global 5. Geographie und Wirtschaftskunde, Schulbuch

118 Fallbeispiel Arbeit – ein Begriff, viele Gesichter Kompetenzorientierte Lernziele  Unterschiedliche Formen von Beschäftigung benennen  Die Situation am Arbeitsmarkt beurteilen Das ist Lena. Sie ist 25 Jahre alt und stammt aus dem nördlichen Waldviertel. Nach der Matura am BRG Gmünd ging Lena nach Wien, um Phar- mazie zu studieren. Während des Studiums arbeitete Lena in Teilzeit bei einer Modekette, um sich neben der Unterstützung ihrer Eltern etwas dazuzuver- dienen. Außerdem absolvierte sie zwei unbezahlte Praktika im Ausmaß von jeweils drei Monaten bei namhaften Pharma- konzernen. Nach dem Abschluss ihres Studiums begab sich Lena auf eine mehrmonatige USA-Reise. Seit ihrer Rückkehr arbeitet sie als Aspirantin in einer Apotheke in Wien. Lena ist zudem ehrenamtliche Mitarbeiterin beim Roten Kreuz und in der Pfarre ihrer Heimatstadt enga- giert. Ihr großer Traum ist es, einmal ihre eigene Apotheke zu führen. Bis dahin heißt es aber noch fleißig Geld und Erfahrungen sammeln. M1 Die vielen Facetten von Arbeit Produktionsfaktor Arbeit Am Beispiel von Lena zeigt sich, dass unter Arbeit sehr vieles verstanden werden kann. So stellt sich zB die Frage, ob nur bezahlte Arbeit als solche bezeichnet werden darf, und ob Arbeit immer eine Bürde darstellt oder auch Spaß machen kann. Je nach Blickwinkel können also unterschied- liche Definitionen zutreffend sein. Aus Sicht der Volkswirt- schaftslehre wird unter Arbeit bzw. Beschäftigung vorwie- gend die Auslastung des Produktionsfaktors Arbeit verstanden. Die Auslastung des Faktors Arbeit ist abhängig von der Zahl der Erwerbstätigen , der Arbeitszeit und der Arbeitsleistung . Diese drei Faktoren wollen wir nachfol- gend genauer betrachten. Wer ist in Österreich erwerbstätig? Die Bevölkerung eines Landes setzt sich aus verschiede- nen Gruppen zusammen. Nur ein Teil gilt als erwerbstätig, nämlich alle Personen zwischen 15 und 64 Jahren, die einer Beschäftigung nachgehen, um Einkommen zu erzielen. 2016 waren in Österreich ca. 4,1 Mio. Menschen erwerbstä- tig. Dies entspricht einer Erwerbstätigenquote (= der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren) von 71%. Im ersten Quartal 2016 waren die erwerbs- tätigen Österreicherinnen und Österreicher in folgenden Beschäftigungsgruppen (M2) tätig. M2 Beschäftigungsgruppen in Österreich im 1. Quartal 2016 in % (nach Statistik Austria) Arbeiterinnen und Arbeiter 24,37% Angestellte 49,16% Lehrlinge 2,77% Öffentlich Bedienstete 10,02% Freie Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer 0,83% Selbstständige und mithelfende Familienangehörige 12,85% Jede dieser Beschäftigungsformen hat sowohl für Arbeit- nehmerinnen und Arbeitnehmer als auch für Arbeitgeberin- nen und Arbeitgeber bestimmte sozial- und arbeitsrechtli- che Konsequenzen. Grundsätzlich können die beiden Typen unselbstständige Beschäftigung (zB Angestellte, Arbeite- rinnen und Arbeiter) sowie selbstständige Beschäftigung unterschieden werden. Eine unselbstständig Beschäftigte oder ein unselbstständig Beschäftigter steht in einem Ar- beitsverhältnis mit einer Arbeitgeberin oder einem Arbeit- geber und setzt ihre bzw. seine Arbeitskraft gegen Bezah- lung ein. Die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer ist durch arbeitsrechtliche Gesetze geschützt und wird zur Sozialversicherung angemeldet. Selbstständige hingegen führen ihr eigenes Unternehmen und sind dementspre- chend niemandem gegenüber weisungsgebunden. Sie arbeiten auf eigene Rechnung und Verantwortung und tragen das gesamte Risiko. Atypische Beschäftigung Kopfzerbrechen bereiten Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern so genannte atypische bzw. prekäre Beschäfti- gungsformen, zB Teilzeitarbeit, Leiharbeit oder Werkverträ- ge. Diese Jobs mit oftmals niedrigen Löhnen und großen arbeits- und sozialrechtlichen Unsicherheiten haben stark zugelegt und verdrängen vermehrt Vollzeitstellen. Beson- ders Jugendliche sind betroffen, steigen sie doch häufig über prekäre Arbeitsverhältnisse in das Berufsleben ein. In diesem Zusammenhang wird auch oft vor der „Generation Praktika“ gewarnt. Dabei handelt es sich um junge Men- schen, die ein Praktikum nach dem anderen absolvieren, jedoch ohne Aussicht auf eine Fixanstellung. Tatsache ist, dass in Österreich schon rund 300 000 Menschen als Wor­ king Poor gelten. Sie haben – trotz Arbeit – nur knapp genug Geld zum Leben. Neben den bezahlten beruflichen Tätigkeiten spielen auch unbezahlte eine große Rolle in unserem Land. Zu nennen wären hier vor allem die, vorwiegend von Frauen, ausge­ übte Haushaltsführung sowie die Freiwilligenarbeit . Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verla s öbv

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