sprachreif 4, Band für Lehrerinnen und Lehrer

20 Unwissenheit als größtes Problem Bewusstseinsbildung. „Ich glaube, die meisten Men- schen sehen etwas Schönes und laufen hin, ohne zu bedenken, was das für die Natur bedeutet“, sagt Corin- na Oberlerchner vom Biosphärenpark Nockberge. Na- turpark-Ranger und alpine Vereine setzen daher auf Bewusstseinsbildung. Dass ein Gipfel neu begrünt werden muss, sei zwar selten, sagt Peter Kapelari, Lei- ter der Abteilung Hütten, Wege und Kartografie beim österreichischen Alpenverein. Aber: „Es sind immer mehr Wanderer unterwegs, und viele sind unerfah- ren.“ Auch die Naturfreunde, die den freien Zugang zur Na- tur forcieren, rufen dazu auf, am Weg zu bleiben. Re- gina Hrbek, Leiterin der Abteilung Natur, Umwelt- schutz und Hüttenmanagement: „Das Naturerlebnis ist genauso gut.“ Mountainbiker Karl Nadrag vom Alpenverein, der rund 100 Kilome- ter Wanderwege betreut, kritisiert unaufmerksame Wanderer: „Viele reden oder schauen aufs Handy und kommen vomWeg ab.“ Außerdem würden Mountain- biker, die illegal auf Wanderwegen fahren, beim Brem- sen tiefe Mulden hinterlassen. Müll Besser geworden sei das Bewusstsein beim Müll, sagt Kapelari. An Wanderer appelliert man dennoch im- mer wieder, ihren Müll mitzunehmen – auch Oran- gen- und Bananenschalen. Müllkübel werden am Berg nicht aufgestellt: „Das würde nur dazu verleiten, Müll abzulagern. Und in der Nacht würden Tiere die Säcke aufreißen.“ Dobratsch Forschungsprojekt des Naturparks mit FH Kärnten, Alpenverein, Almgemeinschaft Villacher Alpe und Jä- gerschaft. Christoph Zettinig führt für den FH-Lehr- gang „Naturschutzfachkraft“ eine Vorstudie durch. Nockberge Projekt „Wildökologische Grundlagenerhebung“ mit Jägerschaft, Land und Alpenverein gestartet. QUELLE: https://www.kleinezeitung.at/kaernten/5477356/Kaernten_Wander Trend-gefaehrdet-Natur_DobratschGipfel-muss; (abgerufen am 15.08.2018) Textbeilage 3 Wandern macht glücklich und schlau Von Sabine Novak | 15.09.2012 „Wandern wäre unbezahlbar, wenn man es als Medika- ment verkaufen würde“, sagt der Psychiater Markus Fischl vom Linzer Wagner-Jauregg-Krankenhaus: „Stu- dien belegen, dass Menschen, die wandern, glücklicher sind.“ Außerdem steigert die Bewegung in der Natur das Selbstwertgefühl und ist die ideale Vorbeugung gegen Herbstmelancholie und psychische Störungen. Letztere sind in den vergangenen Jahren alarmierend angestiegen. Laut WHO werden bis zum Jahr 2020 Depressionen an zweiter Stelle der Krankheitsstatisti- ken stehen. Pro Jahr werden laut Fischl in Österreich sieben Milliarden Euro für die Behandlung psychi- scher Erkrankungen bezahlt. „Wenn diese früher er- kannt würden, wäre das ein Einsparungspotential“, sagt der Oberarzt: „Und zudem wäre das ein psychi- scher Gewinn für die Patienten, die sonst oft jahrelang leiden.“ Was passiert im Gehirn? Bewegung an frischer Luft löst im Gehirn gewaltige Reaktionen aus. In den 90er Jahren wurde ein Wachs- tumsfaktor gefunden, der die Gehirnzellen anregt. Die Verästelungen der Nervenzellen werden zudem stär- ker. „Dieser Wachstumsfaktor wird beim Wandern ausgeschüttet und wirkt wie eine Gießkanne für das Gehirn“, sagt der Mediziner. Botenstoffe wie Sero- tonin, Dopamin und Endorphine kommen besser in Balance. Der Mensch ist stressresistenter, gelöster, auf- merksamer und hat bessere Laune. Eine amerikani- sche Studie mit Kindern zeigt zudem eine Verbesse- rung der Konzentration, der Problemlösung und des vorausschauenden Planens. „Das alles ergibt sich durch eine höhere Aktivität im Stirnhirnbereich, der wichtig ist für das logische Denken“, sagt der Psychia- ter und fügt hinzu: „Jeder ist seines Glückes Schmied, er braucht sich nur zu bewegen.“ Der zudem bereichernde Effekt ist, was sich in den Muskeln abspielt. Sie produzieren Stoffe, sogenannte Myokine, die Fett schmelzen. Diese stehen auch in Wechselwirkung mit Knochen und Organen. Der Zu- ckerstoffwechsel wird sehr positiv beeinflusst. „Und dank eines ausgeglichenen Blutzuckerspiegels habe ich eine bessere Versorgung des Gehirns und durch die verstärkte Sauerstoffzufuhr mehr Energie zur Verfü- gung“, sagt der Oberarzt. 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags ö bv

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