Zeichen 4, Schulbuch

75 wäre. 7.000 neu gepflanzte Bäume würden den steinernen Hügel zumVer- schwinden bringen. Unverständnis und Widerstand  Du kannst dir bestimmt vorstellen, dass diese Aktion nicht von vornherein auf allgemeine Zustimmung stieß. Es gab hitzige Debatten. Aufgebrachte B rgerinnen und Bürger bepinselten einen Teil der aufgehäuften Steinblöcke mit rosa Farbe, andere knickten in ihrem Zorn sogar einige der neu gepflanzten jungen Bäume. „Park- platzvernichtung, Stadtverschandelung“ konnte man hören. Provokation?  Beuys hatte seiner Aktion einen Untertitel gegeben: „Stadt- verwaldung statt Stadtverwaltung“. Es gab Personen aus der Politik und wohl auch der Stadtverwaltung, die sich durch diesen Slogan provoziert fühlten. Umso erstaunlicher, dass das Projekt zwar verzögert wurde, aber schließlich doch zu Ende gebracht werden konnte. 7.000 Bäume  Es war der 16. März 1982, im Rahmen der „documenta 7“, als Beuys selbst den ersten der 7.000 Bäume setzte. Es dauerte über fünf Jahre, bis der letzte gepflanzt und der Berg aus Steinblöcken abgetragen war. Es waren schließlich nicht nur Eichen, sondern auch Linden, Eschen, Robinien und andere Arten. Der Künstler selbst hat den Abschluss seines Projekts nicht mehr erlebt. Er starb am 23. Jänner 1986. Den letzten der 7.000 Bäume setzte der Sohn des Künst- lers im Juni 1987. Zu diesem Zeitpunkt hatte die „documenta 8“ begonnen. 3  Joseph Beuys bei der „documenta 7“, 1982 Aufwand und Kosten  Immerhin waren beachtliche Vorleistungen der Stadtverwaltung nötig. An verschiedenen Orten mussten asphaltierte Flächen aufgebrochen und Leitungen neu verlegt werden, um den Boden für die Baumpflanzungen vorzubereiten. Auch jede Menge amtlicher Be- scheide und Bewilligungen wurden benötigt. Und schließlich musste das Projekt auch finanziert werden. Es gab zwar Sponsoren, die den Start möglich machten, aber der Großteil des benötig- ten Geldes, immerhin ein Betrag von mehr als umgerechnet zwei Mil- lionen Euro, sollte durch Spenden aufgebracht werden. Stadtverwaldung  Die beiden Fotos (Abb. 4) wurden 1982 (links) und 2012 (rechts) aufgenommen – in einem zeitlichen Abstand von 20 Jahren. Kassel hat sich in diesem Zeitraum verändert. Neue baumbestandene Alleen sind entstanden – auch in Straßen, die weitab von den historischen Parkanlagen der Stadt gelegen sind. Skepsis und Ablehnung, die das Projekt anfänglich bei vielen Bürgerinnen und Bürgern ausgelöst hatte, sind einer breiten Zustimmung gewichen. Die Stadtverwaltung und ein Verein kümmern sich um Pflege, Erhalt und, wenn nötig, um den Ersatz der Bäume. 2012 benannte die Stadt Kassel eine Straße nach Joseph Beuys. 5  Josef Beuys mit dem ersten gepflanzten Baum seiner Aktion „7.000 Eichen 6  Baumstamm und Basaltstele auf dem Friedrichsplatz, 2002 4  Straße in Kassel vor und 20 Jahre nach der Aktion „7.000 Eichen“ v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1982, Joseph Beuys: 7.000 Eichen Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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