sprachreif 3, Schulbuch

104 Primark: Massenhaft Mode zum Mini-Preis Von Simone Hoepke | 03.09.2016 Die Manager des irischen Modehändlers erzählen, wie sie das ganz große Geschäft machen. Primark ist mit billiger Mode auf Erfolgskurs: die beiden Manager des Konzerns über die Produk- tion in Billiglohnländern und warum sie trotz junger Klientel auf einen Web-Shop pfeifen. KURIER: Sie verkaufen T-Shirts um 2,50 Euro, Jeans um 8 Euro. Ist jeder blöd, der mehr be­ zahlt? Wolfgang Krogmann: Die Kaufentscheidung hängt davon ab, welches Design man haben möchte und wie viel Geld man dafür ausgeben möchte. Das muss jeder für sich selbst beantwor- ten. Wer verdient am T-Shirt, das um 2,50 Euro verkauft wird? Krogmann: Wir! Weil wir aufgrund unserer gro- ßen Mengen günstig einkaufen, schlank aufge- stellt sind und uns teure Werbung sparen. Wir haben zwar weniger Marge als Mitbewerber, aber wir verdienen Geld. Also bleibt die Näherin in Bangladesch auf der Strecke? Krogmann: Wir haben 7000 Lieferanten in 36 Ländern. 98 Prozent von ihnen liefern auch an andere Marken. Das ist nicht die Antwort auf die Frage, oder? Breege O’Donoghue: Die großen Fabriken haben 10.000 Mitarbeiter. Da fertigt die Fertigungsstra- ße 1 für Primark, die zweite für eine andere gro- ße Modekette und die dritte für ein Luxuslabel. Für die Näherin macht es keinen Unterschied, für wen sie näht. Die Fabrik zahlt ihr auf der Fer- tigungsstraße der Luxusmarke keinen Cent mehr Stundenlohn als auf unserer. Sie wollen aber nicht behaupten, dass auch der Kunde überall dasselbe bekommt? O’Donoghue: Ob der Stoff auf den anderen Fer- tigungsstraßen ein anderer ist und vielleicht län- ger an einem Stück genäht wird, kann ich nicht beurteilen. China schraubt die Umweltstandards und da­ mit auch die Produktionskosten nach oben. Zieht Primark mit der Karawane der Kleider­ macher weiter in noch billigere Länder? O’Donoghue: Nein, wir sind an langfristigen Partnerschaften interessiert und produzieren nach wie vor mehr als die Hälfte in China. Sie lassen aber auch in Bangladesch fertigen… O’Donoghue: Unsere Fabriken sind alle zertifi- ziert und kontrolliert, wir arbeiten an einer stän- digen Verbesserung der Standards. Die Kollektiv­ verträge in einem Land wie Bangladesch machen aber nicht wir, sondern die Politik. Man muss auch die Bedeutung der Textilindustrie für Ban- gladesch imAuge behalten: Es gibt dort 4500 Fa- briken, die Branche trägt 80 Prozent zumBrutto- sozialprodukt bei. Wir arbeiten mit 100 Fabriken zusammen, die zu den größten und besten gehö- ren. Sie haben diese Woche das fünfte Primark-Ge­ schäft in Österreich eröffnet. Werden weitere folgen? Krogmann: Das sagen wir immer erst, wenn alle Verträge fertig sind. Wir gehen aber generell in keine Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern und brauchen ein gewisses Einzugsgebiet. Das Einzige, was im Modehandel wächst, ist der Online-Vertrieb. Ausgerechnet da spielen Sie nicht mit. Warum? O’Donoghue: Weil unsere Erfolgsformel im Webshop nicht funktioniert. Das müssen Sie erklären … O’Donoghue: Wir haben die Preisführerschaft. Wenn wir aber den Versand und all die Retouren bezahlen müssen, rechnet sich das nicht. Wir bleiben dabei: kein Online-Shop. Dass Marktforscher orakeln, dass 2020 ein Drittel des Modehandels übers Internet laufen wird, macht Sie nicht nervös? Krogmann: Wir erleben tagtäglich, dass die Menschen nicht nur zu Hause vor dem Compu- ter sitzen wollen, sondern gern ins Geschäft ge- hen. Der stationäre Modehandel in Österreich wächst seit fünf Jahren nicht mehr. Bedarf wird hauptsächlich durch billige, immer neue Ware geweckt. Damit ebnet dieWegwerfgesell­ 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 Schriftliche Kompetenz Semester- check Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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