sprachreif 2, Schulbuch

80 oder des Autors dargestellt und der Inhalt beschränkt sich nicht auf die Wiedergabe von Fakten. Kommentare beziehen sich üblicherweise auf aktuelle Ereignisse oder Zeitungsberichte und stellen dar, wie die Verfasserin oder der Verfasser genau zu dem kommentierten Thema oder Ereignis steht. Bezug nehmen, wiedergeben (Operatorenkategorie 1 – Reproduktion) Lesen Sie den von Roland Nelles verfassten Kommentar, der sich mit der Flüchtlingswelle, die nach Europa drängt, beschäftigt. Geben Sie anschließend mithilfe der folgenden Tabelle einen kurzen Überblick über die inhaltlichen Aspekte des Textes. A14 Flüchtlingskrise: Das Ende des Sommermärchens Ein Kommentar von Roland Nelles | 14.09.2015 Streit um Geld, neue Grenzkontrollen in Richtung Süden − die Flüchtlingskrise droht, viele im Land zu überfordern. Sind Deutsche doch nicht flexibel? Schön war‘s, das Sommerrefu- geemärchen. Flüchtlinge wur- den an den Bahnhöfen mit Applaus und Schokolade be- grüßt. Die Kanzlerin appellierte an die „deutsche Flexibilität“ und rief ihrem Volk zu: „Wir schaffen das.“ Und sogar Yanis Varoufakis, in seiner Zeit als griechischer Finanzminister ein Dauerkritiker der Bundesregie- rung, lobte Deutschlands Ein- satz für die geschundenen Syrer. Doch die schöne Zeit ist wo- möglich schon wieder vorbei, die Realität holt uns ein. Und sie ist grausam: Das Land ist in weiten Teilen auf die Zahl von Menschen, die da kommen, schlicht nicht eingestellt − we- der mental noch organisato- risch. Es wird Großartiges geleis- tet. Zugleich wächst die Aufga- be vielen über den Kopf. Etliche Bürger, Vereine oder Kommu- nen sind ehrlich überfordert. Andernorts wird nach schlech- ter deutscher Sitte schnell gemeckert und gestöhnt. Die Bedenkenträger und Stim- mungsmacher wollen das Kom- mando übernehmen. Deutsche Flexibilität? Naja. Die Länder zanken sich mit dem Bund ums Geld, man hat das Gefühl, sie wollen quasi nur noch gegen Vorkasse aus dem Bundeshaushalt helfen. Horst Seehofer und seine CSU ma- chen mehr oder weniger offen Stimmung gegen die Fremden, das konnte die Partei bekannt- lich schon immer gut. Frei nach dem alten Motto des deutschen Spießbürgers: „Wir haben nichts gegen Ausländer, aber…“ Man wendet sich mit Grausen ab. Kanzlerin Merkel und ihr Innenminister Thomas de Mai- zière fahren einen Zickzack- kurs. Zunächst gaben sie die entschlossenen Flüchtlings- freunde. Nun beugen sie sich dem Druck von Seehofer und Co. und führen Grenzkontrol- len ein. Ob das etwas bringt, wissen sie auch nicht. Es ist wohl mehr ein Beschwichti- gungssignal an alle Bremser und Bedenkenträger. Dass es so weit kommen konnte, hat Merkel vor allem ih- rem Innenminister zu verdan- ken. De Maizière hat den Be- ginn der Flüchtlingskrise schlicht verschlafen. Wenn er früher und energischer reagiert hätte, wären längst viel mehr Aufnahmekapazitäten vorhan- den. Wie schon bei seiner Ar- beit imVerteidigungsministeri- um zeigt sich: Dieser Mann ist vielleicht ein anständiger Ver- walter, aber Krisenbewältigung kann er nicht. Merkel täte gut daran, ihn von der Liste der Kronprinzen zu streichen. Und es wird Zeit für etwas mehr Ehrlichkeit, auch bei Frau Merkel. Bislang erweckte sie beim Wahlvolk den Eindruck, die Flüchtlingskrise sei zwar schwierig, aber (irgendwie mit ein paar Milliarden) zu bewälti- gen. Das stimmt aber nur halb. 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62 64 66 68 70 72 74 76 78 80 82 84 86 Einen Kommentar schreiben Schritt 1: Planen Schriftliche Kompetenz 3 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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