Zeichen 4, Schulbuch

61 Erklärende Skizzen  Die Skizze (Abb. 19) ist keine Zentralperspektive , son- dern eine Schrägansicht (= Parallelperspektive ). Sie zeigt dir aber, wie die Zentralperspektive funktioniert. Der gezeichnete Betrachter steht vor einer Bildfläche (= Bildebene) – sie ist in diesem Fall durchsichtig darge- stellt – und betrachtet den Baum dahinter. Eine Gerade, die von seinem Auge aus (= Augpunkt A ) normal auf die Bild- ebene gerichtet ist, schneidet diese im Punkt H (= Hauptpunkt ). Sie wird Hauptsehstrahl genannt. Eine waagrechte Gerade (= Horizont h ) durch diesen Punkt zeigt an, wie hoch über dem Boden (= Grundebene ) sich seine Augen befinden (= Aughöhe b ). Zwei weitere Linien (= Sehstrahlen) sind vom Auge des Betrachters zum Fußpunkt und zur Spitze des Baumes gezogen. Ihre Schnittpunkte mit der Bildebene ergeben die Abbildungs- größe des Baumes. Du kannst dir gut vorstellen, dass der Baum umso kleiner abgebildet wird, je weiter er von der Bildebene entfernt ist. Aber auch der Abstand des Betrachters von der Bildebene (= Augdistanz a ) ist wichtig. Ein größerer Abstand würde in Relation zur Bildfläche eine ver- größerte Abbildung des Baumes ergeben. Die drei Skizzen oben (Abb. 21) zeigen dir die zentralperspektivische Ansicht der in Abb. 19 angenommenen Situation. Zu sehen sind das Haus (links) und der Baum (rechts). Beachte die Verlängerungen der Seitenkanten dieses Hauses. Sie führen von der Bildebene weg in die Bildttiefe (= Tiefenlinien) und scheinen sich in einem Punkt am Horizont zutreffen. Dieser Punkt (= Fluchtpunkt) liegt in diesem Fall genau im Hauptpunkt. Das ist so, weil die Fluchtlinien, so wie der Hauptsehstrahl, in Wirklichkeit mit der Bildebene einen rechten Winkel bilden würden. Sie sind also zueinander parallel. Alle parallelen Tiefenlinien haben in der Zentral- perspektive einen gemeinsamen Fluchtpunkt. Die drei Skizzen zeigen dir auch, was passiert, wenn die Aughöhe verändert wird. Ein tiefer gelegter Horizont ergibt eine sogenannte Frosch- perspektive, ein höher gelegter eine Vogelperspektive. Für die untere Skizze (Abb. 22) wurde der Standpunkt des Betrachters geändert. Die Tiefenlinien des Hauses liegen jetzt nicht mehr parallel zu seinem Hauptsehstrahl und fluchten daher auch nicht mehr in den Hauptpunkt (vgl. dazu auch Abb. 20) 19  Perspektivisches Sehen 22  Perspektive mit zwei Fluchtpunkten 21  Zentralperspektive mit einem Fluchtpunkt und drei unterschiedlich hohen Horizontlinien 20  Parkettierung: Diese Skizze nützt den Hauptpunkt und die Fluchtpunkte unter 45 Grad (= Fluchtpunkt der Diagonalen) dazu, eine Grundfläche in quadratische Felder aufzuteilen und dadurch ein Maß für die Bildtiefe zu finden. Alle Felder der Parkettierung entsprechen in der Realität gleich großen Quadraten. Die korrekte Lage von Flucht- punkten kannst du ermitteln, wenn du vom Augpunkt aus eine Gerade im benötigten Winkel (in diesem Fall 45 Grad) zum Horizont ziehst. Um diesen Winkel messen zu können, klappst du die Augdistanz ( a ) einfach senkrecht nach unten in die Bildebene. Entfernungen und Winkel ändern sich dadurch nicht. Auf diese Weise steht dir der Augpunkt ( A ) für deine Messungen auf dem Zeichenblatt zur Verfügung. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1517/18, Baldassare Peruzzi: Salone delle Prospettive in der Villa Farnesina, Rom Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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