sprachreif 3, Schulbuch

98 „Leonce und Lena“: Vormärz on Ice und ein König am Rollator Wiltrud Hackl | 14.09.2015 In ihrer eigenwilligen Bearbeitung von Büchners „Leonce und Lena“ am Linzer Theater Phönix lässt Susanne Lietzow u. a. Schlittschuh laufen 10 . Linz – Kalt ist die Epoche des Vormärz und groß die Sehnsucht nach dem Süden und der revolu- tionären Sonne: Regisseurin Susanne Lietzow macht keine Umwege bei der Bebilderung politi- scher Ansätze in Georg Büchners „Lustspiel“. Marie-Luise Lichtenthals Bühnenbild zeigt einen Eislaufplatz, das Ensemble bewegt sich auf Schlittschuhen fort – bis auf Sebastian Pass, der den Valerio verletzungsbedingt bei der Premiere ohne Schlittschuhe, dafür großartig-bösartigst humpelnd spielte. Das Zentrum der Bühne bildet eine lange Bar, und der große Kater lässt nicht lange auf sich warten: Leonce erwacht mit einem solchen auf der Solariumbank, lässt Sandkörner über die Hand rieseln und sich „vom Leben an- gähnen“. Mit Leonce und Lena, dessen Veröffentlichung im Jahr 1895 der Autor nicht mehr erlebte, kriti- sierte Georg Büchner (1813−1837) Adel und Ständestaat. Leonce verkörpert Ödnis und Träg- heit in den damaligen deutschen Kleinststaaten. Er – Prinz im Reiche Popo, das gerade noch vom senilen König Peter (Klaus Huhle am Rollator) regiert wird – und Lena, Prinzessin im Reiche Pipi, sollen verheiratet werden, ohne sich zu ken- nen. Das wollen beide nicht. Und so flieht Lena mit ihrer Gouvernante (Rebecca Döltl als „Bardame“) vor der Hochzeit, Leonce macht sich mit seinem Vertrauten und Alter Ego Valerio nach Italien auf. Die beiden treffen sich auf der Flucht, verlieben sich und werden, als Automaten verkleidet, vom demen- ten König – zum Schein – getraut. Bei Büchner kündigt Leonce dann an, dass das Spiel „am nächsten Tag von vorne losgehe“. Der Autor wollte damit auf die Hohlheit von Ritualen gehobener Stände im Angesicht des hart arbei- tenden Volkes hinweisen. Bei Lietzow erschießt sich Leonce allerdings und durchbricht den Kreislauf – eine der wenigen klaren, auch politischen Äußerungen in Lietzows Bearbeitung, die mit ihrer Mischung aus Ge- sangseinlagen, Tanz und Schlittschuhlauf eher musicalhaft und über weite Strecken unpolitisch ist. Sie hat durchaus ihre überzeugenden schau- spielerischen Momente, gähnt in manchen Län- gen allerdings ins Publikum zurück. 10 Aus Gründen der Betonung hier großgeschrieben [Anm. d. Autoren] QUELLE: http://derstandard.at/2000022214942/Leonce-und-Lena-Vormaerz-on-Ice-und-ein-Koenig-am ; (abgerufen am 20.03.2016) 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 Unterstreichen Sie in den folgenden Sätzen die vorkommenden Nominalisierungen. Formulieren Sie die Sätze dort, wo es Ihnen stilistisch notwendig erscheint, in den Verbalstil um. a. Nach vielen Schwierigkeiten beim Erstellen der Präsentation wurde der Schüler für das erfolgrei­ che Vortragen seiner Inhalte durch das Applaudieren seiner Mitschülerinnen und Mitschüler belohnt. b. Das Lachen und Flüstern im Klassenraum verstummte nach dem lauten Räuspern des Lehrers. c. Durch ihr unvorsichtiges Handeln kam es fast zu einem Unfall, den nur der andere Fahrer mit seinem geistesgegenwärtigen Reagieren verhinderte. 6  Mediale Bildung Sprach­ reflexion 3  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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