sprachreif 4, Schulbuch

123 de überraschenderweise die Vorwärtsverteidigung gewählt. Der Ladendieb wurde zum So- zialrevolutionär umgedeutet. Und jetzt zahlte sich Hege- manns eingestreuter Kulturbe- triebsjargon aus. Diese Kuschel- taktik ist scheinbar unschlagbar. […] Einerseits erfolgt insbesondere auf den letzten dreißig, vierzig Seiten (die nicht die besten sind) die autobiogra²sche Legi- timation für den diagnostizier- ten Lebensekel. Diese versnobte Kaputtheit, mit der da koket- tiert wird. Am Ende muss sogar der Hass der toten Mutter auf Mi„i, mit der diese ihren Zorn begründet, abgeschrieben wer- den. Nicht nur die Drogen sind synthetisch, auch die Sprache. Zu mehr reicht es dann doch nicht. Andererseits kann natür- lich jetzt mit dem Fiktionalen „argumentiert“ werden. Dass sich hiermit die Chefdeuter sel- ber widersprechen, geht im Getümmel schnell unter. Das Buch dann letztlich als in- tertextuelles Kunstwerk über seine Strecke zu retten, zeigt eine erschreckende Ahnungs- losigkeit literaturwissenscha„- licher Grundbegri¬e – oder ist einfach nur freche Volks- verdummung. Natürlich han- delt es sich um ein kühl kom- p on i e r t e s und p e r f e k t konstruiertes Buch. Dahinge- hend ungemein berechnend konzipiert, dass sich die Be- rufsempörer an den entschei- denden Stellen abarbeiten und lächerlich machen und Berufs- zustimmer in Jubel ausbrechen können. Aber intertextuell be- deutet mehr, als nur Wörter, Motive oder Handlungsweisen kopieren und dann dem Leser zum Fraß vorzuwerfen. […] QUELLE: http://www.glanzundelend.de/Artikel/artikelalt/axolotl.htm ; (abgerufen am 02.06.2017) 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 Mündliche Kompetenz Kompetenz- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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