Zeichen 4, Schulbuch
52 Drei Bäume Auch bei Rembrandts Landschafts- Radierungen spielte die Lichtstimmung eine wichtige Rolle (Abb. 20): Man sieht eine Anhöhe mit drei großen Bäumen, dahinter die weite Ebene, in der Ferne eine Stadt und darüber den dramatischen Himmel. Sonne und Wolken scheinen die Erde in schnellem Wechsel mit Licht und Schatten zu überziehen. Wenn man genau schaut, erkennt man links amWasser einen Fischer mit seiner Frau, auf den Feldern arbeiten Bauern, ein Fuhrwerk zieht über die An- höhe, und rechts davon sitzt – ganz wichtig – ein Zeichner. Es scheint, als ob Rembrandt mit dieser Landschaft ein Panorama des Lebens darstellen wollte. Kaltnadel Rembrandt gab sich nur selten mit den ersten Ergebnissen zufrieden. Meistens kratzte er nach den Probedrucken mit der Radierna- del noch weitere Vertiefungen in die Platte, um dunkle Töne zu verstär- ken. Da das Metall beim Eindr cken der Nadel nicht herausgehoben, son- dern nur zur Seite gedrängt wird, bleibt an diesen Graten besonders viel Druckerschwärze hängen (Abb. 21). Rembrandt liebte diese samtigen Schwärzen und setzte sie gerne zur Betonung von Kontrasten ein, etwa bei der Hand des Hieronymus oder bei der Löwenmähne in Abbildung 10. Im Gegensatz zur Ätzradierung, bei der die Linien ursprünglich mit einer erhitzten Nadel in die Wachsschicht gezeichnet wurden, nannte man diese Technik Kaltnadel. Work in progress 20 Rembrandt: Landschaft mit den drei Bäumen, 1643, Radierung und Kaltnadel 21 Arbeitsschritte bei der Kaltnadel- technik: Beim Säurebad entsteht durch den chemischen Prozess Wärme, bei der Arbeit mit der „Kalt“-Nadel nicht. Radiernadel Druck Druckerschwärze bleibt auch an den Graten hängen Grate Gestochen, geätzt, gekratzt Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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