Zeichen 4, Schulbuch

45 18  Robert Capa: Omaha Beach, 6. Juni 1944 Diese Entsprechungen sind vielleicht rein zufallsbedingt, aber sie tragen zum unerklärlichen Zauber dieses Bildes bei. Da es in Cartier-Bressons Gesamtwerk von solchen „Zufällen“ nur so wimmelt, liegt die Vermutung nahe, dass eine Methode dahinter steckt. Tatsächlich legte er großen Wert darauf, die Komposition schon bei der Aufnahme zu berücksichti- gen. Um zu zeigen, dass er für seine Abzüge nicht nur einen Ausschnitt, sondern das gesamte Bildfeld des Negativs nutzte, bezog er immer die originalen Bildgrenzen in Form der schwarzen Umrandung ein. Im Krieg  Momentaufnahmen waren auch in der Kriegsberichterstattung sehr wichtig. Die Zeitungen wünschten Fotos, die nicht nur über Sachver- halte informierten, sondern auch emotional packten. Der für das amerika- nische Magazin „Life“ arbeitende Fotoreporter Robert Capa (1913–1954) war bei der Invasion der Alliierten in der Normandie dabei. Von den vier Filmen, die er unter Lebensgefahr belichtete, wurden drei durch die Unachtsamkeit eines Laboranten zerstört, doch auf dem vierten blieben einige verwackelte Aufnahmen erhalten. Gerade durch ihre Verschwom- menheit vermittelten sie die Dramatik des Geschehens. Capas Leitsatz war: „Wenn deine Fotos nicht gut genug sind, dann warst du nicht nah genug dran.“ 1954 wurde er in Vietnam durch eine Tretmine getötet. Iwo Jima  Während Capa es vermied, durch seine Fotografie den Krieg zu idealisieren, versuchten andere, heroische Momente einzufangen. Als die amerikanischen Truppen nach einer verlustreichen Schlacht die von Japan besetzte Insel Iwo Jima erobern konnten, wollte der Reporter Joe Rosenthal (1911–2006) das Aufstellen der Sieges- fahne fotografieren. Doch er kam zu spät. Gerade als er weggehen wollte, kamen sechs Soldaten und ersetzten die kleine Flagge durch eine größere. Nun konnte Rosenthal das Foto machen. Als Zeichen des Sieges wurde es zum meistreprodu- zierten Bild Amerikas (vgl. Zeichen 4: Das tragbare Kriegerdenkmal). Dieses Beispiel zeigt, wie Fotografien zum Mythos werden können, wenn sie etwas ausdr cken, das die Menschen in ihrem Innersten berührt. Magnum  Capa gründete 1947 mit drei anderen Fotografen die legendäre Fotoagentur „Magnum Photos“: Gemein- sam bestimmte man Regeln des Bild- gebrauchs und setzte Bildrechte durch. So sollte etwa kein Bildredakteur eines Magazins ein Foto einfach willkürlich beschneiden dürfen. Stellt gemeinsam folgende Überlegungen an: Worin besteht die Ausdruckskraft der Flaggen-Fotos? Wie spielen inhaltliche und formale Elemente zusammen? Wie würde sich die Wirkung verändern, wenn z. B. in Abb. 19 der Mast von nur einem einzigen Soldaten aufgestellt würde, wenn er schon senkrecht stehen oder wenn kein Wind wehen würde? Versuche in diesem Sinn auch die Wirkung von Dorothea Langes „Heimatloser Mutter“ (Abb. 15) zu analysieren. Henri Cartier-Bressons Qualitäten (Geduld, Einfühlungsvermögen und Geistesgegenwart) kannst du üben, indem du deine Mitschülerinnen und Mitschüler beim Sport fotografierst. Versuche den „entscheidenden Moment“ zu erwischen! 19  Joe Rosenthal: Iwo Jima, 23.2.1945 20  Jewgeni Chaldej: Auf dem Berliner Reichstag, 2.5.1945 – die russische Antwort auf das Iwo-Jima-Bild v.Chr. 0 500 1000 1500 heute Dorothea Lange (1895–1965) Nur zu Prüfzwecken – Eigentum es Verlags öbv

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