sprachreif 4, Schulbuch

84 Textbeilage 2 Werbung auf YouTube: Das Bibi-Business Von Fabian Reinbold | 09.12.2015 Die Jugend sieht YouTube statt fern. Jetzt berauschen sich Firmen und Werber daran, wie sie Kinder und Jugendliche über die Stars der Videoplattform erreichen. Was dabei alles möglich ist, zeigen YouTuberin Bibi und ihre Millionen Fans. Es gibt neuerdings eine einfache Antwort auf schwierige Fragen: Wie macht man den ange- staubten Gratis-Neckermann-Katalog so fresh , dass Teenies fragen, wo sie ihn kaufen können? Wie bringt manMädchen dazu, für einen Dusch- schaum mit Donut-Duœ den Drogeriemarkt zu stürmen? Die Antwort lautet: YouTube. Genauer: Bibi. YouTuberin Bibi ist der Prototyp für den letzten Schrei in der Werbebranche, das sogenannte In- ³uencer-Marketing. In³uencer sind in diesem Kontext Menschen, die übers Netz direkt eine treue Fangemeinde für dies und jenes begeistern können. Bibi und andere YouTube-Stars errei- chen eine Zielgruppe, die nicht mehr fernsieht, keine Zeitung liest, also auf den klassischenWer- bekanälen nicht erreicht wird. Junge Leute, grob gesagt: von 12 bis 20 Jahren. Auf einer Konferenz in Berlin konnte man jetzt beobachten, was in dieser neuen Beziehung alles möglich ist und wohin die Reise beimMarketing für Kinder und Jugendliche geht: nämlich a) zu YouTube, b) auch ein bisschen zu Instagram, c) auf jeden Fall zu den digital in›uencers . Sie sol- len der Jugend Wünsche nahezu organisch ein- p³anzen, und sie wollen das auch. Supersympathisch, total authentisch Denn: In³uencer sind supersympathisch, total authentisch und deshalb tolle Werbe¤guren. Sie werben nur für Produkte, hinter denen sie „hun- dertprozentig stehen“, wie sie selbst oœ betonen. Wie groß ihr Ein³uss auf ihre jungen Fans und deren Kaufentscheidungen ist, war bei diesem Tre²en von YouTubern, die Geld verdienen wol- len, und Werbebranche, die Reichweite sucht, zu beobachten. Als Stargast holte man die 22-jährige Bianca Hei- nicke, also Bibi, die mit dem schlichten Zusatz „2,5 Millionen Abonnenten auf YouTube“ ange- kündigt wurde. Die hat sie in ihrem Kanal Bibis- BeautyPalace versammelt, wo sie Schminktipps gibt, Einkäufe präsentiert, mit ihrem Freund he- rumalbert. In Berlin zeigte Bibi, was alles geht, und die versammelten Firmen und Werber be- rauschten sich an den neuen Reichweiten. Das sah man beim Auftritt eines Social-Me- dia-Managers von Neckermann-Reisen. Das Problem: Der Neckermann-Kunde ist imDurch- schnitt 51 Jahre alt. Die Lösung: Bibi. Die Firma schickte Bibi und ihren Freund erst nach Berlin und in die Türkei, später auf die Ma- lediven und nach Bulgarien, immer in Necker- mann-Anlagen. Bibis zugehörige Follow-me- around-Videos brachten dann 8,3 Millionen Abrufe. „Wirklich gigantisch“, sagte Martin Wi- denka von Neckermann dazu. Auf die Frage, ob das alles auch nachhaltig ist, sagte er: Wer heute auf YouTube „Malediven“ sucht, bekommt als ersten Tre²er immer noch Bibis „Traumurlaub Maleviden“-Clip vom Januar angezeigt. Man habe Bibi darauÃin „in die Klassik geshif- tet“, sie also auch im leicht angestaubten Necker- mann-Katalog abgedruckt. Bibi postete dann ein Foto von sich im Bikini und mit dem Hinweis, dass sie nun im Katalog zu ¤nden sei. Widenka las vor: 6000 Favoriten auf Twitter („scha¹ sonst nur die Russenma¤a“), 58.000 Likes auf Face- book und 100.000 auf Instagram. Klicks, Views, Follower Dann zeigte Widenka den Tweet eines jungen Fans, der den Gratiskatalog suchte und fragte, wo man denn das Magazin mit seinem Star kau- fen könne. Es wurde gelacht. Die ganzen Modelle gehen nur auf, weil die In- ³uencer ihre sehr jungen Fans eben sehr stark 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 Schriftliche Kompetenz Semester- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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