global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

8 Maßstäblichkeit: Maßstäblichkeit kann sowohl als Grund­ dimension räumlicher als auch sozialer und ökonomischer Darstellung und Analyse betrachtet werden. In der räumli- chen Dimension sind hier grundlegende metrische Dimen- sionen von der lokalen über die regionale zur globalen Ebene angesprochen. Der gewählte Maßstab beeinflusst dabei die Perspektive, auf unterschiedlichen Maßstabs­ ebenen – etwa in den Dimensionen der Mikro- und Makro- ökonomie, aber auch in sozialen Kontexten – ergeben sich unterschiedliche Antworten auf ähnliche Problem- und Fragestellungen. Mikro- und makroanalytische Perspektiven sind im Unterricht immer in Bezug zu individuellen Hand- lungsoptionen zu setzen. Wahrnehmung und Darstellung: Das Basiskonzept Wahr- nehmung und Darstellung beschäftigt sich neben der Frage, was Menschen als „real“ erkennen, auch damit, wie sie Bilder und Vorstellungen über die Welt entwickeln und darüber kommunizieren. Dies beinhaltet zum einen die Reflexion und Analyse alltagsweltlicher Wahrnehmung einschließlich der Orientierung im physischen Raum. Zum anderen impliziert es die Auseinandersetzung mit der wis- senschaftlich strukturierten und technisch unterstützten Wahrnehmung (zB mit qualitativen und quantitativen Erhe- bungsmethoden, Fernerkundung, virtuelle Realitäten etc.) unter Bezugnahme auf spezifische inhaltliche Fokussierun- gen und blinde Flecken im Unterricht. Eingeschlossen ist in beiden Bereichen die kritische Analyse der jeweils produ- zierten und publizierten Darstellungen. Sie sollen auch aktiv Methoden der sachadäquaten sowie der interessen- geleiteten Kommunikation anwenden. Anhand zur Verfü- gung stehender Daten kann dies durch Mittel des Textes, der Kartographie und verwandter grafischer Darstellungs- techniken realisiert werden. Nachhaltigkeit und Lebensqualität: Das Basiskonzept Nachhaltigkeit ist als sehr eng mit dem der Lebensqualität verknüpft zu begreifen. Der im Sprachgebrauch zum Gum- miwort mutierte Begriff der Nachhaltigkeit bedeutet im Sinne unseres Fachverständnisses weitaus mehr als nur „andauernd“ oder „langanhaltend wirksam“. Er sollte als eine Art Leitmotiv ökologischer Modernisierung gesehen werden: Für die Anforderungen modernen GW- Unterrichts bedeutet dies, Überlegungen anzustellen, wie das fragile Mensch-Umwelt-System in eine gewünschte Balance ge- bracht sowie die Aushandlung eines Ausgleichs hinsicht- lich der tragenden Säulen der Nachhaltigkeit (Gesellschaft, Wirtschaft, Natur) unterstützt werden kann. Als „Lebens- qualität“ wird in Studien zur Lebensqualitätsforschung die Entfaltungsmöglichkeit jedes Menschen und dessen Nach- kommen gesehen, wobei die gleichwertige Sicherung der ökologischen, materiellen und sozialen Lebensgrundlagen in den Mittelpunkt gestellt wird. Die Leitgedanken der Nachhaltigkeit und der Solidarität erweisen sich als not- wendige Voraussetzung für eine möglichst hohe Lebens- qualität einzelner Menschen und der Gesellschaft. Das Ziel der UNESCO, über Bildung für Nachhaltige Entwicklung allen Menschen Bildungschancen zu eröffnen, die es ihnen ermöglichen, sich Wissen und Werte anzueignen sowie Verhaltensweisen und Lebensstile zu erlernen, die für eine lebenswerte Zukunft und eine positive Veränderung der Gesellschaft(en) erforderlich sind, sollte für gelingenden GW-Unterricht vorrangig sein. Interessen, Konflikte und Macht: Die Analyse unterschied- licher (Gruppen)Interessen, die Durchsetzung im Rahmen gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse sowie die Ausein- andersetzung mit Konflikten, die dabei ausgetragen wer- den und in der Folge entstehen, ist eine wichtige geogra- phische und ökonomische Fragestellung. Dies entspricht auch einem essenziellen Anliegen der Politischen Bildung. Das Basiskonzept Interessen, Konflikte und Macht lenkt die Aufmerksamkeit auf soziale, ökonomische und ökologische Abhängigkeiten, Konflikte und Krisen sowie auf die Strate- gien der Konflikt- und Krisenbewältigung. Dies betrifft die Frage der gesellschaftlichen Inklusion und Exklusion und der Beteiligung an Entscheidungsprozessen ebenso wie Fragen des Zugangs zu Ressourcen oder Verteilungsfragen. Sie sollen sich über Gewinnerinnen und Gewinner sowie Verliererinnen und Verlierer von politischen Entscheidungs- prozessen klar werden und sich selbst als Akteurinnen und Akteure in Aushandlungsprozessen erleben können. Schließlich soll der Aufklärung über Manipulationen und Entfremdungsprozesse, die Sie selbst betreffen, Raum gegeben werden. Arbeit, Produktion und Konsum: Dieses Basiskonzept um- fasst einmal eine Akteurperspektive, die nachvollziehbar macht, dass Menschen täglich als Konsumentinnen und Konsumenten oder über das Erwerbsleben ökonomisch tätig sind. Es beinhaltet weiters die gesellschaftliche Pro- duktion von Bedürfnissen ebenso wie die Bedürfnisse der Produktion, mit denen sich die Volkswirtschaftslehre und Betriebswirtschaftslehre auseinandersetzen. Die Beschäf­ tigung mit Marketing, Unternehmensführung, Bilanzierung und Rechnungswesen, rechtlichen Grundlagen des betrieb- lichen Wirtschaftens sowie unternehmerischem Denken, wie Kosten/Nutzen-Überlegungen oder Opportunitätskos- ten, gibt Aufschlüsse über Logiken betriebswirtschaftlichen Denkens und Handelns, die für Sie durchschaubar gemacht werden sollen. Märkte, Regulierung und Deregulierung: Der Kern dieses Basiskonzepts fordert die Diskussion der Koordinierung von Wirtschaft in einem Spannungsfeld zwischen Markt, Staat und institutionellen Arrangements, zwischen spon­ taner Koordinierung und Macht bzw. bewusstem Eingrei- fen. Theorien, die Märkte als isoliert und frei von staatlicher und institutioneller Einbettung darstellen, sind kritisch zu hinterfragen. Märkte sind immer mit Marktmacht verbun- den und dem Versuch diverser Akteur/innen staatliche Regulierung bzw. Deregulierung zu beeinflussen. Das auf viele Situationen übertragbare, entscheidende konzeptio- nelle Wissen liegt im Verständnis des Spannungsfeldes zwischen Markt und (De-)Regulierung. Wachstum und Krise: Warum wächst Wirtschaft? Muss und soll Sie wachsen? Ist wirtschaftliche Entwicklung unbedingt mit Wachstum gleichzusetzen? Warum kommt es zu Krisen? Ein Basiskonzept Wachstum und Krise fordert die Bereit- schaft, Krisenmomente als ein zentrales Feld der Ökonomie zu sehen, aber auch eine Einschätzung der politisch-ideolo- gischen Konfliktlinien, die dieses Feld durchziehen. Krisen- analyse ist die Vorbedingung aktueller Wirtschaftspolitik, und aus unterschiedlichen Theorien werden unterschied­ liche und sehr oft gegensätzliche Politikvorschläge argu- mentiert. Der GW-Unterricht trägt in diesem Zusammen- hang zu Ihrem demokratischen Empowerment bei. Ein Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Ve lags öbv

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