sprachreif 2, Schulbuch
27 ches Oberhaupt der deutschen Mittelalterforschung, las Illig im Radio persönlich die Levi- ten. Aber Illig widerrief nicht, die Attacken der Professoren wurden schärfer. Illig sei ein Sektenführer, der Unwissende wie eine „pseudoreligiöse Ge- meinde“ um sich schare, sagte der Berliner Mediävist Michael Borgolte in einem Interview. Seit vor einigen Jahren ein For- scher öffentlich dazu aufgerufen hat, Illigs Thesen zu ignorieren, hat die Wissenschaft von ihm abgelassen. Warum die Historiker so heftig reagieren, ist schwer zu sagen. Angst, dass sie alle im Unrecht sein könnten, werden sie nicht haben. IlligsTheorie ist intelligent, aber haltlos. Nicht nur wegen der eben doch vor- handenen archäologischen Überreste. Die Ereignisse in der fraglichen „Phantomzeit“ sind viel zu komplex, um ausgedacht zu sein. Illig selbst beschreibt stän- dig die widersprüchlichen Ei- genschaften Karls des Großen. Friedensfürst und grausamer Feldherr, Heiliger und Scharf- richter, Analphabet und Förde- rer der Philologie sei Karl gewe- sen, das berichten die Quellen. Illig folgert: So eine Person kann nicht existiert haben. Aber warum sollte ein Fälscher, der doch jedes Misstrauen vermei- den will, eine unglaubwürdige Biografie erfinden? […] QUELLE: http://www.welt.de/kultur/article5229635/Wie-man-Karl-den-Grossen-aus-der-Geschichte-tilgt.html ; (abgerufen am 13.08.2015) 234 236 238 240 242 244 246 248 250 252 254 256 258 260 262 264 266 268 270 272 274 Bilden Sie Vierergruppen und teilen Sie den Text in verschiedene Sinnabschnitte ein. Beantworten Sie dann in der Gruppe diese Fragen: • Was besagt die „Phantomzeit“-Theorie von Heribert Illig? • Welche Beweise listet Illig für seine Theorie auf? • Was wissen wir anhand des Zeitungs- artikels über ihn? • Wie reagieren die „anderen“ Wissen- schaftler auf diese Theorie? • Welche anderen Thesen erwähnt der Text? Wie entstehen diese? • Was denken Sie in der Gruppe über diese These bzw. über die Gegenthesen? Nachdem Sie die Fragen beantwortet haben, erstellen Sie in der Gruppe ein Plakat mit Ihren Antworten und präsentie- ren es anschließend im Plenum. Lesen Sie nochmals den Abschnitt über Streitgespräche auf Seite 7 und verschrift- lichen Sie dann gemeinsam mit Ihrer Partnerin bzw. Ihrem Partner eine Diskussion zwischen Heribert Illig und Ihnen als Journalistinnen bzw. Journalisten Ihrer Schulzeitung. Welche Fragen zu seiner Theorie würden Sie ihm stellen? Wenden Sie die gelernten Diskussionsregeln an. Natürlich können Sie auch auf die Gruppenarbeit aus A28-29 zurückgreifen. Tragen Sie Ihre Diskussion anschließend im Plenum vor. C A28 C A29 A30 B Merkenswert: Chronologiekritik und Geschichtsrevisionismus Diese beiden Termini (Plural von Terminus, lat. terminus technicus , Fachbegriff) bezeich- nen eine Reihe von Theorien, die sich damit auseinandersetzen, dass der von Ge- schichtswissenschaftlern (Historikerinnen/ Historikern) rekonstruierte Geschichtsver- lauf, die sog. Chronologie, fehlerhaft sei. Sie wollen historische Zeitabschnitte verkürzen, verlängern oder auch umdatieren. Geschichtsrevisionismus kann auch politisch brisante Themen betreffen. Text- kompetenz Mediale Bildung Nur zu Prüfzwecken – Eige tum des Verlags öbv
Made with FlippingBook
RkJQdWJsaXNoZXIy ODE3MDE=