Zeichen 4, Schulbuch

9 Kunstmarkt  Der Ansatz der Street Art zielt auf Ablehnung des Kunst- marktes und propagiert freien Zugang für alle im öffentlichen Raum. Allerdings drängt die große Popularität einzelne Aktivistinnen und Akti- visten geradezu von selbst in den Kunsthandel. Dabei entstehen absurde Situationen: Werke, die eigentlich illegal angebracht wurden und als „Beschädigung privaten oder öffentlichen Eigentums“ gelten, werden vor weiterer Übermalung oder Zerstörung geschützt. Hausmauern wer- den von Hausinhabungen abgetragen und in Auktionen um viel Geld versteigert. Banksy hat darauf reagiert: Er thematisiert die Problematik zwischen anarchischem Kunstansatz und kommerzieller Vermarktung unter anderem im Film „Exit through the gift shop“ (2010) oder verkauft anonym seine Werke für wenig Geld im Central Park von New York. Er kooperiert auch mit Museen und zeigt seine Werke ganz legal in deren Sammlungen. Aktionen  In Museen konnte man schon davor manchmal unverhofft auf Banksy stoßen: Ein Käfer mit den Flügeln eines Kampfjets oder die „stein- zeitliche“ Darstellung eines Einkaufswagens hingen überraschend lange in Ausstellungen und waren doch nur ironische Zitate von Banksy, ange- bracht in einem unbeobachteten Augenblick. Ein Beispiel für eine Aktion im öffentlichen Raum ist der Lastwagen mit den eingesperrten Stofftie- ren. Er fuhr als Mahnmal gegen Tiertransporte und Massenschlachtun- gen unter anderem im „Meatpacking District“ in NewYork (Abb. 12 rechts). Original  Der ernorme Erfolg und die stilprägenden Arbeiten von Banksy haben eine Vielzahl an Epigonen erzeugt. Jeder kann selbst eine oder ein Banksy sein. Erst die Erwähnung auf der offiziellen Bansky-Homepage macht eine Arbeit zum Original. Traurige Maus  Mit „Dismaland“ hat Banksy auch ein Großprojekt umgesetzt. Gemeinsam mit rund 50 Künstlerinnen und Künstlern, viele aus dem Umfeld der Street-Art -Szene, wurde eine Parodie auf einen Freizeitpark entwickelt. Gäste wurden am Einlass von missmutigen Mitarbeiterinnen mit Mickey-Mouse- Ohren „begrüßt“, nicht das einzige ironische Zitat auf die vermeintlich heile Welt der Vorbilder. Das abgebrannte Märchenschloss, die in sich verschobene Nixe, Arbeiten zu aktuellen Themen wie etwa der Flüchtingskrise vermittelten nicht den auf Vergnügungsparks üblichen „Funfaktor“. Trotzdem war die nur 36 Tage dauernde Ausstellung ein voller Publikumserfolg. 11  Kurz vor der endgültigen Abtragung der Mauer (s. Abb. 13) schritt die Stadtgemeinde ein und stellte das Banksy-Werk „Spy Booth“ unter Denkmalschutz. Das Bild ist an der Mauer einer Abhörbehörde angebracht, die das Werk nun auf ihrer offiziellen Homepage zeigt. 13  Detail während der versuchten Abtragung, 2014 12  Das Werk des angesehenen Stencil -Künstlers Blek le Rat wird nach Restaurierung und Schutzmaßnahmen inkl. Inschrift feierlich enthüllt. Leipzig, 2013 (links). „Sirens of the lambs“ von Banksy, New York, 2013 (rechts) 14  Aus dem Spaßbad Tropicana wurde „Dismaland“. Weston-super-Mare, Somerset, England, 2015 v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Banksy (geb. 1974?) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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