global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
137 Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren 11. 3. 2011 um 14:46 Ortszeit lösen sich diese Spannungen 24 km unter dem Meeresboden mit einem gewaltigen Ruck, wodurch der Meeresboden um 30–50 Meter versetzt wird. Die entstehenden P-Wellen sind innerhalb von Sekunden im 350 km entfernten Tokio angelangt und lösen alle Warnsys- teme aus. Gas- und Stromleitungen werden notabgeschal- tet, Ampeln springen auf Rot. Trotzdem zerstören die fol- genden seitwärtsschwingenden S-Wellen zahlreiche Häuser und Straßen. Zusätzlich löst das plötzliche Aufbäumen des Meeresbodens einen gewaltigen Tsunami aus. Trotz soforti- ger Tsunamiwarnung gelingt vielen Menschen in der ver- bleibenden halben Stunde aber nicht die Flucht. Die zehn Meter hohe Welle schiebt sich kilometerweit ins Land, tötet mehr als 15 000 Menschen und lässt weitere 2 600 spurlos verschwinden. Durch das Beben der Stärke 9,0 auf der Rich- terskala, den Tsunami und die Erdrutsche werden Straßen, Brücken, Eisenbahnlinien, Seekabel und die Strom- und Kühlsysteme des Atomkraftwerkes Fukushima zerstört. Die Reaktorkerne heizen sich dadurch auf, wodurch es zu Explo- sionen und zur Kernschmelze kommt: ein Super-GAU. Haiti Am 12.1. 2010 hinterlässt eine Erdbebenserie mit mehr als zehn schweren Erdbeben 220 000 Tote, Millionen Obdach lose und extreme Zerstörungen auf Haiti. Die in kleine Plat- tenstücke zerbrochene Erdkruste liegt hier zwischen der karibischen und der nordamerikanischen Platte, die seit- wärts aneinander vorbeischieben und die dazwischenlie- genden Plattenstücke unter große Spannung versetzen. Als die Platten ruckartig in eine neue Position schnellen, ent- lädt sich ein Erdbeben der Stärke 7,0 nach Richter. Da das Beben nur 15 km von der Hauptstadt Port-au-Prince und nur 10–15 km unter der Erdoberfläche stattfindet, sind die Aus- wirkungen besonders schlimm. Zusätzlich hat der arme Inselstaat nicht die Resilienz eines industriellen Japans, wodurch die Infrastruktur und Gebäude den enormen Kräf- ten nicht standhalten können. Zumindest entsteht bei die- ser Katastrophe kein Tsunami, da sich das Epizentrum an Land und nicht im Wasser befindet. 1 Beschreiben Sie, warum in Island vermehrt vulkanische Aktivitäten, Erdbeben und geotherme Quellen vorkom- men. 2 Erörtern Sie die wirtschaftliche Notwendigkeit japani- scher Atomkraftwerke vor dem Hintergrund der dorti- gen geologischen Aktivitäten. 3 Erklären Sie mithilfe von M3, warum die gemessenen Erdbeben in Österreich an gewissen Stellen vermehrt auftreten. " } { Besorgniserregend ist aber, dass die vergangenen Beben in regelmäßigen Abständen auftraten. Eine aktive Phase voller starker Beben wurde von einer längeren Ruhephase abgelöst. Der Zyklus dieser Region wurde mit 250–300 Jah- ren berechnet, wobei das Beben im Jahr 2010 die aktive Phase eingeläutet haben könnte. Vorhersagbar? Auch in anderen Regionen können solche Zyklen berechnet werden. In San Francisco dauert einer ca. 100 Jahre, wobei das letzte große Beben im Jahr 1906 stattfand. Das befürch- tete „Big One“ ist also schon überfällig. Trotz Berechnungen und aller Fortschritte in der Erdbebenforschung bleiben Erdbeben aber weiterhin unverhersagbar. Forschungsnetz- werke und Erdbebenwarten messen Veränderungen des Gesteinsdrucks, des Magnet- und Schwerefeldes, die Nei- gung von Gesteinsschichten, Bewegungen des Grundwas- serspiegels und zeichnen Mikrobeben und Austritte von Radongas auf. Doch tatsächliche Aussagen über das Wann und Wo auftretender Erdbeben können immer noch nicht getroffen werden. Neben ungenauen Langzeitprognosen lassen sich Erdbe- ben also nur durch Vorbeugung und nicht durch Vorhersage bekämpfen. Erdbebensichere Gebäude und Notfallpläne sind für diese Katastrophenvorsorge wichtig. M4 Haiti drei Jahre nach dem Erdbeben Arbeitsheft S. 59 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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