Zeichen 4, Schulbuch
65 Essen eingeladen. Während der Mahlzeit betritt eine Frau den Raum, wäscht Christus die Füße und trocknet sie mit ihren Haaren. Die Anwe- senden kritisieren die Frau und ihr merkwürdiges Verhalten. Christus aber lobt ihre Tat. Geschichten aus der Bibel? Das Bild (Abb. 5), das wir gerade untersucht haben, behandelt also ein Ereignis, das in der Bibel erwähnt wird. Auch die Geschichte der „klugen und der törichten Jungfrauen“ (Abb. 4), die in der Randspalte der linken Seite beschrieben ist, geht auf eine biblische Erzählung zurück (Mt 25, 1-13). Aber auf alle anderen Bilder des Magda- lenenaltars, auch auf die großen Tafeln des Mittelfeldes, trifft das nicht zu. Hat der Maler diese Bilder frei erfunden? Und was erzählen sie eigentlich? Versuchen wir noch einmal, genau zu schauen und das Gese- hene zu beschreiben. Das Boot (Abb. 6) Ein Boot treibt auf demWasser. Es hat einen Mast, aber kein Segel. Fünf Personen sitzen darin. Die zwei Frauen sind eigenartig gekleidet. Eigentlich ist ihre Kleidung sehr einfach. Auffällig sind nur die Kopftücher, die Haare und Hals bedecken. Die Gewänder der drei Männer sind reicher verziert. Sie halten in ihren Händen lange Stäbe mit einem gekrümmten Haken am oberen Ende. Auch ihre Kopfbedeckung ist auffäl- lig: hohe weiße Hüte mit zwei Spitzen. Einer der Männer hat seinen Hut abgenommen und zeigt uns seine Glatze. Im Hintergrund sind drei weitere Boote zu sehen: große Segelschiffe, wie sie zu dieser Zeit von Kaufleuten verwendet wurden. Eine gebirgige Küste ist zu erkennen und darüber ein goldglänzender Himmel. Der Landeplatz (Abb. 7) Vier Menschen kauern unter einem Vordach, das an der Außenseite einer Stadtmauer befestigt ist, und schlafen. Stufen führen hinab zum Wasser, eiserne Ringe an der Mauer lassen vermuten, dass es sich um eine Anlegestelle handelt. 6 Mittelfeld, linke Tafel Seltsame Kleidung Auffällige Kleidung zieht Blicke an. Manche Menschen reagieren auf ungewohnte Kleidung auch mit Verunsicherung, Befremdung und Ablehnung. Die Frauen auf unseren Bildern tragen Mode des 15. Jahrhunderts. Damals war es auch in Europa noch üblich, dass Frauen sich verschleierten und Hals und Haare verhüllten. Die Männer zeigen die Rangabzeichen von Bischöfen : Mitra (Hut mit zwei Spitzen) und Krummstab . In der katholischen Kirche werden Gewänder und Symbole dieser Art bis heute verwendet. 7 Mittelfeld, mittlere Tafel unten 8 Mittelfeld, linke Tafel, Ausschnitt v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1432, Magdalenenaltar von Tiefenbronn Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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