global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
18 Fallbeispiel Bedeutung des Begriffes Bruttonationalglück Herkömmliche Entwicklungsmodelle sehen das Wirtschafts- wachstum als wichtigstes Kriterium für politisches Handeln. Das Modell des Bruttonationalglücks hingegen geht davon aus, dass eine nachhaltige und ausgewogene Entwicklung einer Gesellschaft nur im Zusammenwirken von materiel- len, kulturellen und spirituellen Faktoren, die einander er- gänzen und verstärken, entstehen kann. Die vier Säulen des Bruttonationalglücks sind • die Förderung einer sozial gerechten Gesellschafts- und Wirtschaftsentwicklung, • die Bewahrung und Förderung kultureller Werte, • der Schutz der Umwelt • und gute Regierungs- und Verwaltungsstrukturen. Objektiv lässt sich Bruttonationalglück nur schwer messen, es ist von zahlreichen subjektiven Werturteilen abhängig. Ursprung Der Begriff Bruttonationalglück wurde 1979 vom damaligen König von Bhutan, Jigme Singye Wangchuck, geprägt. Der König wollte damit gegenüber einem indischen Journalis- ten auf dessen Frage nach dem BIP von Bhutan zum Aus- druck bringen, dass er sich einer Wirtschaftsentwicklung verpflichtet fühle, die der einzigartigen Kultur Bhutans und deren buddhistischen Grundwerten gerecht werde. Um dies zu erreichen, hat Bhutan eine Staatskommission, die Kommission für das Bruttonationalglück, eingesetzt. Mit der Verankerung des indigenen Prinzips des Sumak kawsay („gutes Leben“) in ihren Verfassungen schlugen Ecuador 2008 und Bolivien 2009 einen ähnlichen Weg ein. M1 Menschen in Bhutan Bhutan: Die Ideologie vom wahren Glück Auf 2 000 Meter Höhe im Himalaya liegt das Königreich Bhutan, übersetzt: „Das Land des Donnerdrachens“ – dort hat der König entschieden, Schluss zu machen mit der „Diktatur des Bruttoinlandsprodukts“ und diese Ideo- logie gegen eine neue eingetauscht, der des „Bruttoin- landsglücks“. Alle Welt schaut neugierig auf Bhutan. (…) Bhutan, das kleine Land mit 742 000 Einwohnern, in dem 60 Prozent der Menschen in der Landwirtschaft arbeiten und 64 Prozent der Arbeitsbevölkerung keine Schulbildung haben, erscheint mit der neuen Ideologie vom Bruttoninlandsglück in diesen Tagen als ein neues großes Vorbild für die ganze Welt. Bhutan will bis 2020 alle Höfe auf ökologische Landwirtschaft umgestellt haben; in den Schulen lehren sie die Kinder als „Bot- schafter des Wandels“ aufzutreten; Handel, Tourismus, Holzeinschlag und Bergbau werden neuen strengen Regeln gemäß der Schonung von Mensch und Natur unterworfen; das Gesundheitssystem ist kostenlos für alle. Als „Weltglückstag“ wird der 20. März seit 2012 gefei- ert. Touristen und Journalisten müssen 250 Dollar Aufent- haltsgebühr pro Tag zahlen. Der Staat unterstützt Bio-Kooperationen und junge Un- ternehmen betreiben Recyclingprogramme. (…) In Bhutan ist die Armut weniger spürbar: Die Menschen haben zu essen, eine Wohnung, Zugang zu kostenloser Bildung, medizinischer Behandlung und sind in eine Gemeinschaft eingegliedert. „Glück“ ist etwas Relatives! (…) (http://info.arte.tv/de/bhutan-die-ideologie-vom-wahren- glueck, 26. 6. 2014, abgerufen am 9. 9. 2016) M2 Die Ideologie vom wahren Glück Bhutan in der Landessprache: Druk Yul Amtssprache: Dzongkha Hauptstadt: Thimphu Regierungsform: Konstitutionelle Monarchie Fläche: 38117km 2 BIP: 2,1 Mrd. US-Dollar BIP/Kopf: 2730 US-Dollar Bruttowertschöpfung Landwirtschaft: 17,1% Bruttowertschöpfung Produzierendes Gewerbe: 42,3% Bruttowertschöpfung Dienstleistungen: 40,6% Bevölkerung: 765 600 Bevölkerungsdichte: 20 Einwohner/km 2 Geburtenrate: 2,23 Lebenserwartung Männer: 68 Jahre Lebenserwartung Frauen: 68,7 Jahre HDI-Rangliste: Rang 136 World Happiness Index: Rang 79 M3 Bhutan: Zahlen und Fakten aus dem Jahr 2014 Kompetenzorientierte Lernziele Interessengebundenheit von Gliederungen vergleichen Die Gliederung nach dem Faktor „Glück“ bewerten Geographie des Glücks Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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