Zeichen 4, Schulbuch
2 Bilder verstehen, machen, verwenden Themen, Bilder, Texte Bilder sind nicht nur Thema, sondern auch das wichtigste Informationsmittel dieses Buches. Die Beispiele wurden so ausgewählt, dass du ein möglichst breites Spektrum verschiedener Arten von Zeichen und Bildern kennenlernst. Mit Hilfe der begleitenden Texte kannst du dir Grundlagen des „Bilderwissens“ erarbeiten. Bildkompetenz Die im Buch vorgestellten Beispiele können nur eine kleine Auswahl von Bildern und Themen ins Blickfeld rücken. Deine Lehre- rinnen und Lehrer werden eigene Schwerpunkte setzen und das Angebot des Buches durch neue Akzente erweitern. Deine eigenen Recherchen, kritische Diskussionen, die du mit Kolleginnen und Kollegen führst, und nicht zuletzt Erfahrungen, die du selbst bei der Gestaltung von Bildern Titel und Untertitel nennen das Thema eines Kapitels. Rundbild Ein runder Bildaus- schnitt, der auch im Inhalts- verzeichnis aufscheint, markiert den Anfang eines Kapitels. Einleitung Ein kurzer Text erklärt, worum es in einem Kapitel geht. Bilder sind Gegenstand und wichtigstes Medium dieses Buches. 1 2 3 4 Konzept, Inhalt, Angebot Wem nützen Bilder und wer gibt sie in Auftrag? Kann die „Bilderflut“ tat- sächlich Sprache verdrängen oder ersetzen? Die komplexen Zusammen- hänge, in denen Bilder entstehen, und die Auswirkungen, die sie auf unsere Wahrnehmung der Welt, auf unser eigenes Leben und auf die Ge- staltung unserer Gesellschaft haben, stehen im Fokus des vierten Bandes der Reihe „Zeichen“. Bilder verstehen zu können, setzt Wissen um diese Kontexte voraus. Aber auch das Machen und vor allem der gezielte Einsatz von Bil-dern verlangen eine Reflexion dieser Fakten. 7.000 Eichen 74 BarriereausBasalt AufdemFriedrichsplatz,direkt imZentrumderStadt Kassel, waren schwere Steinblöcke abgeladen worden. 7.000 lange, vier- kantige Klötze aus Basalt, wie sie in Steinbrüchen des Landes Hessen gebrochen werden. Als riesiger Haufen, insgesamt rund 2.300 Tonnen schwer, lagen sie direkt vor dem ältesten Museum Europas, verstellten den freien Blick auf die Fassade und blockiertenWege auf demVorplatz. Wozu das Ganze? Am Fuß dieses steinernen Hügels zeigte Josef Beuys (1921–1986), der Künstler, der für die Anlieferung der Blöcke verantwort- lichwar,wasmitdiesengeschehen sollte.ZuetwaeinemDrittel ragteein dort eingegrabener Steinblock noch aus der Erde und daneben hatte der Künstler eine junge Eiche gesetzt. Stein für Stein könnten die Basalt- blöcke wieder weggebracht werden, aber für jeden Stein müsste irgend- wo im Stadtgebiet von Kassel eine Eiche gepflanzt werden. Der Stein selbst würde daneben vergraben, sodass nur noch die Spitze zu sehen Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung Was ist Kunst? Wozu gibt es sie und was kann sie bewirken? Mit den Antworten,dieeraufdieseFragengab,hat JosephBeuys (1921–1986)die KunstauffassungunsererGesellschaftverändert.Ineinerdemokratischen Gemeinschaft, meinte Beuys, müsse Kunst allen nützen und zu einer unmittelbaren Verbesserung der Lebensbedingungen beitragen. Alle Menschen sollten ihre Kreativität in den Dienst dieser Aufgabe stellen: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ 1 JosefBeuys:Basaltblöcke für „7.000Eichen“,Friedrichsplatz inKassel, 1982 2 Der Friedrichsplatz inKassel zurZeit der „documenta 11“,2002:Besucherinnen undBesucheraufderWiese vordem Fridericianum, vorder Fassadedes Museums zweiBäumederAktion „7.000 Eichen“. Die „documenta“ JosephBeuyswar zum Zeitpunkt,alserdieAktion „7.000Eichen“ startete,bereitseinerderberühmtesten KünstlerderWelt.Schon zum fünften Malwarer zur „documenta“eingeladen worden.DieseVeranstaltung setzt sich mitaktuellenEntwicklungender bildendenKunstauseinander.Seit 1953 wird siealle vierbis fünf Jahre abgehalten.Schauplatz istdieStadt Kassel imdeutschenBundeslandHessen. Welche Absicht könnte der Künstler mit der beschriebenen Aktion verfolgt haben?Welche Auswirkungen waren für die Stadt Kassel zu erwarten? Überlege, mit welchen Argumenten du Politik und Stadtver- waltung davon überzeugen könntest, dass ein solches Projekt unter- stützt werden sollte. Mit welchen Einwänden müsstest du rechnen? Diskutiere darüber mit deinen Mitschülerinnen und Mitschülern. 59 15 MasaccioundMasolino:Szenenausdem LebendesHl.Petrus,Brancacci-Kapelle,Florenz, 1427 Perspektive als Standard Mit den Fresken Masaccios wurde die Technik der Perspektive zur neuen Norm der Raumdarstellung im Bild. In den fol- genden Jahrhunderten musste ein Maler, der Erfolg haben wollte, diese Methode einfach beherrschen. Nun ist es zwar relativ einfach, perspekti- vische Räume zu zeichnen, solange Gebäude und Gegenstände parallel oder im rechten Winkel zur Bildfläche angeordnet sind – so wie es auf den gezeigten Bildern Masaccios der Fall ist. Die Sache wird sofort komplizierter, wenn ein Bildmotiv schräg im Raum steht oder wenn es kurvige Begrenzungslinien hat. Jede neue Ausrichtung vonTiefenlinien bewirkt einen neuen Fluchtpunkt. Zwar liegen alle Flucht- punkte auf einer waagrechten Linie, die in Aughöhe durch das Bild geht – dieseLinienenntmandenHorizont–aberdieAnzahlderbenötigtenHilfs- liniennimmtzuunddieZeichenarbeitwirdumständlicherundschwieriger. Zeichenmaschinen Schonbaldbegannen Künstlerdarübernachzudenken,wie sie sichdieArbeitdes perspektivischen Zeichnenserleichtern könnten. VerschiedeneApparateund Zeichengeräte wurdenerfunden.Siealle verfügenüber Einrichtungen,diedasAugedes Zeichners aneinembestimmtenPunkt ( Augpunkt ) fixierenundaußerdemübereinenRahmen, derdieBildebenedarstellt.DieseRahmen sindmitMesseinrichtungenausgestattet: miteinerSkalaamRandodermiteinem Rasterauswaagrechtund senkrechtge- spanntenDrähten.MithilfedieserEintei- lungübertrugderKünstlerdas,waser innerhalbdesRahmens vom Augpunkt aus sehen konnte,auf seineZeichenfläche. Inbesonders schwierigen Fällenwurden auchSchnüre vomMotiv zum Augpunkt gespannt,umdie Lageeinesbestimmten PunktsaufderBildebene zuermitteln. 16 Die ZeichenmaschineAlbrechtDürers,um 1500 17 Zeichenhilfeausdem 18. Jahrhundert. GezeichnetwirdaufeineGlasplatteund vondieseranschließendeinAbzugauf angefeuchtetesPapiergemacht. v.Chr. 0 500 1000 1500 heute ab 1427,Masaccio:FreskenderBrancacci-Kapelle,Florenz 1 2 3 4 4 6 8 8 7 9 9 10 5 N r zu Prüfzwecken – Eigent m des Verlags öbv
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