Zeichen 4, Schulbuch
17 Ausdruck des Absolutismus Die italienischen Renaissance gärten wur- den bald in ganz Europa nachgeahmt. Im absolutistisch regierten Frank- reich wurden Symmetrie und die Ausrichtung der gesamten Umgebung auf das Schloss des Fürsten als Symbolik für absolute Herrschaft verstan- den. Das Schloss des Königs in Versailles war Zentrum und Maßstab für die Anlage der angrenzenden Stadt und der umliegenden Landschaft. Weite Ausblicke und räumliche Ausdehnung, scheinbar bis an den Hori- zont, sollte diesen Eindruck verstärken. Mit Versailles wollte der König alles Bisherige in den Schatten stellen. In der Vogelschau (Abb. 18, 20) erkennt man das Schloss und damit den Sonnenkönig im Brennpunkt der geordneten Welt. Versailles wurde zum Vorbild für alle europäischen Resi- denzen, auch für das Schloss Schönbrunn in Wien. Pentagon Die Villa Farnese in Caprarola ist ein ungewöhnlicher Bau. Der Architekt, Giacomo Barozzi da Vignola (1507–1573) entwarf sie als Pentagon mit kreisrundem Innenhof. Ihre Lage an einem steilen Abhang der Monti Cimini machte aufwendige Terrassierungen nötig. Die Villa selbst erhebt sich über einem festungsartigen Unterbau und auch ein Teil der Gärten wird von geböschten Mauern, die an Bastionen erinnern, gestützt. Vaux-le-Vicomte Eines der vollkommens- ten Beispiele französischer Gartenkunst sind die Gärten von Vaux-le- Vicomte (Abb. 19), geplant vom berühmten Gartenarchitekten André Le Nôtre (1613– 1700). Der Auftraggeber, Nicolas Fouquet, war Finanzminister Ludwigs XIV. Kurz nach dem pompösen Einweihungsfest ließ der König Fouquet verhaften. Als Grund wurde Veruntreuung angegeben. Man vermutet aber, dass die eigentliche Ursache der verletzte Stolz des Königs war: Sein Untergebener hatte es gewagt, ihn mit dieser prachtvollen Gartenanlage zu übertreffen. Ein Jahr später engagierte Ludwig XIV. Le Nôtre für die Gestaltung seines eigenen Gartens in Versailles. Grenzenlos Die Ansicht aus der Luft zeigt uns die gewaltigen Ausmaße der Gärten von Versailles: Gestaltung der Landschaft bis an den Horizont. 1661 wurde der Neubau des Schlosses in Versailles von Louis Le Vau (1612–1670), dem Architekten von Vaux-le-Vicomte (Abb. 19) begonnen. 1678 übernahm Jules Hardouin-Mansart (1646–1708) die Bauleitung. 18 Versailles: Übersicht aus der Vogelschau, gemalt vermutlich von Jacques André Portail um 1750 17 Palazzo Farnese in Caprarola, 16. Jh. 19 Vaux-le-Vicomte, erbaut 1656–1661 20 Park von Versailles: der große Teich v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1661, Baubeginn von Schloss Versailles Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlag öbv
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