sprachreif 3, Schulbuch

143 dem Geschäft noch nicht gese- hen. „Einen Ansturm durch das Spiel wie in anderen Ländern haben wir noch nicht gemerkt“, sagt Rahn. In sozialen Netzwerken häufen sich Berichte, wonach Spieler ihre Restaurantsuche so abstim- men, dass sie möglichst viele Pokémon fangen. Gaststätten etwa in Australien haben darauf reagiert und legen zu festgeleg- ten Zeiten Köder aus, die es ge- gen einen kleinen Geldbetrag innerhalb der App gibt, um sel- tene Pokémon anzulocken. Das soll Kunden animieren, beim Essen auf Monsterjagd zu ge- hen. Und glaubt man Nutzern auf Twitter, soll es bereits Be- schwerden wegen fehlender Monster im Lokal gegeben haben. Für Marketing-Strategen eröff- net der Rummel um das Spiel ganz neue Möglichkeiten. Der Sprecher vom Handelsverband Deutschland, Stefan Hertel, sagt: „Die Beteiligung an Poké- mon Go hat da angesichts des derzeitigen Hypes durchaus Po- tenzial, gerade jüngere und in- ternetaffine Kundschaft in die Läden zu holen.“ Für Spieler steigere das das Einkaufserleb- nis und die Verbundenheit zu den Geschäften vor Ort. Firmen könnten in der virtuellen Welt auf sich aufmerksam machen oder mit Gutscheinen oder Rabatten auf ihre Onlineshops hinweisen, sagt Martin Groß-Albenhausen vom Bundesver- band E-Commerce und Ver- sandhandel. Ein Köder lockt Monster f r 30 Minuten an Das US-Wirtschaftsmagazin Forbes erklärt bereits ganz kon- kret, wie Ladenbesitzer vom Hype profitieren können: „Wei- sen Sie sie nicht zurück, locken Sie sie an.“ Unternehmer sollen sich eine versteckte Werbemög- lichkeit zunutze machen. Durch In-App-Käufe können Spieler Köder auf die Karte setzen, die Monster für 30 Minuten an- locken. Wenn Geschäfte das machen, könnte die Pokémon- Ansammlung in ihrer Nähe auch potenzielle Kunden anzie- hen. 100 Lockmittel sind aktuell im günstigsten Fall für rund 68 US-Dollar zu haben. Der Chef des Co-Entwicklers Niantic Labs, John Hanke, sagte jüngst der New York Times , in der Zukunft werde es für Ge- schäfte auch ganz offiziell die Möglichkeit geben, in dem Spiel mit gesponserten Punkten auf- zutauchen. Sie können dafür bezahlen, dass ihre Location zu einem Pokéstop wird. Einen Zeitpunkt dafür nannte er nicht. Im Moment ist Niantic damit beschäftigt, seine Server unter dem Ansturm der Spieler nicht in die Knie gehen zu las- sen. Die B ckerei als Treffpunkt Zu einem Treffpunkt für Poké- mon-Spieler ist auch eine Bäckerei in Berlin-Kreuzberg geworden. Vereinzelt stehen be- reits Zocker vor dem Laden, wi- schen mit ihren Fingern über die Displays ihrer Smartphones und lassen ihre Monster gegen- einander kämpfen. Erkannt ha- ben die Mitarbeiter das zu- nächst nicht. Künftig hofft Verkäuferin Kübra Sahin aber auf mehr Spieler: „Die kurbeln das Geschäft bestimmt an“, sagt sie. Doch Verbraucherschützer warnen: Ist Werbung als solche nicht gekennzeichnet, könnten Kunden getäuscht werden, er- klärt Florian Glatzner vom Verbraucherzentrale-Bundes­ verband. Würden keine perso- nenbezogenen Daten von Ver- brauchern gesammelt, sei eine solche Praxis zumindest beim Datenschutz eher unkritisch. Dies sei aber nicht immer zu durchschauen: „Bei vielen Pro- grammen hat der Nutzer kaum eine Chance zu sehen, welche Berechtigungen er freigibt und welche Daten fließen.“ Übri- gens: An einer Außenstelle der Berliner Verbraucherzentrale ist ebenfalls eine Kampfarena. Die Mitarbeiter wussten davon nichts. QUELLE: http://www.zeit.de/digital/mobil/2016-07/pokemon-go-haendler-geschaeft-marketing/komplettansicht?print ; (abgerufen am 16.07.2016) 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 114 116 118 120 122 124 126 128 130 132 134 136 138 140 142 144 146 148 150 152 154 156 158 160 162 164 166 168 170 172 174 176 178 180 182 184 186 188 190 192 194 Text- kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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