sprachreif 4, Band für Lehrerinnen und Lehrer

23 Aufgabenstellung Verfassen Sie eine Zusammenfassung. Situation: Als Vorbereitung für eine Podiumsdiskussion zum Thema „Exilliteratur“ verfassen Sie eine Zusammenfassung eines Artikels des Goetheinstituts zu diesem Thema. Lesen Sie den Bericht Geflüchtete Autoren – Schreiben und Verstummen im Exil (Textbeilage 2) von Bernd Zabel von der Website des Goetheinstituts vom Oktober 2016. Verfassen Sie nun die Zusammenfassung und bearbeiten Sie dabei die folgenden Arbeitsaufträge: zz Geben Sie die Kernaussagen des Artikels in Kürze wieder. zz Beschreiben Sie die prekären Bedingungen, unter denen Autoren im Exil leben. zz Erschließen Sie aus dem Text die genannten Schwierigkeiten, sich im Exil literarisch zu äußern, und mögliche Alternativen. Schreiben Sie 270 bis 330 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. Textbeilage 2 GEFLÜCHTETE AUTOREN – SCHREIBEN UND VERSTUMMEN IM EXIL Von Bernd Zabel | Oktober 2016 Wie verfolgte und vertriebene Schriftsteller in Deutsch- land um ein neues literarisches Leben kämpfen – und wie viel Kraft und Glück es dafür braucht. Dass sie einmal Religionslehrerin für muslimische Ju- gendliche werden würde, hätte Maynat Kurbanova nicht gedacht. In Tschetschenien war sie eine erfolg- reiche Autorin und Journalistin. Als Korrespondentin der Moskauer Zeitung Nowaja Gazeta arbeitete sie im Nordkaukasus. Nach Drohungen verließ Kurbanova Russland im Jahr 2004 und kam nach Deutschland. Ein Stipendium des PEN-Zentrums sicherte ihr zu- nächst den Lebensunterhalt. Doch danach stellte sich die Frage, wie es weitergehen soll. Maynat Kurbanova musste sich neu erfinden, sie studierte Islamwissen- schaft und qualifizierte sich für ihren heutigen Beruf als Lehrerin in Wien. Auch Liu Dejun hat ein neues Leben begonnen. Der chinesische Blogger und Menschenrechtsaktivist ist ein scharfer Kritiker des Pekinger Regimes. Er wurde mehrfach verhaftet und misshandelt. 2013 verließ er seine Heimat. Heute studiert er in Nürnberg Jura – nach intensivem Deutschlernen bestand er die Auf- nahmeprüfung für die Universität. VIELE LEBEN UNTER PREKÄREN BEDINGUN- GEN Maynat Kurbanova und Liu Dejun – zwei Autoren, die es nach ihrer Flucht „geschafft“ haben. Doch es sind auch zwei Ausnahmefälle. Die wenigsten geflüchteten Schriftsteller haben in Deutschland einen guten Start, viele leben unter prekären Bedingungen. Ihre Situa- tion ist auch abhängig davon, welche Sprache sie spre- chen. Autorinnen mit guten Kenntnissen europäischer Sprachen haben eher die Möglichkeit, in Deutschland zu schreiben und zu publizieren. Dennoch fällt es auch ihnen schwer, damit ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Vergleichsweise gute Aussichten haben wohl jene, die noch in jungem Alter ihre Heimat verlassen mussten: Saša Stanišić etwa floh als Jugendlicher mit seiner Fa- milie vor dem Bosnienkrieg nach Deutschland. Er hat- te das Glück, auf verständige Menschen zu treffen, die ihn auch fachlich förderten. Heute ist er ein anerkann- ter, viel gelesener Autor, der 2014 mit dem Preis der Leipziger Buchmesse geehrt wurde. Als Schriftsteller etabliert ist auch Abbas Khider. Nach langer, be- schwerlicher Flucht aus dem Irak kam er mit 27 Jahren nach Bayern, ohne jegliche Deutschkenntnisse. Inzwi- schen hat er mehrere Romane auf Deutsch geschrie- ben, die mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeich- net wurden. 2017 ist Khider Stadtschreiber von Mainz. DIE SEELISCHE LAST VON FLUCHT UND FOLTER Allerdings: Jedes Fluchtschicksal ist individuell. Es macht einen großen Unterschied, ob jemand seine Familie zurücklassen musste, ob er hier eine Gemein- schaft von Landsleuten vorfindet und ob der Arm sei- ner Verfolger – etwa der Geheimdienste – bis ins Gast- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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