sprachreif 4, Band für Lehrerinnen und Lehrer

47 MUSTERTEXTE/LÖSUNGSVORSCHLÄGE Zu S. 86: Leserbrief: LeFloid und Co. Sehr geehrte Damen und Herren, Anrede (Ort und Datum ergänzen!) es ist wohltuend zu lesen, dass Ihr Beitrag vom 17. September 2015 mit einer entscheidenden Feststellung beginnt, nicht alle YouTuber hätten sich dem reinen Entertainment verschrieben. Es gibt selbstverständlich über LeFloid und Drotschmann hinaus noch weitere Beiträge auf der Videoplattform, die sich mit Politik und Bildung beschäftigen. Wie zahlrei- che meiner Altersgenossen nutze auch ich solche Kanäle, um mich über bestimmte politische Entwicklungen zu informieren und mein Wissen zu Themen, die in der Schule relevant sein können, zu vertiefen. Es stimmt: Wenn man den Fernseher einschaltet, laufen entweder Sendungen für Kleinkinder oder für Erwachsene. Für uns Teenager existieren keine Infor- mationsprogramme, weshalb es kein Wunder ist, dass wir auf Plattformen wie YouTube zurückgreifen und dort Blogger wie Mirko Drotschmann populär machen. Ein Fehler, den zahlreiche Kommentatoren dann in die- sem Zusammenhang immer wieder machen, ist, dass sie glauben, dass die hohen Klickzahlen gleichgesetzt werden mit Zustimmung zu allen Inhalten, die transportiert werden. Selbstverständlich muss immer wieder darauf hingewiesen werden, dass YouTube-Blogger keine professionell ausgebildeten Journalisten sind. Es wird aber nie darauf hingewiesen, dass Teenager nicht allesamt unmündige Schafe sind, die ungefiltert alles in ihr Hirn lassen, was sie auf YouTube ansehen. Haben Sie sich schon einmal überlegt, dass die Community im Internet, wie Sie selbst ja auch feststellen, durchaus dazu in der Lage ist, als Korrektiv aufzutreten und im Anlassfall mit Kritik zu reagieren? Das ist nämlich der große Vorteil der Online-Plattformen: Es kann unmittelbar eine Debatte über die Inhalte stattfinden – das ist im klassischen Fernsehen gar nicht möglich. Es ist ja nicht von Vornherein gesagt, dass sich professionelle Journalisten immer an alle Regeln halten, die für sie eigentlich gelten. Und solange sich im Fernsehen nur die Werbe- und Soap-Opera-Branche um die Teenager kümmert, werde ich weiterhin auf YouTube zurückgreifen, um für mich relevante Nachrichten zu sehen. Operator 1 Operator 2 Operator 1 Operator 2 Operator 3 Mit freundlichen Grüßen Grußformel XY Zu S. 88: Meinungsrede: Jugend und Politik – Jugend oder Politik? Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, Anrede endlich! Die Erwachsenen – Experten für das richtige Leben, wie man am Weltfrieden eindrucksvoll beobachten kann – haben wieder ein Thema gefunden, an dem sie sich gut abarbeiten können, ohne die wirklichen Schwierigkeiten des Lebens meistern zu müssen. Hurra! Seit Jahrhunder- ten bewährt es sich schon, das Prinzip des „Auf-die-Jungen-Schimpfens“, wenn man von den eigenen Problemen ablenken möchte. Die große Auf- regung dieses Mal: der Studierendensurvey. Diese Umfrage unter Studie- renden, die das bundesdeutsche Bildungsministerium alle zwei Jahre in Auftrag gibt, hat zahlreiche Politikerinnen und Politiker aufgescheucht: Zwei Drittel der Befragten geben an, sich nicht für Politik zu interessieren! Wie gibt’s denn sowas? Da mauscheln wir frisch-fröhlich in Hinterzim- mern, führen Kriege, erklären im Fernsehen, warum dies nicht geht und das nicht finanzierbar ist, warum wir wieder einmal zu keiner Einigung gekommen sind und jenen leider, leider, nicht helfen können, die hun- gern, aber denen, Gott sei Dank, die Unternehmen besitzen, die Steuern erlassen können – und dann interessieren sich diese undankbaren Fratzen nicht für uns? Wie kann das sein? Operator 1 Ironie Enumeratio, Allusion Operator 3 Ironie, rhetorische Frage Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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