Zeichen 4, Schulbuch

49 Auch die Gegenstände haben mehrfache Bedeutung. Einerseits tragen sie zur wohnlichen Atmosphäre des Zimmers bei, andererseits sind sie Verweise auf religiöse Zusammenhänge: Der Hut an der Wand ist ein Zei- chen der Kardinalswürde (Abb. 13), die Sanduhr symbolisiert die irdische Vergänglichkeit, die Bücher verweisen auf Gelehrsamkeit, das Kruzifix unterstreicht die Ausrichtung des Lebens auf Christus. Perspektive  Besonders großen Wert legte Dürer auf die exakte zentral- perspektivische Konstruktion des Raumes. Diese Methode war damals in Deutschland noch wenig bekannt. Dürer hatte sie aus den Schriften italie- nischer Künstler (vgl. Zeichen 4: Ein Bild wie die Wirklichkeit) und bei sei- nen Reisen nach Venedig kennengelernt. Durch die Perspektive gelang es ihm, den Eindruck zu erwecken, man st nde selber an der Türschwelle und könne einen Blick auf den Heiligen werfen. Kunstmarkt  Dürers Stiche waren schon zu seiner Zeit sehr begehrt. Sie wurden häufig kopiert, oft sogar mit seinem berühmten Monogramm. Aber auch Dürer selbst hatte sich von den Stichen der italienischen Meis- ter viele Anregungen geholt. Damals galt es noch nicht als ehrenrührig, eine Idee von einem anderen Künstler zu übernehmen. Da man mit dem Kupferstich feine Helligkeitsstufen wiedergeben konnte, war diese Tech- nik für das Kopieren malerischer Werke besonders geeignet. Abbildung 11 zeigt ein Wandgemälde von Raffael (1483–1520), einem der großen Maler der italienischen Renaissance . Abbildung 12 zeigt eine Kup- ferstich kopie des bekannten Werkes. Da diese Kopien meistens nicht nach dem Original, sondern nach anderen Stichen angefertigt wurden, erga- ben sich im Lauf der Zeit oft interessante Abweichungen vom Ausgangs- bild (z. B. bei der Gestaltung des Wassers oder bei der Modellierung der Körper). Die Druckgrafik war ein neues Mittel für den Ideenaustausch zwischen Kunstschaffenden. So wurden die Errungenschaften der italie- nischen Vorbilder bald über ganz Europa verbreitet. 13  Ausschnitt aus Abbildung 10 14  Dürer: Heiliger Hieronymus, Öl auf Holz, 1521. Auch in dieser Version siehst du typische Gegenstände, die man in Darstellungen des Hieronymus immer wieder findet. Eigentlich wie ein Suchbild: Finde Unterschiede zwischen Original und Kopie. Für Dürers Zeitgenossen verkörperte der heilige Hieronymus das Idealbild eines Gelehrten, der sich in völliger Zurückgezogenheit dem Studium alter Schriften widmet. Ziemlich wahr- scheinlich sehen deine persönlichen Ideal- vorstellungen von einem erfüllten Leben etwas anders aus. Versuche diese in einem Bild festzuhalten. Charakterisiere die Person, die dein Ideal verkörpert, nicht nur durch ihr Aussehen und ihre Tätigkeit, sondern auch durch ihren Umraum oder durch ihre Beziehung zu anderen Personen. 11  Raffael: Der Triumpf der Galatea, Fresko , 1512/13 12  Marcantonio Raimondi, Kupferstich nach Raffael, 1515/16 v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Albrecht Dürer (1471–1528) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv

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