sprachreif 4, Band für Lehrerinnen und Lehrer

48 Grundsätzlich ist es nachzuvollziehen, aus welchen Gründen sich Staa- tenlenkerinnen und -lenker für besonders wichtig halten: Sie tragen Verantwortung und müssen ständig in Kameras lächeln. Dass politisches Engagement aber nicht nur bedeuten kann, große politische Theorien zu wälzen, sondern sich einfach einmal in seiner eigenen Umgebung um Menschen oder Sachfragen zu kümmern, die gerade unter den Fingern brennen, sollte eigentlich jedem halbwegs vernünftig denkenden Men- schen klar sein. Nur weil man nicht permanent Notiz von den großen Parteien und deren Akteuren nimmt, heißt das noch lange nicht, dass man politisch nicht interessiert ist – das zeigt auch die Shell-Jugendstu- die, die illustriert, dass auch junge Menschen Interesse an Politik haben. Vielleicht bestätigt sie sogar den Studierendensurvey: Wir wollen politisch sein, uns aber nicht mehr in das System zwängen lassen, das im letzten Jahrhundert entstanden ist. Es sei jeder und jedem unbenommen, sich parteipolitisch zu engagieren. Es ist selbstverständlich wichtig, dass die Struktur eines Staates erhalten wird. Es muss bestimmte Regeln gesellschaftlichen Zusammenlebens geben, die selbstverständlich auch auf Basis von politischen Theorien und Ansichten debattiert werden sollen. Ich bin auch davon überzeugt, dass es viele junge Menschen gibt, die ein Interesse daran haben, dass genau so etwas passiert. Was aber zahlreiche Leute vergessen, ist, dass es viel- fältige Ausformungen von politischem Engagement geben kann: Operator 2 Ist es etwa kein politisches Engagement, wenn man wie Saskia Benter, eine deutsche Studentin, für das Frauenrechtszentrum Frieda arbeitet? Ist es etwa kein politisches Engagement, Asylwerber zu den Behörden zu begleiten? Ist es etwa kein politisches Engagement, sich für „Clowns ohne Grenzen“ zu engagieren und Kindern in Krisengebieten ein bisschen Freude zu schenken? Brauchen wir dazu immer einen Parteiapparat im Hintergrund, der uns vereinnahmt? Operator 2+3 Rhetorische Fragen Ich plädiere mit Nachdruck dafür, dass sich jeder und jede in einer Form gesellschaftspolitisch engagiert. Unsere Demokratie lebt davon, dass je- der Mensch eine eigene Meinung haben darf und selbst entscheiden darf, wie er sich in die Gesellschaft einbringt. Gleichzeitig haben wir alle aber auch eine Verpflichtung: Nämlich jene, eben diese Freiheit zu erhalten. Und dies wird nur gelingen, wenn wir innerhalb der Gesellschaft, in der wir leben, uns auch tatsächlich einbringen. Operator 3 Operator 4 Die politischen Parteien müssen überlegen, warum sie es nicht mehr so wie früher schaffen, viele junge Leute für sich zu begeistern. Ich denke nicht, dass es nur an uns liegt. Wenn wir die Gelegenheit dazu bekommen, uns so zu engagieren, dass wir tatsächlich etwas bewirken können, dann machen wir das auch. Wenn wir freundlich belächelt werden und keinen sinnvollen Ertrag in unserer Tätigkeit sehen können, dann suchen wir uns eben was anderes. Völlig unkompliziert. Und nicht unpolitisch. Operator 3+4 Ich danke Ihnen. Schlussformel Themenklammer 3: Sprache und Medien S. 91: A1 Textsorte Kommentar (Mustertext s. S. 49 f.) Wortanzahl 405–495 Wörter; Abzüge für Über- bzw. Unterschreitung Erläuterungen zum situativen Kontext schulischer Kontext: Berufsplanung an der Schule, Zielgruppe Gleichaltrige oder etwas jünger Wichtige Kern-/Einzelaussagen des Inputtextes digitale NomadInnen leben überall und nirgends und arbeiten auch von dort aus (Schiff, Bali/Insel, etc.) Möglichkeiten zu Arbeitsauftrag 1 digitale NomadInnen sind relativ frei und brauchen zum Arbeiten nur ihren Laptop und schnelles Internet; viele arbeiten auch gemeinsam auf sog. worka- tions; Probleme: Wo bezahlt man die Steuern? Meldezettel? etc. „insecurity is a bitch“ bzw. Unabhängigkeit um jeden Preis? Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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