sprachreif 3, Schulbuch

83 Einen offenen Brief schreiben Schritt 1: Planen einen starken Leistungsdruck verspüren. Zusätzlich zu dem Druck, der von Lehrerinnen und Lehrern und Eltern ausgeht, entwickelt sich mit der Zeit auch ein selbstauferlegter. Schülerin­ nen und Schüler müssen ständig Erwartungen erfüllen, sodass sich daraus in vielen Fällen ernsthafte physische und psychi­ sche Krankheiten entwickeln. Oft können Schülerinnen und Schüler nicht mehr ihre Freizeit genießen und sich somit eine Pause von der Schule nehmen – der Gedanke an Hausübungen und Lernstoff ist immer präsent. Schule kann nur dann ihren Auftrag erfüllen, wenn sich Schüle- rinnen und Schüler wohlfühlen und Spaß daran haben, neue Din- ge zu lernen. Solange Schülerinnen und Schüler den enormen Leistungsdruck verspüren, wird dies allerdings nie der Fall sein. Die Leistungen von Schülerinnen und Schülern werden im Mo- ment mit Ziffernnoten von 1 bis 5 beurteilt, von „Sehr gut“ bis „Nicht genügend“. Diese fünf Ziffern bestimmen den Alltag von Schülerinnen und Schülern, denn sie sind ausschlaggebend für ihre Zukunft. Dass diese Ziffern nicht viel über die Kompetenzen und Interessen von Schülerinnen und Schülern aussagen (kön- nen), ist klar. Dabei sind entscheidende Faktoren, wie die Fort- schritte in den jeweiligenThemenbereichen genau so wenig sicht- bar wie der Ehrgeiz und das Engagement der Lernenden. Die Abschaffung der Ziffernnoten ist ein längst notwendiger Schritt, der viele Verbesserungen im Schulalltag und im Leben der Schülerinnen und Schüler bringen würde. Durch die Ein- führung von Qualifikationsprofilen anstelle von Zeugnissen kann vermehrt auf die Stärken und Schwächen von Schülerinnen und Schülern eingegangen werden. Auch für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sind diese Profile aussagekräftiger als reine Ziffern zwischen 1 und 5. Punktuelle Leistungsabfragen begegnen Schülerinnen und Schü- lern immer wieder. Egal ob in Form von Vokabelüberprüfungen, Lernzielkontrollen, Tests, Schularbeiten, Prüfungen oder der gro- ßen Abschlussprüfung – der Matura. Dabei lässt sich ein Trend ablesen – Schüler/innen lernen nur für die jeweilige Leistungsab- frage und vergessen danach einen Großteil des Gelernten wieder. Bildung hat mehr Aspekte, als reines Faktenwissen. Dazu gehören unter Anderem soziale Kompetenzen und vernetztes Denken. Doch das wird bei Leistungsabfragen zum einen nicht überprüft und zum anderen in der Schule nicht gelernt. In Österreich gibt es ca. 140 Schulpsychologinnen und Schulpsy- chologen für rund 1,1 Millionen Schülerinnen und Schüler, um- gerechnet bedeutet das, dass eine Person, die rund 7.900 Schüler/ innen betreuen muss. Mehr Schulpsychologinnen und Schul­ 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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