sprachreif 3, Schulbuch

103 Mann tun, der“ – wir stutzten beide, und wur- den, wie ich mir dachte , rot. Er redete nach einem Augenblick des Schwei- gens wieder weiter : „Während der kurzen Zeit, wo ich das Glück genoss, mich in Ihrer Nähe zu befinden, hab ich, mein Herr, einige Mal – erlau- ben Sie, dass ich es Ihnen sage – wirklich mit unaussprechlicher Bewunderung den schönen, schönen Schatten betrachten können, den Sie in der Sonne, und gleichsam mit einer gewissen edlen Verachtung, ohne selbst darauf zu merken, von sich werfen, den herrlichen Schatten da zu Ihren Füßen. Verzeihen Sie mir die frechen Worte . Sollten Sie sich wohl nicht abgeneigt fin- den, mir diesen Ihren Schatten zu überlassen?“ Er schwieg, und mir wurde ganz anders . Was sollt ich aus dem seltsamen Antrag machen, mir meinen Schatten abzukaufen? Er muss verrückt sein, dacht ich, und mit verändertem Tone, der zu der Demut des seinigen besser passte, erwi- derte ich also: „ Oha! Guter Freund, habt Ihr denn nicht an Eu- rem eignen Schatten genug? Das heiß ich mir einen Handel von einer ganz absonderlichen Sorte.“ Er fiel sogleich wieder ein: „Ich hab in meiner Tasche manches, was dem Herrn nicht ganz unwert scheinen möchte; für diesen un- schätzbaren Schatten halt ich den höchsten Preis zu gering.“ Nun überfiel es mich wieder kalt, da ich an die Tasche erinnert ward, und ich wusste nicht, wie ich ihn hatte guter Freund nennen können. Ich nahm wieder das Wort, und suchte es, wo mög- lich, mit unendlicher Höflichkeit wieder gut zu machen. „Aber, mein Herr, verzeihen Sie Ihrem unter- tänigsten Knecht. Ich verstehe wohl Ihre Mei- nung nicht ganz gut, wie könnt ich nur meinen Schatten“ – Er unterbrach mich: „Ich würde Sie nur gerne bitten , hier auf der Stelle diesen edlen Schatten aufheben zu dürfen und zu mir zu stecken; wie ich das mache, sei meine Sorge.“ […] Ich bekam einen Schwindel, und es flimmerte mir wie doppelte Dukaten vor den Augen. […] QUELLE: http://gutenberg.spiegel.de/buch/peter-schlemihls-wundersame-geschichte-759/1 ; (abgerufen am: 31.08.2016, Rechtschreibung adaptiert). 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 88 90 92 94 96 98 100 102 104 106 108 110 112 Auf dem Weg zur Matura Thema: Wie billig darf Mode sein? Verfassen Sie eine Meinungsrede. Situation : Sie halten als Vorbereitung auf eine Diskussionsrunde eine Meinungsrede zum Thema „Wie billig darf Mode sein?“. Lesen Sie den Artikel Primark: Massenhaft Mode zum Mini-Preis , erschienen im Kurier am 3. September 2016, von Simone Hoepke. Verfassen Sie nun Ihre Meinungsrede und bearbeiten Sie dabei folgende Arbeitsaufträge : •• Nennen Sie die Vorzüge von Primark, von denen die beiden leitenden Angestellten im Artikel sprechen, gegenüber anderen ähnlichen Billig-Mode-Ketten. •• Erklären Sie die Bedenken, die im Zusammenhang mit ethischer Vertretbarkeit der Produktion von Billigmode in Ländern wie z. B. Bangladesch genannt werden. •• Erörtern Sie, warum Primark keinen online-Shop anbietet bzw. welche Gründe dagegen sprechen. •• Nehmen Sie zu den Bedenken der Billigst-Produktion von Mode eindeutig Stellung. Schreiben Sie zwischen 540 und 660 Wörter. Markieren Sie Absätze mittels Leerzeilen. 5 Text- kompetenz Schriftliche Kompetenz Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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