global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch
127 Nutzungskonflikte an regionalen Beispielen reflektieren Motive der Zielstaaten Aber auch die Zielstaaten profitieren von den internationa- len Geschäften. Durch den entstehenden Technologietrans- fer erwarten sie sich unter anderem eine Erweiterung von Wissen und die Lieferung moderner Produktionsanlagen. Da Südostasien im Durchschnitt 4,7 Tonnen Weizen pro Hektar produziert, während die afrikanische Landwirt- schaft nur 1,4 Tonnen Weizen pro Jahr schafft, scheint dies auch dringend notwendig. Auch die Verbesserung der Infrastruktur (Verbesserung der Zugangswege, der Wasserversorgung, der Energieinfra- struktur, …) und der Ausbau von Schulen und Krankenhäu- sern wird den Zielstaaten versprochen. Einige Staaten ver- pflichten ihre Investoren sogar zu solchen Investitionen. Bäuerinnen und Bauern, die aufgrund der Pachtverträge ihr Land verlieren, werden neue Arbeitsplätze in der Landwirt- schaft versprochen. Diese sind allerdings in der Praxis oft nicht zahlreich genug vorhanden, von schlechten Arbeitsbe- dingungen begleitet oder sehr schlecht bezahlt. Außerdem werden sie oft nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Soziökonomische Auswirkungen Viele demographische, klimatische und politische Faktoren sind in den armen Ländern Afrikas eine permanente Bedro- hung der Ernährungssicherheit und führen immer wieder zum Verlust der Existenzgrundlage. Ein hohes Bevölke- rungswachstum, Umweltzerstörung, unklare Besitzverhält- nisse, schlechte Beschäftigungsalternativen außerhalb der Landwirtschaft, politische Konflikte, fehlende Infrastruktur sowie wiederkehrende Dürren und Überschwemmungen können solche Bedrohungen sein. Neben dieser ohnehin schwierigen Situation stellt Land Grabbing eine zusätzliche Bedrohung der Ernährungssicherheit dar. Durch den Ver- kauf oder die Enteignung der Anbauflächen bleibt den Kleinbäuerinnen und Kleinbauern keine Möglichkeit zur privaten Nahrungsmittelerzeugung. Die industriell erwirt- schafteten Erträge sind aber größtenteils für den Export produziert, wodurch Hunger und Armut kontinuierlich stei- gen. Ökologische Auswirkungen Die intensive Landwirtschaft bringt ökologische Folgen wie Entwaldung, übermäßigen Einsatz von Dünger und Pestiziden, Bodendegradation und Wasserverschmutzung mit sich. Die starke Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen für Maschinen, der intensive Transport mit entsprechender CO 2 -Emission und Probleme bei der Müllentsorgung führen zu weiteren ökologischen Problemen, die nicht nur im be- troffenen Land, sondern indirekt auch in anderen Ländern wirken. Das Roden von Regenwäldern zur Gewinnung von Agrar flächen beeinträchtigt die tierische und pflanzliche Arten- vielfalt, die Wasserversorgung, die Boden- und Wasser qualität und das Kohlenstoffbindungspotenzial. Besonders Monokulturen beuten fruchtbare Böden aus und schädigen diese nachhaltig. Biotreibstoffe als moderne Alternative zu Öl sind vor diesem Hintergrund auch stark zu hinterfragen: Millionen Tonnen an Nahrungsmittel werden zur Produk tion von Biosprit verwendet und fehlen den lokalen Ge- meinschaften. Mitsprache von internationalen Organisationen Um diese Zustände zu verbessern, wurden von einigen Regierungen, Zivilgesellschaften und dem privaten Sektor Grundsätze erarbeitet, die helfen sollen, Landrechte, Exis- tenzgrundlagen und Ressourcen mit Respekt zu behandeln. Diese Grundsätze (engl. „Principles for Responsible Agri cultural Investment – RAI“) wurden von der Weltbank, der Federation of Agricultural Producers (FAP), der United Nations Conference on Trade and Development (UNCTAD) und dem International Fund for Agricultural Development (IFAD) erstellt, bleiben aber eine freiwillige Richtlinie. Diskussion Die Aspekte der Nutzungskonflikte hängen stark von der Perspektive der Betrachterinnen und Betrachter ab. Viele Argumente können gänzlich unterschiedlich darge- stellt werden. Zur konstruktiven Diskussion müssen da- her Gegenargumente zugelassen und durchgedacht werden. Trotz aller Unterschiede werden sich Gemein- samkeiten und hoffentlich auch Lösungsansätze finden lassen. Schritt für Schritt: Informationsbeschaffung (auch für Gegenargumente) Themenabgrenzung Gegenargumente zulassen, bewusst durchdenken und mit eigenem Standpunkt vergleichen Gemeinsamkeiten trotz unterschiedlicher Positionen erkennen Lösungsansätze suchen Methode 1 Diskutieren Sie über die Ursachen und Auswirkungen von Nutzungskonflikten. 2 Erläutern Sie, welche internationalen Organisationen Mitsprache bei Landgeschäften haben und wie wir sie beeinflussen können (Wahlen, Mitgliedschaften, Kon- sumverhalten, …). { { Arbeitsheft S. 55 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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