritte zu machen. Auf die Eröffnung eines neuen Verhandlungskapitels hat- ten sich die 28 EU-Staaten Ende November bei einem Sondergipfel verständigt. Hintergrund ist ein Aktionsplan, der eine bessere Zusammenarbeit in der Flüchtlingskrise garantieren soll. Die Regierung in Ankara hatte sich bei den Gesprächen verpflichtet, die türkischen Grenzen bes- ser zu schützen. Als Gegenleistung sicherte die EU dem Land eine Ausweitung der Beitrittsverhandlungen und drei Milliarden Euro für Flüchtlingshilfe zu. Die Beitritts- gespräche mit der Türkei hatten zuletzt vor allem wegen der Frage der Anerkennung des EU-Mitglieds Zypern de facto auf Eis gelegen. Die Türkei ist offiziell bereits seit 1999 Kandidat für einen EU-Beitritt, seit 2005 wird darüber verhandelt. Kritik an Verhandlungen mit der Türkei Ob die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei jemals zum Abschluss geführt werden, ist unklar. Die Gespräche wür- den ebenso wie mit Serbien ergebnisoffen geführt, unter- strich EU-Kommissar Hahn. Die EU sei beispielsweise nicht mehr bereit, ein Mitglied aufzunehmen, das wie Serbien Grenzprobleme mit Nachbarn habe. (…) Zur Menschen- rechtslage in der Türkei sagte der österreichische Außen- minister Sebastian Kurz: „Entscheidend ist (…), dass wir unsere Grundwerte und unsere Haltungen nicht aufge- ben.“ Die Verhandlungen sollten zwar geführt werden, gleichzeitig dürfe aber wegen der Flüchtlingskrise bei Menschenrechten oder der Kurdenproblematik nicht weg- gesehen werden. Kurz machte zudem deutlich, dass Ös- terreich einen EU-Beitritt der Türkei nur nach einer positi- ven Volksabstimmung zulassen werde. (…) (http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-12/tuerkei-euro- paeische-union-beitritt-verhandlung-treffen-bruessel, 14.12. 2015, abgerufen am 7.12. 2016) M4 Fortschritt in den Beitrittsverhandlungen? 1 Führen Sie eine Pro- und Contra-Diskussion durch. Dazu teilen Sie Ihre Klasse in zwei Gruppen und ernennen eine Diskussionsleiterin oder einen Diskussionsleiter sowie zwei Beobachterinnen und Beobachter. Die Pro- Gruppe erarbeitet gemeinsam Argumente, die für einen Beitritt der Türkei zur EU sprechen, die Contra-Gruppe erarbeitet Argumente, die dagegensprechen. (Sie kön- nen auch die Materialien dieser Doppelseite sowie die Argumente aus Arbeitsaufgabe 4 verwenden). Im An- schluss setzen Sie sich in Ihren Gruppen gegenüber und die Diskussionsleiterin bzw. der Diskussionsleiter eröff- net die Diskussion, in der beide Parteien ihre Stand- punkte darbringen. Im Anschluss fassen die Beobachte- rinnen bzw. Beobachter die Argumentationen zusammen und wägen ab, welche Argumente stärker waren, sodass am Ende eine Lösung feststeht. 2 Nehmen Sie Stellung zu folgendem Zitat des türkischen Außenministers: „Heute erkennen wir, dass die Türkei und die EU dasselbe Schicksal, dieselben Herausforde- rungen, dieselbe Zukunft haben. Es gibt keine Zukunft der Türkei ohne die EU, und keine Zukunft der EU ohne die Türkei.“ 3 Interpretieren Sie die Karikatur M3. 4 Ordnen Sie folgende Argumente für (P) oder gegen (C) einen Beitritt der Türkei zur EU zu. Begründen Sie Ihre Entscheidung. P C Der Binnenmarkt vergrößert sich. Die Chancen auf Frieden im Nahen Osten verbessern sich. Durch Einwanderung vieler türkischer Bürge- rinnen und Bürger in andere EU-Länder steigt der Anteil der Musliminnen und Muslime. Junge Türkinnen und Türken im arbeitsfähi- gen Alter wandern in EU-Länder und leisten Beiträge für die Finanzierung der Pensions- kassen. Eine Eingliederung der Türkei bedeutet neue Außengrenzen zu Syrien, dem Iran und den Kaukasusstaaten. Die Türkei wäre ein weiterer Nettoempfänger in der EU. Aufgrund der hohen Bevölkerungszahl hätte die Türkei großen Einfluss in den EU-Organen. Es könnte zur Verwicklung der EU in Nahost- Konflikte kommen. Das türkische BIP pro Kopf entspricht nur einem Viertel des EU-Durchschnitts. } } { { Arbeitsheft S. 63 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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