sprachreif 3, Schulbuch

75 Biografien und Autobiografien Die Textform der Biografie und Autobiografie wird Ihnen im Deutschunterricht bereits das eine oder andere Mal begegnet sein. So haben Sie bestimmt bereits mehrere (Kurz)biografien von bekannten Autorinnen oder Autoren gelesen, um sich über ihr Leben zu informieren. Manche von Ihnen haben vielleicht schon die Autobiografie einer berühmten Person, die Sie fasziniert, zur Hand genommen. Prinzipiell beschreiben Biografien das Leben eines Menschen aus Sicht einer anderen Person, während bei Autobiografien eine Person ihre eigene Lebensgeschichte wiedergibt. Lesen Sie die folgende Kurzbiografie des Schriftstellers Eduard Mörike. Diskutieren Sie mit Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, was an diesem Text typisch für die Textform der Biografie ist. Infobox: Eduard Mörike Mörike wurde am 8. 9. 1804 in Ludwigsburg geboren. Dort besuchte er die Lateinschule und ab 1818 das Seminar in Urach. 1826 begann er seine Tätigkeit als Vikar in Nürtingen, 1827/1828 arbeitete er als Redakteur bei einer Zeitschrift. Von 1834−1843 war er Pfarrer im Ort Cleversulzbach. Mörike wurde vorzeitig pensioniert, er war dann unter anderem Literaturlehrer in Stuttgart, 1855 Hofrat und er erhielt 1856 eine Professur. Ab 1871 lebte er wieder in Stuttgart. Mörike starb am 4. 6. 1875 in Stuttgart. Werke u. a.: •• 1832 Maler Nolten •• 1853 Das Stuttgarter Hutzelmännchen •• 1856 Mozart auf der Reise nach Prag QUELLE: http://gutenberg.spiegel.de/autor/-418 ; (abgerufen am 07.07.2016) Unterschiedliche stilistische Darstellungsformen von (Auto)biografien (Auto)biografien sind faktuale, also auf realen Details basierende Texte, die in stilistisch unterschied­ lichen Erscheinungsformen vorkommen. Sie können sehr sachlich und nüchtern verfasst sein oder tatsächliche Ereignisse emotionsgeladen und anekdotenhaft wiedergeben, also einen eher berichten­ den oder eher erzählenden Stil haben. Die gewählte Darstellungsform ist abhängig von der Intention des Autors und vom Zielpublikum. Es ist schwierig, allgemeingültige „Kennzeichen“ für diese Textform zu nennen, da Sie unterschiedlichsten Darstellungsformen begegnen können. Einen Auszug einer Autobiografie lesen und analysieren Lesen Sie den folgenden Auszug aus Heinrich Heines Memoiren und geben Sie anschließend in fünf bis acht Sätzen wieder, was Sie dem Text inhaltlich in Bezug auf Heines Leben entnehmen können. Heinrich Heine: Memoiren (1854) Ich habe in der Tat, teure Dame, die Denkwür- digkeiten meiner Zeit, insofern meine eigene Person damit als Zuschauer oder als Opfer in Berührung kam, so wahrhaft und getreu als möglich aufzuzeichnen gesucht. Diese Aufzeichnungen, denen ich selbstgefällig den Titel „Memoiren“ verlieh, habe ich jedoch schier zur Hälfte wieder vernichten müssen, teils aus leidigen Familienrücksichten, teils auch we- gen religiöser Skrupeln. […] Ich habe die folgenden Blätter in dieser Ab- sicht niedergeschrieben, und die biographischen Notizen, die für Sie ein Interesse haben, finden Sie hier in reichlicher Fülle. Alles Bedeutsame und Charakteristische ist hier treuherzig mitge- teilt, und die Wechselwirkung äußerer Begeben- heiten und innerer Seelenereignisse offenbart Ihnen die Signatura meines Seins und Wesens. Die Hülle fällt ab von der Seele, und du kannst sie betrachten in ihrer schönen Nacktheit. Da A11  B A12  2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Text- kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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