sprachreif 1, Schulbuch

42 Das beste Gegenbeispiel Von Johann Osel | 25.11.2013 Mustafa Inal bekommt den Deutschen Lehrerpreis, weil er für viele seiner Schüler aus ausländischen Familien Vorbild ist. Eins ist dem Berufsschullehrer in Nürnberg wichtig: Migrationshintergrund bedeutet nicht gleich Schulprobleme. Mustafa? WirklichMustafa mit Vornamen? Halb ungläubig, halb neugierig hatten viele Schüler seiner Nürnberger Berufsschule dem neuen Leh- rer anfangs Fragen gestellt. Mustafa Inal passiert das immer wieder. Als Lehrer mit türkischen Wurzeln oder generell mit Zuwanderergeschich- te ist man an deutschen Schulen nach wie vor ein Kuriosum. Vor allem türkische Jugendliche tun sich da offenbar schwer zu verstehen, dass in der ihnen bekannten deutschen Schulwelt quasi ei- ner von ihnen vorne in der Klasse steht. Mustafa Inal, Lehrer für Elektrotechnik, Sozial- kunde und Ethik sowie interkultureller Berater für Berufsschulen in Nürnberg, nutzt das aber auch als Chance, ist gerne Vorbild – und hat ein- facheren Zugang zu Eltern aus der türkischen Community: „Als Lehrer mit Migrationshinter- grund hat man da eine wichtige Brückenfunkti- on.“ Dass sein Engagement jedenfalls gut ankommt bei den Schülern, erhält Inal an diesem Montag schriftlich – mit der Ehrung durch den Deut- schen Lehrerpreis, der vom Philologenverband und der Vodafone-Stiftung jedes Jahr vergeben wird. Sechs Pädagogen-Teams mit innovativen Unterrichtsprojekten sowie 16 einzelnen Leh- rern wollen die Initiatoren bei der Verleihung in Berlin einen hervorragenden Job attestieren. Geben Sie den Inhalt des Abschnitts mit eigenen Worten und in maximal zwei Sätzen wieder: Die Schüler müssen es wissen An der Sparte, in der die Einzelpersonen geehrt werden, ist das Besondere, dass die Nominierung von den Schülern kommt. Die müssen es schließ- lich wissen, wer ein richtig guter Lehrer ist. Im Internet konnten Jugendliche Kandidaten für die Auszeichnung vorschlagen, eine Jury aus Minis- tern, Schulforschern, Lehrern und Schülern traf dann die Auswahl. Im Fall von Mustafa Inal hört sich die Begrün- dung der Schüler so an: Er kann motivieren, un- terrichtet praxisnah, hat stets ein offenes Ohr. Vor allem aber die Rolle als Lehrer mit Migra- tionshintergrund wird erwähnt. Ein Schüler schreibt, durch ihn habe er gelernt, „was gut an- kommt und was nicht. Besonders bei Arbeitge- bern.“ Ein anderer schildert: „Er ist ein Vorbild für mich als Migrant. Er hat es geschafft, zu stu- dieren und Lehrer zu werden“. Ein weiterer: „Als einige Schüler aufgehört haben zur Schule zu kommen, hat er die Familien besucht, und die Schüler machen jetzt eine Ausbildung.“ So argumentierten die Nürnberger Berufsschü- ler – und überraschten damit ihren Lehrer, der zwar vage mitbekommen hatte, dass irgendwas im Busch ist. Aber er hatte eher an eine schnöde Online-Abstimmung gedacht, keinesfalls mit ei- nem seriösen Lehrerpreis gerechnet. A18  2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54 56 Schriftliche Kompetenz 2  Einen Leserbrief schreiben Schritt 1: Planen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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