sprachreif 4, Schulbuch

122 Mündliche Maturafrage: Gegenwartsliteratur/Medien und Literatur (Themenpool) Thema: Gegenwartsliteratur und Intertextualität Beantworten Sie die mündliche Maturafrage. Sie haben 15 Minuten Vorbereitungszeit. Sprechen Sie über folgende Aufgabenstellung: • Geben Sie die Eckpunkte der Kritik an Axolotl Roadkill aus Textbeilage 1 wieder . • Ordnen Sie diese Aussagen dem Inhalt und dem Stil des Romans Axolotl Roadkill von Helene Hegemann zu. • Erklären Sie in diesem Zusammenhang den Begriff „Intertextualität“. • Kommentieren Sie die Kritik von Lothar Struck, indem Sie auch auf Ihre eigene Analyse des Romans eingehen. Textbeilage 1 1 Das Feuilleton als A¯rmationsboutique für posierende Wohl- standsverwahrloser Von Lothar Struck | 28.01.2015 Lothar Struck über Helene Hegemann und ihr umstrittenes Schri‰stück „Axolotl Roadkill“ Schade, dass der Untertitel „Ju- gendbuch für die Infantilgesell- scha„“ schon durch Elfriede Je- lineks „Michael“ besetzt ist − es wäre eine gelungene Beschrei- bung gewesen für „Axolotl Roadkill“. Aber das Marketing war trotzdem verdammt gut. Helene Hegemanns Buch (wir lassen ihr der Einfachheit hal- ber die Autorscha„) wurde von der Kritik bereitwillig in die Ka- tegorie „dirty young girl“ rubri- ziert und entsprechend gefeiert. Letzteres vermutlich, weil die Lebenswirklichkeiten der Re- zensenten vollkommen andere sind. Exotik hilft ja (fast) im- mer, auch wenn sie die Gefahr der Verklärung birgt. Und viel- leicht kann man seine Kindheit in dieser Urenkelin von Pippi Langstrumpf wiederbeleben. Nur dass die Villa Kunterbunt „Berghain“ heißt und aus Herrn Nilsson ein Axolotl in einer Plastiktüte geworden ist. Da plappert die 16-jährige le- benszornige Göre Mi„i in einer Mischung aus Altklugkeit, Ver- kommenheit und Hilfeschrei und taucht in die Berliner Tech- noszene mit Lebensekel und Wut ein. Sie lebt in einer merk- würdigen WG mit ihren Ge- schwistern. Schule war gestern (die Schuldirektorin wird mit übelsten Beschimpfungen ver- sehen – klar, Schuld sind immer die Lehrer), aber die ²nanzielle Versorgung ist offensichtlich kein Problem: irgendwo ist ein 500 Euro-Schein und sie weiß, wo der Nachschub in Papas Wohnung liegt. Die Masse so- zialer Härtefälle, mit der man in der U-Bahn konfrontiert ist, stören natürlich. Markenkla- motten sind nötig. Weitere In- gredienzien sind Sperma, Keta- min, Heroin, Blut, Kotze und Bacardi-Cola (für 12 Euro). Und schon haben die literari- schen Alchemisten wieder ih- ren Stein der Weisen gefunden. Vordergründig schockiert zu- nächst die Fäkal- und Gossen- sprache, was natürlich ge- wüns cht i st . Di e Kr it i k verbuchte dies eilig unter ihrer Lieblingskategorie, der Authen- tizität. Hierzu hat Wolfram Schütte Kluges geschrieben. Als sich herausstellte, dass das Le- ben mindestens teilweise von einem Blogger gelebt war, wur- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 Mündliche Kompetenz 4 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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