sprachreif 1, Schulbuch
166 Grundbegriffe der Lyrik: Die Verslehre (= Metrik) Vers (= die Verszeile): Die einzelne Zeile eines Gedichts. Versmaß (= Metrum): Es werden die Hebungen (betonte oder männliche Silben) und Senkungen (unbetonte oder weibliche Silben) gezählt. Versfuß: kleinste metrische Grundeinheit eines Verses, bestehend aus zwei oder mehr Silben. Durch Addieren kommt man auf die gesamte Zahl der Silben im Vers. Je nach Organisation der Hebungen und Senkungen (= Kadenz) unterscheidet man verschiedene Versmaße : Jambus xX, Trochäus Xx, Daktylus Xxx, Anapäst xxX etc. Beispiele: Jambus: ge- lehrt , Be- trug Trochäus: Ro -se, Le -ben Daktylus: Kö -ni-gin, sin -gen-den Anapäst: Di-a- mant , Har-mo- nie Versmaße in einer bestimmten Anordnung ergeben traditionelle Versformen wie den Alexandriner (sechshebiger Jambus mit einer Zäsur, einer Unterbrechung), Hexameter (sechs Daktylen, der letzte Vers ist unvollständig), Pentameter, Distichon (Verspaar aus Hexameter und Pentameter), Blankvers (reimloser fünfhebiger jambischer Vers), Knittelvers etc. Homer dichtete z. B. Ilias und Odyssee in Hexametern, der Blankvers wurde vermehrt von den deutschen Dramatikern der Klassik (also Johann W. v. Goethe und Friedrich Schiller) sowie des 19. Jahrhunderts verwendet. Zuvor hatte ihn nicht nur William Shakespeare zum Standardvers des englischen Dramas gemacht. Diese Versformen werden dann in besonderen Strophenformen (Odenstrophen etc.) und Gedichtfor- men wie Elegie, Sonett, Lied, Ode, Haiku, Hymne, Ballade, Elfchen, Collage, etc. organisiert. Markieren Sie die Hebungen bzw. Senkungen und schreiben Sie den jeweiligen Versfuß dazu: Apfelbaum Hühnerei Verstand Anapäst generell Wolke neugierig A38 B Merkenswert: Eine Verbindung von Wörtern mit ähnlichem Klang nennt man Reim ; befindet sich der Reim am Ende des Verses, nennt man dies Endreim . Mitten im Vers heißt er Binnenreim , zu Beginn Stabreim (= Alliteration). Beliebt ist auch der Schüttelreim , bei dem die Anfangskonsonanten der letzten beiden Silben miteinander vertauscht werden. Die häufigsten Reimfolgen des Endreims sind: Kreuzreim (ABAB), Paarreim (AABB), Haufenreim (AAAA), Schweifreim (AAB CCB) und umarmender (ABBA) Reim. Eine besondere Form der Reimfolge ist der Kehrreim, der sogenannte Refrain (ABBAC DEEDC). Es gibt reine und unreine Reime, diese begnügen sich mit ungefährem Gleichklang der Silben. Bewusst eingesetzte, nicht reimende Verse nennt man Waisen. Text- kompetenz Literarische Bildung 6 Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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