Zeichen 3, Schulbuch
87 8 Paul Klee: Hauptweg und Nebenwege, Öl auf Leinwand, 83 × 67 cm, 1929 und Nebenwege“ (Abb. 8) anregen. Die horizontalen Unterteilungen des Mittelstreifens werden in den begleitenden Seitenstreifen zuerst verdop- pelt, dann vervierfacht usw. Trotz der fast mathematisch strengen Kon- struktion wirkt das Bild nicht starr, sondern reich und lebendig. Die zarten Farben und die wie abgeschabt wirkende Oberfläche scheint beinahe zu leuchten. Man kann sich an Tonleitern erinnert fühlen oder an einen Flug über eine Felderlandschaft oder an Lebenswege. Klee spielte gerne mit Mehrdeutigkeiten. Ein berühmter Satz Paul Klees lautet: „Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ Stell dir eine Person vor, die sich von Kunst in erster Linie eine naturgetreue Darstellungsweise erwartet. Wie könntest du diesem Menschen das Klee-Zitat anhand eines konkreten Beispiels erklären? Welches Bild suchst du dir zu diesem Zweck aus? Bei Bildern wie „Harmonie blau=orange“ (Abb. 6) könntest du vielleicht selbst denken: „Das kann ich auch. Ich brauche nur ein Blatt in vier eckige Felder einteilen und diese mit verschiedenen Farben ausmalen.“ – Mach es! Nimm das Klee-Bild als Anregung, ein bestimmtes Gefühl, eine Wetterstimmung oder eine Jahreszeit nur durch Farbtöne auszu drücken. Vielleicht entdeckst du nach deinen eigenen Malerfahrungen noch viele Feinheiten im Klee-Bild, die du vorher nicht gesehen hast. 9 Paul Klee: Tanzszene, Aquarell auf Papier, 39,4 × 28,5 cm, 1938 Bildnotiz Auch ein rasch skizziertes, einfaches Strichmännchen kann eine treffende Bildnotiz sein: Tanz als unmittelbarer Ausdruck von Bewegung und Rhythmus. Paukenschlag Kurz vor seinem Tod malte Klee den „Paukenspieler“ (Abb. 10). Da es sich wieder um die Charakterisierung eines Instruments handelt, drängt sich ein Vergleich mit der fast zwanzig Jahre zuvor entstandenen „Zwitschermaschine“ (Abb. 3) auf: Damals ging es um zarte, hohe Töne, und Klee verwendete in seinem Bild kritzelnde Striche, die er mit einer Feder auftrug. Diesmal werden die harten Schläge des Paukenspielers durch dicke, schwarze Pinselstriche und Flecken in grellem Rot dargestellt. Die Figur ist auf ein hieroglyphenartiges Zeichen vereinfacht. Arm und Paukenschlägel sind eins. Aus dem Kopf blickt uns ernst und fest ein großes Auge entgegen. 10 Paul Klee: Paukenspieler, 1940 v.Chr. 0 500 1000 1500 heute 1932, Paul Klee: Polyphonie Nur zu Prüfzwecken – Eigentum des Verlags öbv
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