Zeichen 4, Schulbuch
Krieg und Frieden 20 Macht und Selbstbewusstsein Der Palazzo Pubblico steht in einer Senke zwischen drei Hügeln, auf denen die drei alten Stadtteile (Terzi) Sienas liegen. Genau dort treffen die Hauptstraßen der Stadt aufeinander. Der neue Palast machte diesen Platz, er heißt bis heute Campo (= Feld), zum politischen Zentrum. 1325–1344 wurde neben dem schon 1310 fertigge- stellten Rathaus ein hoher, schlanker Turm errichtet: 102 Meter hoch. Seine Spitze konkurriert mit Kuppel und Campanile des Doms – obwohl dieser auf dem höchsten Punkt der Stadt steht, das Rathaus aber auf tiefer liegendem Gelände am Fuße des Domhügels. Mit dem Bau dieses Turms, der „Torre del Mangia“, traten der Bürgerinnen und Bürger der Stadt ihrem Feudalherren, dem Bischof, „auf Augenhöhe“ entgegen. Politik im Bild Auch in den Sälen und Zimmern des neuen Stadtpalastes setzte die bürgerliche Kommune ihren politischen Leitbildern ein Denk- mal. Die bedeutendsten Künstler der Stadt wurden eingeladen, die Wände mit Fresken auszustatten. In einem der Sitzungssäle entstanden damals Bilder, die heute als Meilensteine der Kunstgeschichte gelten. Die Sala dei Nove Die Bilder, mit denen sich dieses Kapitel beschäftigt, befinden sich im „Saal der Neun“ (ital. Sala dei Nove), dessen Name auf die aus neun Mitgliedern bestehende Stadtregierung verweist. Drei Wände dieses Raums sind mit Fresken bedeckt, die vierte ist durch ein hohes Fenster geöffnet (Abb. 5). 1 Siena, Palazzo Pubblico, Aufriss 2 Siena, Blick auf das Zentrum der Altstadt mit Domhügel und Campo 3 Siena, Campo mit Palazzo Pubblico und Turm (Torre del Mangia) Politische Bildung im Rathaus von Siena Das Rathaus der italienischen Stadt Siena ist eines der ältesten Europas. Im Jahre 1297 legten die Bürger den Grundstein für ihren „Palazzo Pubblico“, den „Palast für alle“, wie er bis heute heißt. Räume für das Stadtparlament und die Verwaltung wurden geschaffen. Die Räte sollten für ihre Versammlungen nicht mehr auf den Dom und damit auf die Zu- stimmung des Bischofs angewiesen sein, und die Beamten sollten ihrer Arbeit nicht mehr in Privathäusern nachgehen müssen. Von Anfang an war der Bau auch ein Zeichen, mit dem die bürgerliche Stadtregierung ihre wirtschaftliche Macht und ihren Anspruch auf Gleichberechtigung mit dem Bischof, dem ehemaligen Herrn der Stadt, zum Ausdruck brachte. Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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