sprachreif 4, Schulbuch

19 Präsentieren Sie die Ergebnisse Ihrer Gruppenarbeit im Plenum und besprechen Sie gemeinsam mit Ihrer Lehrkraft, wie und warum es wichtig war bzw. ist, „nach Auschwitz Gedichte zu schreiben“. Zwischenstopp Sie sollten jetzt folgende Teilkompetenzen erworben haben: • sich mit dem Thema „Literatur nach dem Holocaust“ auseinandersetzen können • ein Gedicht zum Thema „Holocaust“ interpretieren können C A14 Geht das nicht auch auf Deutsch? Von Annika von Taube | 18.11.2014 Anglizismen sind etwas für faule Ignoranten, sie vergewaltigen die deutsche Sprache und treiben sie in den Tod. Unsinn. Im Gegenteil, Anglizismen verdienen einen Preis. Neulich hatten wir wieder so einen Fall. Da ha- ben wir einen Kommentar depublisht . Und unse- re Leser aus Transparenzgründen im Kommen- tarbereich darüber informiert, wir hätten einen Kommentar „unverö entlicht“. Unverö entlicht? Was ist das denn bitte für ein Wort, empörten sich Kommentatoren darauºin. Unverö entlichen, das meint das Zurückziehen eines bereits verö entlichten Inhalts (zur Sicher- heit sei darauf hingewiesen, dass wir äußerst sel- ten Kommentare unverö entlichen, nämlich nur dann, wenn es sich um Serien- Spam oder be- denkliche Nutzernamen handelt). Im Englischen gibt es ein klar verständliches Wort dafür: to de- publish . Das deutsche Wort klingt etwas unbeholfen. Aber würden wir das englische verwenden, wäre die Empörung noch viel größer. Wer auf eine an- dere Sprache als die eigene zurückgreifen muss, um sich auszudrücken, ist schlampig, faul oder beschränkt. So lautet zumindest die gängige Le- serkritik. Es gibt nichts, was sich in der deut- schen Sprache nicht ausdrücken ließe, das mag stimmen. Aber englische Begriffe sind oft so schön catchy , so on point . Und sie werden gerade in digitalen Umfeldern gern genutzt, wie die User unserer Community natürlich wissen. Der Begri Crowdfunding zum Beispiel lässt sich auf Deutsch mit „Gruppen©nanzierung“ oder „Schwarmfinanzierung“ übersetzen. Dass er aber seinen U r s p r u n g nicht nur im e n g l i s c h - sprachigen, s o n d e r n auch im digi- talen Raum hat, geht bei d e r d e u t - schen Übersetzung verloren: „Gruppen©nanzie- rung“ klingt nach ältlichem Provinzverein, Crowdfunding nach energetischem Start-up. Crowdfunding wurde 2012 zum „Anglizismus des Jahres“ gewählt. Sel™es, Scoops und Social Freezing Seit 2010 bemüht sich Anatol Stefanowitsch, Professor für englische Sprachwissenschaž an der Freien Universität Berlin, um die Förderung eines positiven Blicks auf Anglizismen, indem er zur Wahl des „Anglizismus des Jahres“ aufruž. Diese Auszeichnung begreiž Lehnwörter nicht als sprachliche Mängel, sondern imGegenteil als Bereicherung unserer Sprache. Gewählt wird je- weils ein Lehnwort, das „im laufenden Jahr ins Bewusstsein und den Sprachgebrauch einer brei- ten Ö entlichkeit gelangt ist und eine interessan- te Lücke im deutschen Wortschatz füllt.“ Vorschläge einreichen kann jeder, die Auswahl 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 Hätte Fritz Lang „Metropolis“ nicht als Stummfilm inszeniert, hätte er möglicherweise Wort- neuschöpfungen und Lehnwörter gebraucht, um seine Zukunftsvi- sionen zu beschreiben. Mehr Anglizismen, please? Mediale Bildung Literarische Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=