global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
89 Maturaaufgabe Bevölkerung und Gesellschaft diskutieren Flüchtlinge in Österreich Ein Thema, das derzeit wohl die meisten Österreicherinnen und Österreicher interessiert und beschäftigt, ist die Flüchtlings- frage. Wie viele Menschen kommen zu uns, wie viele wollen bleiben, wie sollen wir sie versorgen? 1 Beschreiben Sie die Grafik M1. 2 Erläutern Sie die Probleme, die die starken Flüchtlings- ströme nach Österreich verursachen (M2). 3 Beschreiben Sie das Foto M3 und analysieren Sie den Text M4. 4 Erörtern Sie die Flüchtlingsfrage anhand der Materia lien sowie unter Einbeziehung Ihres eigenen Vorwis- sens. " { { } M1 Asyl-Kennzahlen im Vergleich Flüchtlingsstrom nach Österreich wird immer stärker Nachdem das Innenministerium für 2015 anfänglich mit 50 000 neuen Asylanträgen rechnete, wurde die Zahl später auf 70 000 nach oben revidiert. Seit einigen Tagen ist jedoch klar, dass diese Prognose nicht halten wird. Nachdem der Flüchtlingsstrom speziell über die Balkan- route und Ungarn in den vergangenen Wochen weiter zugelegt hat, geht man bei der Exekutive von mittler weile mehr als 80 000 Neuankömmlingen bis Jahresende aus. Damit explodieren auch die jährlichen Kosten für die Flüchtlingsbetreuung. Ganz abgesehen von den Kosten und dem akuten Platz- mangel stellt die Situation den Staat vor noch ganz andere Probleme. Speziell in Ostösterreich stürzt der Flüchtlingsstrom die Polizei in eine schwere Krise. In Niederösterreich, das mit täglich fast 200 Illegalen-Auf- griffen zu kämpfen hat, lähmen die Aufnahme-Formalitä- ten die eigentliche Polizeiarbeit. (http://kurier.at/chronik/oesterreich/zahl-der-fluechtlinge- steigt-heuer-auf-80-000/143.556.481; 27.7. 2015, abgerufen am 20. 9. 2016) M2 Zahl der Flüchtlinge steigt heuer auf 80000 M3 Flüchtlinge am Wiener Westbahnhof am 10.9.2015 Die guten Menschen von Wien Am Westbahnhof verteilen Wiener stundenlang Wasser und Essen an Flüchtlinge, in Ottakring schenken sie Asyl- werbern Obst aus dem Kleingarten. Wien zeigt, dass Asyl- politik auch anders funktionieren kann. „Beeilt euch, beeilt euch, da vorne steht euer Zug.“ Der Mann mit dem kugelrunden Bauch, der in einer orangen ÖBB-Sicherheitsweste steckt, schleust syrische Flüchtlinge in seiner Muttersprache über den Westbahnhof, auf ara- bisch. Auf dem Bahnsteig heißen Wiener etwa tausend Flüchtlinge, die aus Ungarn kommen und weiter nach München reisen, willkommen, verteilen Wasser, Obst und Müsliriegel. Auch die ÖBB helfen. Sie haben einen Raum geöffnet, damit die Flüchtlinge auf ihrem Zwischenstopp in Wien Ruhe finden. ÖBB-Mitarbeiter weisen den Weg, trösten Verzweifelte, sind einfach nur freundlich zu diesen Menschen, die vor dem Krieg bis nach Europa geflüchtet sind. Im Westbahnhof laufen Junge und Alte, Familien mit Babys und Greise zu den Zügen, die meisten von ihnen sind Syrer. Vor dem Bahnhof demonstrieren 20 000 Men- schen ihre Sympathie für Flüchtlinge. Draußen werden Flüchtlinge mit Transparenten willkommen geheißen, drinnen steht eine Frau mit Baby völlig aufgelöst auf dem Bahnsteig. Sie hat Mann und Kind verloren und fürchtet, sie im großen Europa nie wieder zu sehen. „Wir finden Ihren Mann“, trösten sie die Helfer. Da biegt auch schon der arabischsprachige ÖBB-Gleisarbeiter mit dem Ehe- mann und der dreijährigen Tochter um die Ecke. Die Fami- lie schluchzt vor Glück. Am Montagabend am Westbahn- hof zeigt die Stadt ihr schönstes Gesicht. (https://www.falter.at /falter/2015/09/01/die-guten-menschen-von-wien/; Nina Horaczek, FALTER 36/15, abgeru- fen am 20. 9. 2016) M4 Flüchtlingshilfe Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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