sprachreif 3, Schulbuch

66 Gothic: Nachtfalter im Latexmini Von Susanne El-Nawab | 04.08.2006 Grufties lieben die Kostümierung, auch die Herren der Szene greifen zur Puderquaste. Zwischen Klamottenständen und Bierbuden feierten sie am vergangenen Wochenende die Weltflucht Ungesunde Blässe, blutrote Lippen und schwarz umrandete Augen sind angesagt in der „Schwar- zen Szene“. Bei Gothics, im Volksmund auch Grufties genannt, geht es morbid zu – und fried- lich. Dennoch hält sich seit den achtziger Jahren das Klischee vom Gruftie, der nachts auf Fried- höfen herumlungert, Knochen ausbuddelt, in Särgen schläft und womöglich Satanist ist. Go- thics stoßen in der Regel auf öffentliches Unver- ständnis oder werden belächelt, so bleiben sie am liebsten unter sich. In Hildesheim treffen sie sich seit Jahren für zwei Tage und Nächte auf einem Flugplatzgelände, um zu shoppen, zu tanzen, Musik zu hören und vor allem sich selbst zu feiern. Kaum eine Musik- szene ist derart extravagant und aufwendig zu- rechtgemacht: Beim M’era-Luna-Festival tragen ihre Anhänger bauschige Röcke aus Spitze und Samt, Latexkorsagen und Lederminis, Zylinder, Rüschenhemden und mittelalterliche Burgfräu- leinkleider, dazu gefährlich hohe Plateau- und Stilettoschuhe oder klobige Stiefel. Wie es ihnen gelingt, trotz dürftiger Zeltunterkunft und Di- xie-Toiletten perfekt geschminkt und gekleidet zu sein, bleibt ein Rätsel. In dieser Jugendsubkultur verbindet sich Todes­ ästhetik mit bizarrer Erotik, Männer kleiden sich androgyn und geben den Macho. Große Treffen, wie gerade in Hildesheim und zu Pfingsten in Leipzig, kommen nur zustande, wenn eine illus- tre Schar von Bands auftritt. Dabei ist das Publi- kum die eigentliche Attraktion. „Klar ist die Mu- sik wichtig, aber wir sind hier, weil wir die ganzen Leute treffen und sehen wollen“, sagt der 22-jährige Stefan aus Nürnberg. Der Flugplatz wird an diesen Tagen zumLaufsteg aus Feld, Staub und Beton. Star ist, wer das aus- gefallenste Kostüm oder die größten Irokesen- stacheln zur Schau trägt, von Kopf bis Fuß in Latex eingeschnürt ist oder am meisten Haut zeigt. Ob ihre Strumpfhosen zerrissen sind oder die edlen Samtroben über den Boden wallen – hier können Gothics endlich die gewagte Kostü- mierung präsentieren, die daheim in der Klein- 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 Erklären Sie die Begriffe „Phonologie“, „Stil“, „Syntax“, „Lexik“, „Semantik“ und „Rhetorik“. 1  Auf dem Weg zur Matura Verfassen Sie eine Textanalyse. Situation : Sie üben das Verfassen einer Textanalyse. Lesen Sie nun den Zeitungsartikel Gothic: Nachtfalter im Latexmini von Susanne El-Nawab, erschienen am 4. August 2006 in der online-Ausgabe der deutschen Wochenzeitung DIE ZEIT. Verfassen Sie nun eine Textanalyse und bearbeiten Sie die folgenden Arbeitsaufträge : •• Fassen Sie die grundlegenden Informationen des journalistischen Artikels zusammen. •• Untersuchen Sie die sprachlichen Auffälligkeiten des Textes. •• Erläutern Sie die mögliche Textintention. Schreiben Sie zwischen 405 und 495 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeichen. 2  Text- kompetenz Schriftliche Kompetenz 2  Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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