sprachreif 4, Schulbuch

109 Intertextualität Intertextualität bezeichnet die Eigenscha„ von Texten, auf andere Texte zu verweisen, unterein- ander in einem Verhältnis zu stehen oder inein- ander verwoben zu sein. Diese Beziehungen können explizit markiert werden oder sind im- plizit vorhanden. Beim Schreiben stellt sich ent- sprechend die Frage, wie sehr man die Bezie- hungen eines Textes, an dem man arbeitet (Phänotext), zu anderen Texten, die diese Arbeit mitbestimmen (Genotexte), explizit machen möchte. Genotexte können dem Phänotext als Prätexte vorausgehen, als Subtexte zugrunde lie- gen oder schlicht als Kontexte mitgegeben sein. Die Frage, ob und wie die Beziehungen zwischen den bearbeiteten und den erarbeiteten Texten markiert oder nicht markiert werden, stellt sich im Schreibprozess immer wieder von neuem. So können Zitate – die o¬ensichtlichsten inter- textuellen Versatzstücke in einem Text – in An- führungszeichen gesetzt und gegebenenfalls mit Quellenangabe versehen werden. Intertextualität ist in diesem Fall deutlich markiert. Intertextua- lität kann aber auch unmarkiert bleiben, woraus sich für die Lektüre andere Konsequenzen erge- ben: Die Verweisstruktur bleibt entweder unent- deckt oder wird erst nach und nach erschlossen. Je nach Art und Grad der Markierung oder des Spiels damit können mögliche Wirkungsweisen eines Textes bereits beim Schreiben intendiert werden: Entdeckung von verwandten Problem- oder Phänomenkonstellationen, Legitimation des eigenen Zugri¬s, Ironisierung der Vorlage, Provokation von Geheimwissen, Kontextualisie- rung der eigenen Arbeit etc. Die Grenze zum Plagiat wird dort überschritten, wo die Urheber- scha„ eines Textes einklagbar wird. QUELLE: http://www.poeticon.net/intertextualitat/ ; (abgerufen am 12.05.2017) Überprüfen Sie, ob Sie die Bedeutung der einzelnen Begriffe verstanden haben: Sie schreiben einen Text, der sich in irgendeiner Form auf einen anderen Text bezieht. Der Text, den Sie gerade schreiben, heißt • Genotext • Intertext • Phänotext • Subtext Der Text, auf den sich Ihr Text bezieht, heißt • Genotext • Phänotext • Supertext • Intertext A8 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 Merkenswert: Prätext, Subtext, Kontext Die drei Begriffe bezeichnen Texte, die einem noch zu verfassenden Text als Prätexte zugrunde liegen. Auf den Prätext wird explizit Bezug genommen, z. B. in Form eines Zitats. Der Subtext wird implizit verarbeitet (aber nicht verheimlicht!), während der Begriff Kontext Einflüsse beschreibt, die oft der Verfasserin bzw. dem Verfasser nicht bewusst sind. Prätext: Text, der zusammengefasst wird Roman, der Gegenstand einer Rezension ist Film, den man einer Freundin bzw. einem Freund empfiehlt Subtext: Aufzeichnungen aus dem Unterricht, die Lerngrundlage für einen Test sind Nachrichtensendung, aufgrund derer eine Diskussion entsteht Kontext: Streit, aufgrund dessen man traurig ist politische und gesellschaftliche Ereignisse, aufgrund derer eine bestimmte Form von Literatur entsteht Text- kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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