Zeichen 4, Schulbuch

7 Kunst  In der Street Art finden sich Einflüsse aus der Pop Art, etwa das serielle Anfertigen von Motiven, außerdem der Wandmalereien mexika- nischer Mural -Maler wie Diego Rivera. Ein wichtiger Ausgangspunkt war die Graffiti -Szene der 1970er-Jahre in New York. Damals bildeten sich nicht nur unterschiedliche Gestaltungsstile ( Wild Style, Old School ), sondern auch ein Jargon mit eigenen Begriffen heraus: Ein Tag ist die meist einfär- bige Signatur der Writer , daraus entwickelte sich das aufwendigere, groß- flächige und vielfarbige Piece . Dieses wiederum bestand aus mehreren „Outlines“ (Konturlinien), „Background“ (Hintergrund) und „Fill-Ins“ (Fül- lungen). Sogenannte „Blocks“ und „Highlights“ verliehen dem Graffito räumliche Tiefe und Glanzeffekte. Schmiererei  Der seit damals schwelende Konflikt „Vandalismus oder Kunst“ setzt sich bis heute fort. Es gab Verurteilte wie den „Sprayer von Zürich“, für den sich die Künstlergemeinde stark machte und dessen Werke zuerst entfernt und schließlich geschützt wurden. Die Kehrseite: Laut Angaben der Wiener Linien lagen die Reinigungskos- ten beschmierter U-Bahn-Garnituren 2015 bei rund 300.000 Euro. Sie machen aber nur einen Teil des Gesamtschadens aus, da Ersatzzüge ein- gesetzt werden müssen. Sprayerinnen und Sprayer müssen mit Gefäng- nisstrafen und hohen Schadenersatzforderungen rechnen. Um einerseits die Ausgaben für die Entfernung von Graffitis zu senken und andererseits die Szene in die Legalität zu bringen, bieten immer mehr Städte offizielle Wände zur freien Gestaltung an. 3  Überbegriff und Szene: Der Grenzen zwischen Graffiti und Street Art sind fließend. Graffiti (und zugleich Street Art ?), ausgehend von Schriftzeichen (links). Eine Auftrags- arbeit auf einer Feuermauer in Wien (rechts). 4  Einer von hunderten Tags eines bereits verurteilten Writers (links). Das Projekt „Wienerwand“ bietet der Graffiti -Szene legale Flächen an (rechts). Ganz schön schräg!  Neben der im Grau- bereich zur Illegalität tätigen Street-Art - Szene gibt es auch Malereien, die bewusst mitten im Publikum entstehen. Im Internet findet man ganz unglaubliche Resultate, aber vielleicht hast du ja schon selbst einmal eines gesehen. Diese Pro- jekte wurden meist zuvor angemeldet und genehmigt, um etwa in einer beleb- ten Fußgängerzone entstehen zu können. Am eindruckvollsten sind perspektivische Verzerrungen, die nur aus einem bestimmten Blickwinkel ein sinnvolles Bild ergeben, sogenannte Anamorphosen . Man versucht das irritierte Publikum zu verblüffen und nebenbei durch Spenden ein wenig Geld zu verdienen. Ein Beispiel dafür findest du hier: Die Gruppe Planet Streetpainting zaubert eine Legoarmee, angelehnt an ein berühmtes chinesisches Kaisergrab, auf den Asphalt von Sarasota in Florida, USA. 5  Ein noch unvollendetes „chinesisches Kaisergrab“ mit Legofiguren, gesehen vom richtigen Standpunkt aus. 6  Erst der Blick von der Gegenseite zeigt die enorme Verzerrung (oben). Steht man jedoch auf der „richtigen“ Seite, verkürzt sich das Ganze zu einem sinnhaften Bild (unten). v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Harald O. Naegeli, der „Sprayer von Z rich“ (geb. 1939) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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