sprachreif 4, Band für Lehrerinnen und Lehrer

29 Nicht nur, weil Geschlechtersensibilität in der deutschen Sprache unumstritten wichtig ist und vor allem Frauen sich diese in den letzten Jahrzehnten hart erkämpft haben – und immer noch weiter erkämpfen müssen – sollte diesem The- ma auch weiterhin die Wichtigkeit beigemessen werden, die ihm zusteht. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob sich dies so einfach mit geschlechtsneutralen Pronomina lösen lässt, aber dies könnte zumindest einen Anfang darstellen. Viel- leicht kommen wir ja alle gemeinsam zumindest auf eine österreichische Lösung? 601 Wörter SCHLUSS: fasst die wichtigsten Gedanken nochmals zusam- men, gibt klar die eigene Meinung wieder, ordnet das Thema in einen größeren Zusammenhang ein und formuliert einen Appell Zu S. 14: Kommentar: Brauchen wir das scharfe „ß“? Ja, natürlich! Oder sollen wir in Zukunft nicht wissen, ob wir Buße tun oder etwas (oder vielleicht sogar „es“) in Bussen tun? Ein Maß trinken (sicher schwer verdaulich) und/oder danach (eine) Mass nehmen … Der am 27. Juli 2017 von Fran- ziska Dzugan in der österreichischen Wochenzeitschrift profil erschienene Artikel Großes ß: Der heikle Job der Sprachpolizei setzt sich mit dem Thema der Rechtschreibung dahingehend auseinander, als er die Aufgaben sowie die Vorgangsweise einer „Sprachpolizei“ in Form des Rats der deutschen Recht- schreibung beschreibt. Hauptaufgabe eben desselben sei es, den „Sprachfrieden“ zu erhalten. Give peace a chance! Einsatz von typischen Sprachelementen in Kommentaren: Kurzwortsätze, rhetorische Fragen EINLEITUNG: für die LeserInnen angenehm gestaltet; Be- zugnahme auf den Inputtext vorhanden (kurze Zusammen- fassung desselben) + wichtige Aussagen des Artikels auch klar für LeserInnen, die den Inputtext nicht gelesen haben Einsatz des Konjunktivs Übertreibungen Die Autorin informiert darüber, dass sich die 39 Mitglieder des Rates, der sich aus LinguistInnen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Südtirol und der Deutschsprachigen Gesellschaft Belgiens zusammensetze, zwei Mal im Jahr träfen und dann sehr sachlich darüber diskutieren würden, wie man „draußen“ die Orthografiere- geln anwende und diese dann gegebenenfalls der Praxis anpasse. Wir erfahren, dass es in der Schweiz gar kein „ß“ gebe und werden zum Nachdenken darüber angeregt, ob, da dieser Buchstabe ja die Länge bei der Betonung des Vokals vorgebe, es nicht möglich sein müsste, als ÖsterreicherIn das Wort „Strasse“ (sic! sic! sic!) auch bei dieser Schreibung richtig zu betonen. Ähm – nein. No way out aus dieser Sack- gasse! HAUPTTEIL: Operator 1 (Zusammenfassung der Textbeilage) und Operator 2 (eigene Meinung zur ß-Schreibung bzw. zu den Unterschieden in den einzelnen deutschsprachigen Län- dern so wie zu Orthografie-Reformen) werden gemeinsam abgearbeitet, die Meinung der/des Verfasserin/Verfassers des Kommentars schwingt immer durch und ist von Anfang an klar  keine neutrale Textsorte wie z.B. Erörterung, in der die eigene Meinung nur am Schluss dargestellt wird. Kurzwortsatz Übertreibung Interessant scheint, dass es erst seit gut 100 Jahren eine einheitliche deutsche Rechtschreibung gäbe und davor je- des Land seine eigenen Regeln bestimmt hätte – man siehe: Schweizer Eigenheiten. Sie gingen auf niemanden zu, schrie- ben anders und siegten. Trikolon Die hochnotwendige, größte Rechtschreibreform der Ge- schichte hätte man vor 22 Jahren, 1996, durchführen wollen, man sah sich allerdings großem Widerstand ausgesetzt: die FAZ mutierte zum Flaggschiff der orthografischen Gegen- reformation, es kam zum Zurückrudern vieler Verlage und Medienhäuser, ja, LehrerInnen weigerten sich, so zu unter- richten! Im Sommer 2004 sollte es zu einem Revival des bis dahin vor sich hin brodelnden Sprachkrieges kommen, be- kannte Verlage und Medienhäuser wollten zur alten Recht- schreibung zurückkehren – man befürchtete sogar ein Ende des „Sprachfriedens“! So kam es zur Gründung des Rats für deutsche Rechtschreibung. Trikolon Übertreibung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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