Zeichen 4, Schulbuch
16 Villa und Garten Die künstlich arrangierte Natur, wie wir sie im Belvedere kennen gelernt haben, gab es am Anfang des 18. Jahrhunderts in allen Schlossgärten Europas. Das war nicht immer so. Im mittelalterlichen Eu- ropa spielten Gärten keine große Rolle. Religiöse Schriften sahen in Gär- ten zwar ein Symbol für das Paradies, und in Klöstern und Burgen gab es Nutzgärten für Obst, Gemüse und Heilkräuter. Mit den damals schon hochentwickelten Gartenkulturen der islamischen Welt oder auch Chinas und Japans war das aber nicht vergleichbar. Erst seit der Renaissance wurden Gartenanlagen im Rahmen architektonischer Konzepte auch in Europa zunehmend wichtig. Diese Entwicklung hatte in Italien begonnen. Mit der allgemeinen Wert- schätzung der Antike war dort auch das Interesse an der Architektur der römischen Antike und an deren in der Literatur beschriebenen prächti- gen Gärten erwacht. In der auf die Renaissance folgenden Epoche des Manierismus wurden in der Umgebung von Rom und im Hinterland Venedigs große Villen nach antikem Vorbild gebaut, zu denen auch aus- gedehnte Parkanlagen gehörten. Berühmte Beispiele sind die Villa Lante in Bagnaia bei Viterbo (Abb. 14–16) und die Villa Farnese in Caprarola (Abb. 17). Beide Villen wurden an steilen Berghängen errichtet. Ebene Flächen für die Bauplätze und die kunstvoll gestalteten Gärten mussten erst mit großem Aufwand geschaffen werden. Wasser Für einen blühenden Garten ist Wasser eine Notwendigkeit. Sprudelnde Brunnen und Wasserläufe sind aber auch Zeichen des Überflusses und unerschöpf- licher Ressourcen. Die vielen Brunnen der Villa Lante in Bagnaia werden von einem Wassertank auf einem Hügel gespeist, zu dem das Wasser mithilfe einer kompli- zierten Mechanik hochgepumpt wurde. Gestaltete Landschaft 15 Villa Lante in Bagnaia bei Viterbo, Parterre mit Heckenornamenten und Brunnenanlage 16 Villa Lante in Bagnaia bei Viterbo, Heckenornamente 14 Garten der Villa Lante in Bagnaia: Details zweier Springbrunnen (oben, Mitte) und steinerne Wasserrinne mit Sprudeleffekt (unten) Künstliche Paradiese Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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