sprachreif 3, Schulbuch

35 das Bein zu brechen: „Was auch immer es ist, das sie glücklich macht − hier können sie es ausle- ben.“ […] So sehr der Wunsch nach einem Ausbruch aus dem geregelten Alltag sie eint, so verschieden sind die Menschen, die nach Skatopia pilgern: Da sind die Punks, die in Unterhose im Dosen- bierregen Pogo tanzen. Oder alternde Skateboar- der, die noch einmal die wilden Zeiten aufleben lassen wollen. Es kommen Hippies wie der wan- dernde Banjospieler Micah, der auf den Bäumen des Anwesens herumklettert und ständig von seiner „spirituellen Reise“ quasselt. Oder Aus- steiger wie der Alkoholiker Nick, der betrunken einen Autounfall baute, bei dem sein Freund starb − und der nach einemGefängnisaufenthalt als Mechaniker für Schrottautos in Skatopia Fuß fasste. Und natürlich sind es Scharen Halbwüch- siger, die in Skatopia endlich die ihnen von der Erwachsenenwelt auferlegten Regeln sprengen wollen. Das geht natürlich längst nicht immer gut: 2008 etwa wurde Nathan Priest vom Gelände gewor- fen, ein kleiner Junge, gerade 13 Jahre alt. Mit einer Axt hatte er den Wagen eines anderen Be- suchers zertrümmert − in der Annahme, das sei okay so in Skatopia. Es geht rau zu in diesem Pa- radies, in dem man Schönheit vergeblich sucht, das stattdessen nur hässlich, laut und zügellos ist. Und immer wieder sieht man Blut: Das mit Dreck vermischte Blut an den Ellenbogen beim Tanzen Hingefallener. Das frische und tiefrote Blut, das durch das schmutzige T-Shirt quillt, das sich ein Skater nach einem Sturz als improvisier- ten Verband um den Kopf gebunden hat. Und das verkrustete Blut auf den Rücken Betrunke- ner, die sich längst nicht mehr an die Verletzung erinnern. Doch das vielleicht Erstaunlichste an diesemOrt ist, dass all dieses Chaos aus Blut, Exzess und Anarchie auf eine seltsame Weise zu funktionie- ren scheint. All die Jahre gab es keine Toten, kei- ne Vergewaltigungen, keine Schwerverletzten. Denn so martialisch diese seltsame, utopische Welt auf einem Acker in Ohio auf den ersten Blick auch wirkt − was sie ihren Bewohnern wirklich gibt, hat nichts mit Krieg zu tun. Im Gegenteil: Sie finden Frieden. QUELLE: http://www.spiegel.de/einestages/pilgerstaette-skatopia-freistaat-feiern-a-946975.html ; (abgerufen am 01.06.2016) 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 Auf dem Weg zur Matura Verfassen Sie eine Meinungsrede . Situation : Sie vertreten Ihre Klasse bei einer Debatte, an der Jugendliche aus Ihrem Bundesland teilnehmen. Die Debatte hat die unterschiedlichen Auffassungen bzw. Konzepte von Freiheit zum Thema. Ihr Beitrag beschäftigt sich mit der Frage Leben in Freiheit – Leben ohne Regeln? Dazu lesen Sie eine Reportage über ein Konzept aus den USA. Lesen Sie die Reportage Pilgerstätte Skatopia von Danny Kringiel aus Spiegel Online vom 7. 1. 2011. Verfassen Sie nun die Meinungsrede und bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge : •• Beschreiben Sie die Idee bzw. das Konzept von Skatopia. •• Erläutern Sie, welche Faszination für die Besucherinnen und Besucher von Orten wie diesen ausgehen könnte. •• Setzen Sie sich mit dem Begriff von Freiheit auseinander, wie ihn Brewce Martin versteht. •• Beurteilen Sie die Notwendigkeit eines solchen Areals für Jugendliche und/oder Erwachsene. Schreiben Sie 405 bis 495 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. 1  Schriftliche Kompetenz Kompetenz- check Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv

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