sprachreif 3, Schulbuch

147 Eine Textinterpretation schreiben Den textsortenspezifischen Schwerpunkt in diesem Kapitel bildet ebenso wie im vorangegangenen (siehe S. 118 bis 122) die Textinterpretation. Noch einmal zur Wiederholung, Ihre Textinterpretation weist folgenden Aufbau auf: Einleitung: Nennen Sie die Textform, den Titel und die Autorin bzw. den Autor des zu interpretieren- den Textes. Geben Sie in wenigen Sätzen den Inhalt des Textes oder des Textauszuges wieder. Hauptteil: Beschreiben Sie die Struktur des Textes (Verse, Kapitel, …) und die verwendete Sprache (Prosa, Reim …). Gehen Sie auf die verwendete Erzählperspektive und ihre Wirkung ein. Analysieren Sie, welche Stilmittel verwendet werden und wie der Text verstanden/interpretiert werden kann. Vergleichen Sie falls erforderlich die einzelnen Inputtexte. Nehmen Sie Bezug darauf, wie die The- men/Leitmotive im Text angesprochen werden. Schluss: Nehmen Sie Bezug auf die Bedeutung des Textes heute und argumentieren Sie Ihre eigene Meinung zum Text. Schritt 1: Eine Textinterpretation planen Eine Textinterpretation ist eine schriftliche Ausarbeitung der Interpretation eines Textes, welche auf der Untersuchung (auffälliger) Textmerkmale basiert. Lesen Sie den Beginn der Novelle Fräulein Else von Arthur Schnitzler, einen inneren Monolog, den der jüdische Autor und Arzt 1924 veröffentlichte. Unterstrei- chen Sie während des Lesens hervorstechende Elemente des inneren Monologs. A13  Merkenswert: Der innere Monolog Diese Erzähltechnik eignet sich besonders zum Vermitteln von Gefühlen und Gedanken einer Figur . Durch Halbsätze, unvollständige Sätze, Wiederholungen, Ellipsen, Gefühlsbeschreibungen, etc. können wir als Leserinnen und Leser uns in die Figur hineinversetzen und leben mit ihr im Geschehen mit, sind ihr also ganz nahe. Weitere innere Monologe: Leutnant Gustl (Arthur Schnitzler, 1900), Auf der Suche nach der verlorenen Zeit (Marcel Proust, 1913–1927), Ulysses (James Joyce, 1922), Berlin Alexanderplatz (Alfred Döblin, 1924) oder auch bei Virginia Woolf, etc. Infobox: Fräulein Else Die junge Wienerin Else, die sich auf Sommerfrische in Südtirol befindet, soll einen dort anwesenden Freund ihres Vaters um ein Darlehen bitten, da ihre Familie sich in finanziellen Schwierigkeiten befindet. Dorsday, der ein reicher Kunsthändler ist, willigt ein – aber nur, wenn er als Gegenleistung Else nackt sehen darf. Else befindet sich nun in einem scheinbar unlösbaren Dilemma zwischen weiblicher Selbstbestimmung und der Loyalität ihrer Familie gegenüber. Arthur Schnitzler: Fräulein Else […] „Wenn Sie wirklich einmal eine Million brau- chen sollten, Else, – ich bin zwar kein reicher Mann, dann wollen wir sehen. Aber für diesmal will ich genügsam sein, wie Sie. Und für diesmal will ich nichts anderes, Else, als – Sie sehen.“ – Ist er verrückt? Er sieht mich doch. – Ah, so meint er das, so! Warum schlage ich ihm nicht ins Ge- sicht, dem Schuften! Bin ich rot geworden oder blass? Nackt willst du mich sehen? Das möchte mancher. Ich bin schön, wenn ich nackt bin. Wa- rum schlage ich ihm nicht ins Gesicht? Riesen- groß ist sein Gesicht. Warum so nah, du Schuft? 2 4 6 8 10 12 Eine Textinterpretation schreiben Schritt 1: Planen Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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